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Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen

Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen

Titel: Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen
Autoren: Gillian Philip
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wie unendlich leid er mir tat. Er musste seine Geliebte zurücklassen und ich nicht.
    Er war strikt dagegen, dass Eili ihn begleitete. Die Anderwelt würde sie umbringen, allein schon die Luft. Sie sei mit ihrer eigenen Welt verbunden wie mit einem Geliebten, sagte er. Und außerdem sei sie schon im Besitz einer anderen männlichen Seele. Ihr Tod würde Fox vernichten; seiner sie zerstören. Sie beide waren durch den Namen, den sie trugen, auf ewig mit dieser Welt verbunden. Risse man sie aus dieser Welt, würde es sie beide umbringen. Und Conal weigerte sich, sich mit ihr zu vermählen.
    „Wenn ich zurückkomme und für immer hierbleibe“, sagte er, als sie sich weinend an seine Brust warf, „dann, erst dann.“
    „Was meinst du mit für immer?“ Ich hatte gehört, was er gesagt hatte, und ich hatte da so meine Bedenken.
    „Glaubst du etwa, dass wir nicht zurückkommen?“ Er ging fast an die Decke. „Ich werde wiederkommen, und du auch. Wir kommen wieder, Seth, und zwar oft! Eines Tages dann für immer, aber bis dahin, bei den Göttern, bis dahin kommen wir so oft wie möglich wieder hierher zurück!“
    „Gut und schön“, sagte Leonora trocken. „Aber lasst euch bloß nicht von Kate dabei erwischen.“
    Rionna saß an den Ufern des Schleusentors und weinte bittere Tränen. Aber es nützte nichts. Sie war mit Angus vermählt und natürlich würde sie ihm folgen. Sie hätte ihn bis vor die Tore der Hölle begleitet. Und eines Tages würde sie das gewiss auch tun.
    Ich sah Leonora in den See hineinwaten und schaute zu meinem Bruder hinüber. Ich schloss die Augen und stellte mir die beiden vor, wie sie in die regennasse, bewaldete Sumpflandschaft hinaustraten, die so grün und so anmutig erschien in ihrem Farbenspiel aus Ufer und Bäumen und Himmel. Vielleicht würde das Leben in der Anderwelt doch gar nicht so schlecht werden. Das Schleusentor auf der anderen Seite war atemberaubend schö n – ein Ort, an dem man gern in die Welt hinaustrat.
    Wir würden gen Osten gehen, sagte Conal, wo uns niemand kannte. Wir würden uns dort am Ufer eines Meeresarmes niederlassen und in Ruhe und Abgeschiedenheit hinter dem schwächer werdenden Schleier leben, und wir würden uns auf die Suche nach Leonoras verdammtem Stein machen, und wenn uns das Exil zum Halse heraushing, würden wir eben von Zeit zu Zeit in unsere Welt zurückschleichen, wie Diebe in der Nacht.
    Kate hatte unendlich viel Geduld. Leonora aber auch.
    Unter dem grenzenlosen, tiefblauen Sithe-Himmel mit seinen Federwolken saßen Catriona und ich, hielten uns bei den Händen und lächelten einander an. Sie berührte meine Lippen mit ihren zarten Fingern und ich küsste sie. Der Tag hätte in seiner strahlenden Schönheit nicht grausamer sein können. Ich mochte nicht einmal in den Himmel oder über die Moore blicken. Wir hatten nur Augen füreinander, als ich sie zum Schleusentor geleitete. Gemeinsam gingen wir unserem Schicksal entgegen. Zumindest das taten wir noch gemeinsam.
    Ich sah sie nicht an, als wir auftauchten. Ich schüttelte mir das Wasser aus den Haaren wie ein Otter. Ihre Finger waren immer noch fest mit den meinen verschränkt, aber das nahm ich kaum wahr. Etwas war ander s – und ich war entsetzt. Der Wald auf dieser Seite war kein Wald mehr. Stattdessen blickte ich auf eine öde Moorlandschaft, abgestorbene Baumstümpfe und einen grau verhangenen Himmel. Ich versank im schlammigen Untergrund, als ich aus dem Wasser in unser neues Leben watete. Es war alles so anders, so verändert. Catriona folgte mir zögernd. Sie kam nur langsam voran und geriet an meiner Seite immer wieder ins Straucheln, bis ich ihre Hand noch fester ergriff.
    Conal war vor mir angekommen und schaute mich vom Ufer aus an. In seinen Augen lag blankes Entsetzen, genau wie in Angus’. Leonora und Rionna hingegen sahen so tieftraurig aus, dass ich lachen musste.
    „Kommt schon“, sagte ich. „So schlimm ist es doch nicht. Hurra, Neuanfang und so, ihr wisst schon.“
    Neben mir stolperte Catriona schon wieder. Bevor sie mit den Knien voran in den Morast stürzen konnte, drehte ich mich zu ihr, um sie aufzufangen. Ihre Finger fühlten sich seltsam knochig an. Und als sie zu mir aufsah, wusste ich, dass meine Mutter, in welchem Fegefeuer sie auch immer brennen mochte, mich in diesem Augenblick verspottete.
    Ich nahm meine Geliebte in die Arme, vergrub mein Gesicht an ihrem faltigen Hals und begann zu weinen.

Epilog

    I ch weiß nicht, wie oft ich mir in den
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