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Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Titel: Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold
Autoren: Anne Rice
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diesen Schwarzhaarigen nun abschätzend betrachtete, sprang Santino von der Bank auf und wich zurück, wobei er einen Finger schreckerfüllt auf Thorne richtete. Doch nicht schnell genug.
    Thorne warf seine gesamte Gedankenkraft Santino entgegen, der auf die Knie sank und immer wieder »Thorne!« rief – dann barst sein Körper, Blut floss aus jeder Öffnung, bis schließlich Feuer aus seiner Brust und seinem Kopf emporschoss und er sich windend auf dem Boden zusammenbrach, wo ihn die Flammen endgültig verzehrten.
    Maharet hatte einen fürchterlichen Jammerschrei ausgestoßen, woraufhin Mekare erschien, um zu sehen, wer ihrer Schwester solchen Schmerz zugefügt hatte.
    Maharet erhob sich. Sie schaute auf den talgigen Aschefleck zu ihren Füßen. Thorne blickte zu Marius; ein kleines, bitteres Lächeln umspielte dessen Lippen. Er nickte Thorne zu.
    »Ich brauche keinen Dank von dir«, sagte Thorne. Maharet weinte, ihre Schwester hielt ihren Arm gefasst und bat sie stumm um eine Erklärung.
    »Wergeid, meine Herrin«, sagte Thorne. »Wie einst zu meiner Zeit. Dies ist das Wergeid für mein Leben, das du mir nahmst, als du mich zum Bluttrinker machtest. Ich forderte das Wergeid ein, indem ich Santino hier unter deinem Dach das Leben nahm.«
    »Ja, und gegen meinen Willen«, rief Maharet. »Du hast etwas Entsetzliches getan! Dabei hat Marius, dein Freund, dir doch gesagt, dass ich hier herrschen muss!«
    »Wenn du hier herrschen willst, dann herrsche aus eigener Kraft«, sagte Thorne. »Halt dich nicht an Marius, damit er dir sagt, wie man es macht. Ha, sieh, dein Werkzeug, Rocken und Spindel!
    Wie willst du den Heiligen Urkern schützen, wenn du nicht einmal die Kraft hast, die zu bekämpfen, die sich dir widersetzen?« Sie brachte kein Antwort über die Lippen, und Thorne sah, dass Marius erzürnt war und dass Mekare ihn drohend betrachtete. Er ging auf Maharet zu, starrte sie durchdringend an, ihr glattes Gesicht, das keine Spur menschlichen Lebens mehr aufwies. Die lebendigen, menschlichen Augen schienen in das Gesicht einer Statue eingepasst.
    »Hätte ich doch ein Messer«, sagte er, »hätte ich doch ein Schwert oder sonst eine Waffe, um sie gegen dich zu erheben!« Und dann tat er das Einzige, was ihm übrig blieb: Er packte sie mit beiden Händen bei der Kehle und wollte sie niederringen. Ihm war, als klammerte er sich an einen Marmorblock. Sie schrie wild auf. Er konnte kein Wort verstehen, doch als ihre Schwester ihn sanft von ihr fortzog, wusste er, dass es ein warnender Schrei gewesen war, um seinetwillen. Er hatte immer noch beide Hände ausgestreckt und mühte sich freizukommen, doch vergebens. Diese beiden, ob allein oder gemeinsam, waren unbesiegbar.
    »Mach ein Ende, Thorne«, rief Marius. »Es reicht. Sie weiß, was in deinem Herzen vorgeht. Mehr kannst du nicht erreichen.« Maharet sank erschüttert auf die Bank nieder und saß weinend da, und neben ihr Mekare, die Thorne wachsam im Auge behielt. Thorne sah, dass außer ihm alle Angst vor Mekare hatten, und als er an Santino dachte und den schwarzen Fleck am Boden betrachtete, spürte er glühende, tiefe Freude. Dann sprang er plötzlich auf, trat an Mekare heran und flüsterte ihr hastig etwas ins Ohr, das nur für sie bestimmt war, wobei er sich fragte, ob sie überhaupt den Sinn erfasste. Doch in Sekundenschnelle wusste er es. Unter Maharets erstaunten Blicken zwang Mekare ihn in die Knie, umfasste sein Gesicht und wandte es nach oben. Und dann spürte er, wie ihre Finger sich in seine Augenhöhlen bohrten und die Augäpfel daraus hervorholten.
    »O ja, welch gesegnete Finsternis«, stöhnte er, »und nun die Ketten, ich bitte dich, die Ketten! Die Ketten, oder töte mich!« Durch Marius’ Augen konnte er sich selbst sehen, wie er blind umhertastete. Er sah das Blut, das ihm übers Gesicht lief. Er konnte Mekare sehen, die Maharet seine Augen ins Gesicht einfügte. Er sah die beiden hoch gewachsenen, zierlichen Frauen, deren Arme sich verschränkten, als die eine sich verhalten wehrte und die andere sich mühte, das Begonnene zu vollenden.
    Dann spürte er, wie sich alle um ihn sammelten, spürte den Stoff ihrer Kleider und die glatten Hände. Man legte ihm die Fesseln um. Er spürte die dicken Kettenglieder und wusste, dass er sich nicht daraus befreien könnte. Er schwieg, als sie ihn fortschleppten.
    Blut floss aus seinen Augenhöhlen. Er wusste es. Und nun lag er an einem ruhigen, einsamen Ort, gebunden, wie er es sich erträumt hatte. Nur
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