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Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Titel: Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold
Autoren: Anne Rice
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ändern.«
    Marius schüttelte den Kopf.
    »Wenn sie uns zu sich holt, werde ich dich verlieren. Ich sagte dir ja schon, du kannst ihr nichts antun, es ist gar nicht möglich.«
    »Mag sein oder auch nicht«, sagte Thorne. »Aber wie auch immer, ich muss sie sehen. Sie weiß, weswegen ich komme, und sie wird in dieser Angelegenheit ihren Willen bekommen.«
    »Nun«, sagte Marius, »es ist Zeit, dass wir uns zur Ruhe legen. Die Morgenluft trägt mir seltsame Stimmen zu. Und ich fühle das verzweifelte Bedürfnis zu schlafen.«
     
    Als Thorne erwachte, fand er sich in einem samtig glatten hölzernen Sarg wieder.
    Ohne Furcht hob er den Deckel an – es ging ganz leicht –, schlug ihn zurück und setzte sich auf, um den Raum, in dem er sich befand, zu betrachten. Es war eine Art Höhle, und jenseits davon toste der lärmende Chor eines tropischen Dschungels. Die verschiedenartigen Düfte des üppigen Grüns drangen ihm in die Nase, er empfand sie als köstlich und seltsam, und gleichzeitig sagten sie ihm: Maharet hatte ihn in ihr Versteck gebracht. Er stieg, so elegant es eben ging, aus dem Sarg und fand sich in einem weiten Raum, in dem verstreut eine Anzahl aus Stein gehauener Bänke standen. An drei Seiten drängte der wuchernde Dschungel gegen einen feinen Maschendraht, und von oben rieselte sanfter Regen durch die Maschen und erfrischte Thorne. Links und rechts sah er Durchgänge, die zu weiteren solchen Lichtungen führten. Und den Geräuschen und Gerüchen folgend, was jeder Bluttrinker konnte, wandte er sich nach rechts, bis er in eine große Umfriedung kam, wo die saß, die ihm Das Blut gegeben hatte. Sie saß dort, wie er sie zu Beginn seines langen Lebens zum ersten Mal erblickt hatte, in ein anmutiges Gewand aus purpurfarbener Wolle gehüllt; sie riss sich einzelne rote Haare aus ihrem Schopf und wob sie mit ihrer Spindel zum Faden. Lange Zeit starrte er sie nur an, als könne er seinen Augen nicht trauen. Sie wandte ihm ihr Profil zu, wusste jedoch sicher, dass er da war, fuhr aber mit ihrer Arbeit fort, ohne ein Wort zu ihm zu sprechen. Auf der anderen Seite des Raumes sah er Marius auf einer Bank sitzen und an dessen Seite eine wunderschöne, königliche Frau. Das musste Pandora sein. Tatsächlich, er erkannte sie an ihren braunen Haaren. Und da, an Marius’ anderer Seite, saß der Jüngling mit dem kastanienfarbenen Haar, von dem er erzählt hatte: Amadeo.
    Aber da war noch jemand, und das war ohne Zweifel der schwarzhaarige Santino. Er saß nicht weit von Maharet, und er schien zurückzuschrecken, als Thorne eintrat, nahm die Bewegung dann jedoch mit einem Blick auf Marius wieder zurück und schob sich schließlich wie in Verzweiflung näher an Maharet heran.
    Feigling, dachte Thorne, aber er sagte nichts. Langsam wandte Maharet den Kopf, bis sie Thorne ansah und er ihr in die Augen schauen konnte – menschliche Augen, traurig und blutunterlaufen.
    »Was kann ich für dich tun, Thorne«, fragte sie, »damit deine Seele wieder zur Ruhe kommt?«
    Er schüttelte den Kopf und machte eine Geste, die Schweigen erbat, nicht forderte.
    Inzwischen war Marius aufgestanden, und sofort traten Pandora und Amadeo an seine Seite.
    »Ich habe lange und sorgfältig nachgedacht«, erklärte Marius, die Augen auf Santino geheftet, »ich kann ihn nicht töten, wenn du es verbietest. Ich werde nicht derart den Frieden brechen. Ich glaube zu fest daran, dass wir nach Regeln leben müssen, weil wir sonst bald alle vom Erdboden verschwänden.«
    »Dann ist das erledigt«, sagte Maharet, und ihre vertraute Stimme ließ Thorne erschaudern, »denn ich werde dir nie das Recht zugestehen, Santino zu vernichten. Ja, er tat dir Schlimmes an, und das war schrecklich für dich, und ich hörte, wie du Thorne dein Leid erzähltest. Ich bin deinen Worten voller Sorge gefolgt. Aber du darfst ihn nicht töten. Ich verbiete es. Und wenn du dich jetzt gegen mich wendest, ist niemand mehr da, der irgendjemanden im Zaum halten könnte.«
    »Das ist wahr«, antwortete Marius. Seine Miene war finster und unglücklich. Er blickte wütend zu Santino. »Es muss jemand da sein, der für Mäßigung sorgt. Aber trotzdem ist es mir unerträglich, dass er nach dem, was er mir angetan hat, leben soll.« Zu Thornes Verwunderung wirkte der junge Amadeo, als ob er das alles sehr rätselhaft fände. Pandora allerdings schien traurig und beunruhigt, als befürchte sie, dass Marius sein Wort nicht halten werde.
    Aber Thorne wusste es besser.
    Und als er
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