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Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Titel: Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold
Autoren: Anne Rice
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tausendmal zuvor, schob mich langsam heran, sodass sie oder Enkil mich abweisen konnten, wenn ihnen der Sinn danach stand. Und dann trank ich endlich von ihr, vielleicht sogar aus der gleichen Ader ihrer weißen Kehle wie Lestat. Als ich mich zurückzog, hielt ich den Blick fest auf Enkil geheftet. Seine kalten Züge zeigten nichts als Teilnahmslosigkeit.
    Als ich am nächsten Abend erwachte, hörte ich abermals Geräusche aus dem Schrein und fand weitere Gegenstände zerbrochen vor. Ich merkte, dass mir nichts anderes übrig blieb, als Lestat fortzuschicken. Wieder einmal eine bittere Trennung, nicht weniger traurig als die von Pandora oder Bianca. Ich werde nie vergessen, wie hübsch er mit seinem flachsfarbenen Haar und den unergründlichen blauen Augen war, wie er ewige Jugend ausstrahlte und überquoll von verrückten Hoffnungen und phantastischen Träumen. Und er war so verletzt und getroffen, dass er nun fortgeschickt wurde! Wie sehr mein Herz schmerzte, dass ich zu dieser Maßnahme gezwungen war. Ich hatte nur den einen Wunsch, dass er bei mir blieb – mein Schüler, mein Liebster, mein Rebell. Wie sehr ich seinen Redefluss, seine ehrlichen Fragen liebte und seine verwegenen Appelle, das Herz der Königin zu erlangen, die Freiheit für sie zu erlangen! Könnten wie sie nicht irgendwie von Enkil befreien? Könnten wir ihr nicht irgendwie neues Leben einhauchen? Aber allein schon darüber zu sprechen war gefährlich! Und das begriff Lestat einfach nicht. So musste ich diesen jungen Zögling, den ich liebte, gehen lassen, gleichgültig, wie sehr mein Herz schmerzte, wie einsam meine Seele war und wie verletzt ich an Geist und Verstand war. Aber ich hatte mittlerweile wirklich Angst, wie Akasha und Enkil reagieren könnten, wenn sie abermals aufgestört würden. Und diese Angst wollte ich nicht mit Lestat teilen, weil ich ihn damit erschrecken oder, noch schlimmer, ihn noch weiter anspornen könnte.
    Du siehst, damals schon erkannte ich, wie rastlos er war, wie unglücklich mit Dem Blut und wie eifrig darauf bedacht, in der Welt der Menschen einer Aufgabe zu dienen, die er, wie er genau wusste, nicht hatte.
    Und nachdem er fort war, grübelte ich in meinem ägäischen Paradies ernstlich darüber nach, ob ich Der Mutter und Dem Vater ein Ende setzen sollte.
    Alle, die unsere Chroniken gelesen haben, wissen, dass dies im Jahr 1794 geschah, als sich so viel Staunenswertes, Wunderbares in der Welt tat.
    Wie konnte ich weiterhin diese Wesen hüten, die für ebendiese Wunder eine Bedrohung sein könnten?
    Aber sterben wollte ich auch nicht. Nein, ich habe nie wirklich sterben wollen. Und so vernichtete ich Die Eltern nicht. Ich fuhr fort, für sie zu sorgen, sie mit den Symbolen meiner Anbetung zu überschütten.
    Und als wir hineinschritten in die unzähligen Wunder der modernen Welt, fürchtete ich den Tod mehr denn je zuvor.

 
     
     

     
Aufstieg und Fall Akashas

 
     
     
35
     
    E s mag etwa zwanzig Jahre zurückliegen, dass ich Die Mutter und Den Vater übers Meer nach Nordamerika und in die Eiswüste weit im Norden brachte, wo ich unter dem Eis mein prächtiges Haus errichtete, das Lestat in seinem Buch Die Königin der Verdammten beschrieben hat.
    Ich will nur kurz noch einmal darauf zurückkommen, was ich zuvor schon erzählte – dass ich für Die Eltern einen riesigen, modernen Schrein baute, mit einem Fernseher, der ihnen Musik und andere Unterhaltung und »Nachrichten« aus aller Welt vermittelte.
    Was mich anging – ich lebte allein in diesem Haus und erfreute mich einer ganzen Anzahl gut geheizter Räume und Bibliotheken, in denen ich mich meinen ewigen Leseorgien und Schreibarbeiten hingab und mir ganz fasziniert Filme und Dokumentarsendungen ansah. Ein- oder zweimal war ich als Filmemacher in der Welt der Sterblichen in Erscheinung getreten, doch im Allgemeinen lebte ich recht einsam und wusste nur wenig oder gar nichts über die anderen Kinder der Jahrtausende. Was interessierten mich andere, solange nicht Bianca oder Pandora den Wunsch verspürten, wieder mit mir zusammen zu sein? Und der Vampir Lestat, nun, als er mit seiner lärmenden Rockmusik die Bühne betrat, fand ich das zum Schreien komisch. Eine perfektere Verkleidung für einen Vampir gab es ja wohl nicht, dachte ich.
    Aber als er dann Musikvideos veröffentlichte, wurde mir klar, dass er auf diesem Weg die gesamte Geschichte der Vampire an die Öffentlichkeit brachte, wie ich sie ihm enthüllt hatte. Und mir wurde auch klar, dass
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