Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cholerabrunnen

Cholerabrunnen

Titel: Cholerabrunnen
Autoren: Stefan Jahnke
Vom Netzwerk:
nichts.“
    Kohlert schüttelt sich. Er weiß, worauf er sich mit diesen Kerlen einließ, aber dass es so schlimm sein könnte, ahnte er nicht einmal in seinen kühnsten Überlegungen. Und die waren reichlich schwarz. Er denkt gar nicht gern daran.
    „Also, er ist tot und lag unter dem Pflaster. Nun, das ist prima. Wer ihn dahin brachte… ist doch egal!“
    Schnittge lächelt und versucht, ganz gegen sein Alter, cool zu wirken. Es misslingt reichlich, denn er hat Angst. Schlotternde, kalte Angst, die er auch nicht wieder losbekommen wird. Immerhin… vielleicht schickte ihnen mit diesem Ort und der Leiche jemand eine eindeutige Botschaft? Er ist sich sicher, da steckt mehr dahinter, als man einem kleinen Sachbearbeiter, wie Kohlert nun einmal einer ist, bei der Polizei jemals anvertrauen würde. Dort traut doch seit den neuesten Datenschutzübertretungen keiner mehr irgendwem. Zumindest liest man das aus der Presse. Selbst bei wichtigen Prozessen sind die doch gar nicht in der Lage, alle Indizien genau zu untersuchen, mit Beweisen anderer, eindeutigerer Art zu hinterlegen und schließlich den Fall zu knacken. Zu viel geht in letzter Zeit schief. Das ist gut so. Ihnen kann es nützen. Nun lacht er doch.
    „Ja, der Kommissar ist sich sicher, dass der Dicke der wichtigste Fall ist. Dieser Schuss, meinte er auf dem Gang, ist doch nur Kosmetik. Vielleicht wollte man vom anderen Fall ablenken. Und die Sache mit den Polizisten schreibt er ein paar Polen oder Tschechen zu, die sich vielleicht noch fühlten, als sie ein paar Kilometer weit mit einem Polizeiwagen fahren durften… na ja, es einfach machten, Gedurft hatten sie es natürlich nicht… hahaha!“
    Der Israeli Begin blitzt Kohlert an. Der verstummt gleich wieder. Dann greifen sie alle zum Bier und trinken schweigend.
    „Stumpfe Gewalt. Ich würde sagen, das könnte die berühmte Kelle oder auch ein Baseballschläger gewesen sein. Keine näheren Erläuterungen. Tut mir leid. Mehr habe ich zurzeit nicht.“
     
    Behringer zieht die Augen hoch, legt die speckige Mappe mit dem Obduktionsbericht auf den Schreibtisch.
    „Vorläufiger Obduktionsbericht. Die Kollegen sind weiter dran und vielleicht entdecken wir ja noch etwas!“
    Heute teilt man das alles einzeln ein. Früher bekam man einen Anruf und ein paar Hinweise und erst ganz zum Schluss, manchmal erst kurz vor dem hoffentlich zu führenden Prozess, kam der eigentliche Bericht. Heute sichert man sich überall hin ab. Man könnte ja zur Rechenschaft gezogen werden. Er schluckt und flucht gleich wieder. Was geht es ihn an? Er weiß nun, was der Pathologe weiß… und das ist nicht gerade viel.
    Glöckner kommt mit einem Stapel Akten.
    „Was ist das denn nun?“
    Er zuckt mit den Schultern.
    „Alles, was ich über diesen Herrn Bauer und auch diesen Herrn Weinert finden konnte.“
    Aha, also bestätigte sich die These, der Dicke könnte der Unternehmer und Ex-Kommunist Weinert sein? Wenigstens ein kleiner Lichtblick in einer Zeit, in der sie schon gar nichts mehr richtig sehen. Behringer schluckt und schaut Glöckner an. Der grient. Na, wenn der denkt, er könne ihn vielleicht schocken…
    „Und… wie lautet die Zusammenfassung?“
    Schon versteinert sich Glöckners Gesicht.
    „Ähm… ja, also… da ist noch keine da. Und ich habe auch keinen Zusammenhang gesehen… weil ich noch nicht alles durch habe.“
    Behringer schaut ihn nur durchdringend an. Dann nickt sein Assistent und setzt sich gleich an den zweiten Schreibtisch, um sich selbst den eigentlich für seinen Chef gedachten Akten zu widmen. Der nickt amüsiert. Eigentlich schade um den Mann. Der hat einiges drauf. Nur leider zeigt er es nie zur rechten Zeit.
    Wie zufällig schlägt er eine der oberen Akten auf.
    Bauer… Buchhändler. Hmm… und der Dicke war ein Bauunternehmer. Bau… da war doch was… halt! Die beiden Kollegen aus dem Streifendienst starben doch am Zaun eines Baustoffhandels. Na ja, weit hergeholt. Zumal man dort auch umkommen kann, wenn man noch nie zwei Steine aufeinanderlegte. Ist eben eine Neunziggradkurve und die hat es bei jedem Regen in sich. Jetzt, da die Elbe aus dem Alberthafen auf die Magdeburger Straße drückte, war auch noch Schlick vorhanden. Tödliche Kombination. Warum aber fuhren die Polizisten so schnell? Gerade der Jüngere galt als vorsichtig.
     
    Rolf Mauersberger nutzt das kleine Radio im Zimmer. Auf Fernsehen hat er keine Lust und die große Literatur, die im Regal über dem Fernseher zu finden ist, besteht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher