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Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Titel: Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold
Autoren: Anne Rice
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stumme Mekare zu seinem neuen Tabernakel wurde.
    Und nach einer kurzen, Funken sprühenden Sekunde, in der wir alle uns fragten, ob uns nun der Tod holte, spürten wir unsere Kräfte wieder und blickten auf. Vor uns standen die Zwillinge. Maharet schlang den Arm um die Taille ihrer Schwester, während Mekare, die aus tiefster Isolation hierher gefunden hatte, nur ins Leere starrte, als kennte sie eine stille innere Ruhe, die für nichts anderes Raum ließ. Und von Maharets Lippen kamen die Worte: »Seht. Die Königin der Verdammten.« Damit war es vorbei.
    Die Herrschaft meiner geliebten Akasha – samt ihren Hoffnungen und Träumen – hatte abrupt ihr Ende gefunden. Und ich schleppte nicht länger die Last Jener, die bewahrt werden müssen durch die Welt.
    Das war die Geschichte von Marius.

 
     
     

     
DER LAUSCHER

 
     
     
36
     
    M arius stand beim Fenster und schaute hinaus in den Schnee. Thorne saß neben dem fast verlöschenden Feuer und sah nur Marius.
    »So hast du also für mich eine lange, feine Geschichte gewoben«, sagte er, »und ich fand mich ganz wundersam darin gefangen.«
    »So?«, sagte Marius leise. »Und vielleicht finde ich mich nun selbst in meinen Hass auf Santino verwoben.«
    »Aber Pandora war wieder mit dir zusammen«, sagte Thorne. »Du warst wieder mit ihr vereint. Warum ist sie jetzt nicht bei dir? Was ist geschehen?«
    »Ich war mit Pandora und Amadeo vereint, ja. Das ergab sich alles in jenen Nächten. Ich habe sie seitdem oft getroffen. Aber ich habe Verletzungen davongetragen. Ich verzichtete auf ihre Gesellschaft. Ich könnte jetzt zu Lestat und den anderen, die mit ihm zusammen sind, gehen. Aber ich tue es nicht. Meine Seele quält sich noch immer mit dem, was ich verloren habe. Ich weiß nicht, was mehr schmerzt – der Verlust meiner Göttin oder der Hass auf Santino. Sie ist für mich endgültig dahin. Santino lebt noch.«
    »Warum schaffst du ihn dir nicht vom Hals?«, fragte Thorne. »Ich helfe dir, ihn zu finden.«
    »Finden könnte ich ihn«, sagte Marius. »Doch ohne ihre Erlaubnis kann ich nichts tun.«
    »Meinst du Maharet?«, fragte Thorne. »Warum denn nicht?«
    »Weil sie nun die Älteste von uns ist, sie und ihre stumme Zwillingsschwester, und wir brauchen einen Anführer. Mekare kann nicht sprechen, und wenn sie es könnte, weiß ich nicht, ob sie den Verstand dazu hätte, also bleibt Maharet. Und selbst wenn sie die Erlaubnis verweigert, so muss ich ihr die Frage doch vorlegen.«
    »Ich verstehe«, sagte Thorne. »Zu meiner Zeit berief man eine Versammlung ein, um solche Fragen beizulegen. Man konnte von jemandem, der einen verletzt hatte, eine Buße verlangen.« Marius nickte.
    »Ich denke, ich will Santinos Tod«, flüsterte er. »Mit allen anderen habe ich Frieden geschlossen, nur ihm könnte ich Gewalt antun.«
    »Und mit gutem Recht«, sagte Thorne, »nach dem zu urteilen, was du mir erzählt hast.«
    »Ich habe Maharet gerufen«, erklärte Marius, »ich habe sie wissen lassen, dass du hier bist, dass du nach ihr suchst. Ich habe ihr auch mitgeteilt, dass ich sie wegen Santino fragen muss. Ich hungere nach ihren weisen Worten. Vielleicht möchte ich ja sehen, dass ihre müden sterblichen Augen voller Mitleid auf mir ruhen. Ich erinnere mich daran, wie geschliffen sie ihren Widerstand gegen die Königin formuliert hat. Ich erinnere mich an ihre Kraft, und vielleicht brauche ich die nun… Vielleicht hat sie ja inzwischen auch für sich die Augen eines Bluttrinkers gefunden und muss sich nicht länger mit den Augen ihrer menschlichen Opfer herumplagen.«
    Thorne dachte eine ganze Weile nach. Dann erhob er sich von der Couch und stellte sich neben Marius ans Fenster.
    »Kannst du schon ihre Antwort hören?«, fragte er. Er konnte seine Gefühle nicht verbergen. »Ich möchte zu ihr. Ich muss zu ihr!«
    »Habe ich dich denn gar nichts gelehrt?«, fragte Marius, indem er sich Thorne zuwandte. »Habe ich dich nicht gelehrt, dass du voller Liebe an diese zarten, komplizierten Geschöpfe denken sollst? Ich dachte, das wäre die Moral aus meiner Geschichte.«
    »O ja, das schon«, sagte Thorne, »und ich liebe sie, wirklich, zumindest ihre zarte, komplizierte Seite, wie du es so taktvoll formuliert hast, aber siehst du, ich bin ein Krieger, und ich taugte eigentlich nie für die Ewigkeit. Und der Hass, den du für Santino hegst, ist das Gleiche wie die Leidenschaft, die ich für sie hege. Und Leidenschaft kann sich zum Guten oder Bösen wenden. Ich kann es nicht
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