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Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen

Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen

Titel: Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen
Autoren: Gillian Philip
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geliebt, das weißt du. Und du weißt jetzt auch, dass ich so etwas wie Skrupel nicht kenne. Du, mein Lieber, hast sie im Überfluss. Nun geh. Geh in dein Exil und bitte mich nie wieder, dir etwas zu versprechen. Ich werde dir keinen Wunsch erfüllen.“ Sie zog die Oberlippe hoch. „Du. Hast. Keine. Wahl“, zischte sie bedrohlich.
    „Aber er hat mich!“
    Endlic h – endlich ! – sah ich blankes Entsetzen in Kates Augen. Es flackerte nur für den Bruchteil einer Sekunde auf, aber ich hatte es gesehen. Und dann sah ich den Raben, der seine Kreise über Kate zog, sah seine pechschwarzen, glänzenden Augen und hörte sein krächzendes, spöttisches Lachen. Er landete auf dem ausgestreckten Arm von Leonora, die plötzlich zwischen mir und ihrem Sohn stand.
    Das war sicherlich auch eine Art Lernerfolg: zu erkennen, dass ich all meine einst verhassten Feinde plötzlich lieben konnte. Ich war überglücklich, die alte Hexe hier zu sehe n – wo genau sie hergekommen war, wussten nur die Götter. Conal blickte genauso überrascht drein wie Kate und die Krieger, die scharenweise aus der Halle flüchteten. Angus gewann indes den Preis für das schönste Schockmoment: Er rieb sich ungläubig die Augen und öffnete die Lippen zu einem deutlichen „Oh“. Dieser Clown.
    „Aha“, sagte Kate, als sie ihre Fassung zurückgewonnen hatte. „Wir haben uns also für den Tod und die Zerstörung der Festung entschieden, hab ich Recht?“
    Leonora seufzte, klopfte sich Erde und Spinnweben vom Mantel und kraulte den Raben am Hals. „Du hattest in deinem ganzen Leben noch nie Recht.“
    Ich verdrehte die Augen. Hoffentlich würde dieses Spektakel nicht mit einer harmlosen Stutenbeißerei beginnen und in einem Blutbad enden.
    „Ich habe gerade deinem geheiligten Sohn hier erklärt, dass mein Vorteil meine absolute Skrupellosigkeit ist. Ich werde diese Festung und alle, die in ihr leben, ohne mit der Wimper zu zucken, dem Erdboden gleichmachen.“
    „Nein, das wirst du nicht“, gab Leonora zurück. „Nicht, wenn mein Sohn ins Exil geht und ich ihn begleite.“
    Es verschlug mir den Atem, als hätte mir jemand in die Magengrube getreten. Conal schien es ähnlich zu ergehen.
    Leonoras Stimme klang genauso süß und glockenhell wie die von Kate, als sie sagte: „Höchste Zeit, sich zu unterhalten.“
    Nur vier Menschen erfuhren jemals, welches Abkommen Kate und Leonora geschlossen hatten. Sie sprachen ruhig und vernünftig miteinander wie alte Freunde, die sich über ihre gemeinsame Jugend unterhielten, und ich bin mir sicher, dass sie niemand dabei belauscht hat.
    Das gereichte beiden Seiten zum Vorteil. Jedenfalls zum damaligen Zeitpunkt. Später sah die Sache schon anders aus.
    „Ich weiß, was du denkst, Leonora“, sagte Kate.
    „Das will ich auch schwer hoffen. Du wärest keine gute Sithe-Königin, wenn du nicht Gedanken lesen könntest“, gab Conals Mutter zurück.
    Kate lachte kehlig. „Gut gekontert, Leonora, das muss ich dir lassen. Hör zu: Ich war überall dort, wo du warst, ich habe alle gesehen, die du gesehen hast, und ich weiß alles, was du weißt.“
    „Tatsächlich?“
    „Sie hat mir alles erzählt. Sie hat mir all das erzählt, was sie auch dir erzählt hat, Leonora.“
    „Das überrascht mich.“ Leonora streckte die Hand nach ihrem Raben aus und strich ihm liebevoll über den Schnabel.
    „Das braucht es nicht. Skinner hat mir sehr geholfen. Er kann sehr überzeugend sein, weißt du.“
    „Die Prophetin ist also tot?“ Leonora schien das zu bedauern, aber eine Welt schien für sie deswegen nicht zusammenzubrechen.
    „Natürlich ist sie das. Und du wirst ihn nicht finden.“
    „Den Stein?“
    Ein Schauer lief mir über den Rücken, als wäre ein Lammyr über mein Grab gelaufen.
    „Den Stein.“ Kate nickte. „Den Blutstein.“
    „Ach, den werde ich bestimmt finden. Griogair Dubhs Erbe wird mir zur Seite stehen, und das scheint ja wohl der Schlüssel zu sein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er sich jemals auf deine Seite schlagen würde.“
    Conal grinste bei diesen Worten.
    „Na schön, dann suche ihn doch“, sagte Kate gelassen. „Und wenn du ihn gefunden hast, werde ich ihn dir wieder abnehmen.“
    „Das kannst du gern versuchen“, mischte ich mich ein.
    Kate ließ mir ein Lächeln zuteilwerden. Dieses Mal lief mir der Schauer nicht nur den Rücken hinunter, er ließ meinen gesamten Körper erbeben.
    „Die Prophetin hatte auch über dich ein paar ausgewählte Dinge zu berichten, du
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