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Cholerabrunnen

Cholerabrunnen

Titel: Cholerabrunnen
Autoren: Stefan Jahnke
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in den Kofferraum zu legen. Ob er mit seinem Tun jedoch überhaupt Erfolg haben kann, steht noch in den Sternen. Der Wagen fuhr gegen die Mauer. Sicher kaputt… alles umsonst. Na ja, wenigstens trockene Klamotten hat er nun.
     
    „Hallo, Toni 42, kommen!“
    Nichts. Seit über einer Stunde ruft er nun den Wagen da draußen und hat keinen Erfolg. Machen die wieder einmal Pause, schoben noch einen Privatbesuch ein oder was auch immer? Tim ist nicht so… der Bernhardt reißt ihn immer wieder in solche Dinge hinein und dann müssen sie beide dran glauben. Mist!
    „Bernhardt, Tim, los jetzt, meldet Euch! Macht keinen Quatsch!“
    Nichts. Nur Stille. Er geht noch einmal die Frequenzen durch. Man kann sich ja auch einmal täuschen. Zwar kommt es selten vor… bei ihm besonders. Trotzdem… so kann er noch ein paar Minuten Zeit schinden, ehe er seinen Chef informieren muss. Das will er denen eigentlich ersparen. Wobei… bei den vielen Eigenmächtigkeiten der letzten Tage brauchen die unbedingt einen Dämpfer. Einen sehr starken sogar. Kommt der heute nicht von oben, so wird er sich die beiden vornehmen. Und wenn sie dann noch zucken, sagt er ihnen erst recht die Meinung. Was die sich einbilden!
    „So, letzter Aufruf für Toni 42. Kommen!“
    Nichts. Verdammt! Rein zufällig schaut er auf die Bewegungskarte. Die Wagen mit GPS kann er dort genau sehen, orten gar. Hmm… wie das? Er schaut noch einmal hin, reibt sich die Augen. Was machen die denn auf der Kesselsdorfer Straße, ganz im Süden der Stadt? Ist ja nun wahrlich ein Stück von der Elbe weg und hat sicher nichts mit Hochwasserschutz und der Einhaltung der eingeleiteten Maßnahmen zu tun. Nein, jetzt… jetzt ist das Fass übervoll.
    Wütend, noch einen Ausdruck vom Drucker reißend, stapft er ins Büro des Chefs, der natürlich den Telefonhörer am Ohr hat, ihn jedoch hereinwinkt. Na, wenigstens das. Er schluckt und tritt ein.
    „Na, was gibt’s?“
    Er legt nur die Ausdrucke vor den dicklich und in keine Uniform passenden Mann mit dem silbergrauen Haarkranz um eine polierte Platte. Der blickt darauf, schaut dann fragend zum Operator.
    „Toni 42. Bernhardt und Tim. Melden sich seit einer Ewigkeit nicht und kurven nun auch noch da oben herum, anstatt unten bei den Flutschutzwänden.“
    Es ist ihm peinlich. Die Kollegen verpfeifen? Nun, sie wollten es nicht anders. Trotzdem schaut sein Chef ihn an, als würde er eben den größten Betrug begehen, den man sich überhaupt denken kann.
    „Ich wollte das nicht. Habe sie immer wieder angerufen… aber… sie melden sich einfach nicht. Verstehst Du? Ich musste kommen. Kann doch nicht sein, dass die… gerade heute, wo alles Drunter und Drüber geht. Darum…“
    Der Chef hebt beschwichtigend die Hände. Er ist nicht beruhigt, aber etwas ruhiger. Gut? Nein, sicher nicht.
     
    Man füllt die wie Wasserbananen aussehenden Langsäcke per Pumpe gleich von der übergelaufenen Straße her. Alles ist nass und die Kollegen fluchen bei jedem Schritt, denn längst reichen gerade hier am Abzweig zur Schlachthofbrücke die Gummistiefel nicht mehr aus. So ein Kram aber auch, denkt sich Behringer. Erst hatte er diesen Dicken, dann musste er von einem Kollegen am Cholerabrunnen übernehmen, weil es dem plötzlich schlecht wurde. Angeblich kannte der den Toten und lief nur noch aschfahl durch die Gegend. Freund vielleicht? War nicht aus ihm herauszubekommen. Und als er sich endlich auf einen wenigstens einigermaßen ruhigen Abend im Polizeizentrum zwischen Akten und Auswertungsdiagrammen freute, kam noch dieser Fall.
    Zwei Polizisten. Offensichtlich Gewalteinwirkung. Könnte auch noch von einem Unfall stammen. Der Wagen ist fort. Man fand ihn in der Nähe der Autobahnauffahrt Wilsdruff. Wahrscheinlich fuhren die, fuhr der Täter von dort per Anhalter weiter… oder er stieg in einen vorher abgestellten Fluchtwagen um. Kann man alles nicht ermitteln. Jeder Fährtenhund verweigert die Arbeit. Hier kann man einfach nichts riechen. Wo denn? Im Wasser?
    Er schaut auf die beiden Beamten. Noch sitzen sie im Wasser. Inzwischen haben die Kollegen die Fluten direkt um sie herum im Griff. Er patscht trotzdem noch durch Pfützen und der Schlick lässt ihn mehr als nur einmal nach Halt suchen. Sieht sicher nicht so aus, wie ein Hauptkommissar sich bewegen sollte. Verdammt noch eines!
    „Und? Gibt’s was Neues?“
    Glöckner kommt ganz aufgeregt angerannt.
    „Vielleicht. Wir haben eine Probe… die Kollegen meinen, sie fanden Blut auf dem
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