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Cholerabrunnen

Cholerabrunnen

Titel: Cholerabrunnen
Autoren: Stefan Jahnke
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aus Bibel, einem Werk von Schiller und ein paar frivolen Kurzgeschichten, bei denen er sich heute irgendwie gar nichts Gescheites vorstellen kann.
    Nachrichten. Natürlich ist die zu erwartende Flutwelle ein Thema. In einigen Bereichen Sachsens werden die Warnstufen schon wieder aufgehoben, rückt der Katastrophenschutz ab und räumt man bereits auf. Dresden und viele Orte an der Elbe haben das Gröbste noch vor sich. Ihn interessiert es nicht. Er will nur weg, irgendwo ganz untertauchen, neu anfangen… oder zumindest unerkannt den Rest seines schon alten Lebens verbringen.
    „…handelt es sich nach neuesten Erkenntnissen um einen Buchhändler und einen Bauunternehmer. Letzterer machte sich in den vergangenen Jahren bereits einen nicht zu guten Namen, indem er verschiedene Zustände anprangerte und sich schließlich als selbst nicht so offen und ehrlich outen musste, wie vorher dargestellt. Derzeit versucht man, im direkten Umfeld der Toten Zusammenhänge oder auch Besonderheiten zu finden, die darauf schließen lassen, wie und durch wen sie ums Leben kamen. Hauptkommissar Behringer von der Mordkommission Dresden bearbeitet mit seinem Team beide Fälle, wie auch den eines tragischen Polizeiunfalls, bei dem zwei Beamte in Ausübung ihrer Pflicht ums Leben kamen. Auch hierbei bittet die Polizei um Mithilfe. Unklar sind derzeit der Verbleib der Dienstwaffen und, wie der Dienstwagen…“
    Mauersberger schluckt.
    Man bringt die Fälle in Zusammenhang. Genau das durfte nicht geschehen. Er flucht vor sich hin. Nun ist ihm klar, dass es mit einem wirklich ruhigen Ausflug in die Ferne sicher nichts wird. Irgendwann zählt man vielleicht einiges zusammen. Leute erinnern sich. Auch wenn er bei Bauer vorsichtig war und… na ja, er erschoss ihn nicht. Doch man wird schon bemerken, dass sich jemand an dessen Mantel zu schaffen machte. Hauptsache… wenn sie ihn fallen lassen wollen, wenn vielleicht wirklich dieser Israeli hinter allem steckt, was er heute erkannte, dann wird er es schwer haben.
    Unzufrieden legt er sich aufs Bett. Den Mantel nahm sich die Wirtin. Sie will ihn waschen und trocknen. Morgen sei er wie neu. Seine Geschichte von der Flucht vor dem Wasser schien zumindest erst einmal zu reichen. Hoffentlich, sagt er noch zu sich, ehe er in einen traumlosen Schlaf hinüberdämmert… hoffentlich bildet die sich nicht noch mehr ein. Das wäre so das Einzige, was er jetzt gar nicht gebrauchen kann. Na, vielleicht sollte er am Morgen recht pampig auftreten. Dann lässt sie ihn ohne Gegenwehr ziehen.
     
    Schnittge sitzt in seinem Lieblingssessel. Jeden Abend gönnt er sich einige Minuten und vielleicht auch einen Film. Längst ist man ja zum Glück nicht mehr an irgendwelche Fernsehprogramme gebunden, kann sich im Internet bedienen und dazu auch noch die Nachrichten einblenden… im kleinen Bild. Woher die kommen, ist meist egal. Die schreiben eh’ alle voneinander ab und nur einer schafft irgendwann eine erste Meldung… na ja, er ist ungerecht und weiß es auch noch, ist stolz darauf, sich nicht verstecken zu müssen.
    Er hat es geschafft. Besser, als er es wollte. Na ja, man will immer mehr. Aber das erwartete er nicht. Der Dicke… der ist tot und der Bauer kam auch um. Der war geplant. Er muss dem Freund noch danken. Wie im Film… niemand bekam etwas mit und keiner kann sich an Fahrzeug, Nummernschild oder Personen erinnern. Dass der Mauersberger auch noch die Courage hatte, den Schalter zu holen und die Brieftasche gleich mitzubringen, war gut. Er wird trotzdem nie dessen Freund werden können. Der ist arrogant? Nein, zu sehr auf sich und seinen Vorteil eingestimmt. Na ja, da unterscheiden sie sich eigentlich nicht. Er grinst noch einmal. Natürlich nicht. Er sitzt nur in ihrer Gruppe am längeren Hebel. Und das nutzt er gern aus. Gerade gegenüber des biederen Mauersbergers.
    Flut, Flut, Flut. Nichts anderes ist in der Glotze. Und bei den heute angebotenen Filmen sind auch noch die mit Wasserbezug an erster Stelle. Klar, er kann sich hindurchscrollen, endlich auch etwas finden. Ihm vergeht aber die Lust.
    Eben keinen Film. Er blättert in der Zeitung. Auch nur Horrorbilder vom gestrigen Tag. Wen interessiert denn in Sachsen der Wasserstand von Passau? Wieder kichert er in sich hinein. Dann greift er nach dem schon etwas wärmer gewordenen Bier. Die Blume ist verschwunden. Schade. Na ja, schmeckt aber noch. Ist eh’ nicht frisch gezapft. Er sollte sich eine Zapfanlage ins Haus bauen. Seine Frau schimpft
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