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Chimären

Chimären

Titel: Chimären
Autoren: Alexander Kröger
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sie sich ein besonderes Entree ausgedacht.
      Lehmann blickte etwas befremdet, als Shirley Lindsey nach seiner Aufforderung dem Letzten, der den Raum verließ, folgte und zur offenen Tür hinaus „Susan, jetzt!“ rief.
      Die Gerufene schleppte zwei verhältnismäßig große und sicher auch schwere geschlossene Tragkäfige ins Zimmer und stellte sie auf den Konferenztisch, auf dem vordem noch gewichtige Unterlagen ihren Platz hatten.
      Lehmann verfolgte das Gebaren mit gerunzelter Stirn und verkniff sich eine Frage nach dem Sinn des Ganzen.
      Als Susan Remp die Tür hinter sich geschlossen hatte, öffnete Shirley betulich die Klappen der Behältnisse.
      Gemächlich krochen Lux und Schäffi hervor. Letztere streckte sich und Lux nagte kurz an seinem linken Hinterlauf eines Juckreizes wegen.
      „Na!“, mahnte Shirley.
      Lehmann schaute zunächst erstaunt, dann interessiert, betrachtete die beiden jetzt vor ihm in Position sitzenden Wesen eingehend.
      Shirley Lindsey, aufgeregt und gespannt, nickte den beiden zu.
      „Ich bin Lux.“
      „Ich bin Schäffi.“
      Und im Duett fügten sie hinzu: „Wir grüßen Sie, Herr Lehmann!“
      Es war das erste Mal, dass Shirley Lindsey ihren Chef, Dr. Uwe Lehmann, total verblüfft und sprachlos sah. Er hatte sich überrascht in seinem Sessel zurückgelehnt, starrte auf die beiden vor ihm Sitzenden, blickte hilflos auf seine Mitarbeiterin und biss sich auf die Unterlippe.
      Und ihrerseits sehr verwundert, stellte Shirley Lindsey fest, dass Lehmanns Augen feucht wurden.
      Endlich sagte er mit etwas brüchiger Stimme: „Das, Kollegin, hatte ich nicht erwartet.“
      Lux drehte den Kopf zu seiner Betreuerin – kein Zweifel, mit vorwurfsvollem Blick – „Es ist langweilig“, sagte er.
      Lehmann lachte auf.
      „Dürfen wir?“, fragte Schäffi.
      „Natürlich“, antwortete Shirley.
      Mit einem Satz waren beide vom Tisch und an der Tür.
      „Halt, halt!“, rief Shirley und stellte flugs die Käfige bereit. „Marsch, rein!“, befahl sie.
      „In die alten Kisten“, maulte Schäffi, aber folgsam kroch sie durch die Öffnung.
      Lux sprang von der Tür zu Lehmann, legte ihm die Vorderpfoten auf den Oberschenkel und sagte „Tschüss, Herr Doktor Lehmann“, drehte sich um und verschwand ebenfalls im Behälter.
      Lehmann schüttelte, noch immer arg verwundert, den Kopf.
      Shirley Lindsey rief Susan Remp: „Bitte übergeben sie die beiden Boris Remikow.“ Dann wandte sie sich Lehmann zu: „Hier ist die Dokumentation.“ Sie öffnete ihre Mappe. Unschwer ließen sich aus ihrem Gesicht Stolz und Freude ablesen. Sie wischte einige Schmutzkrümel vom Tisch und reichte ihm die gebundenen Papiere.
      Lehmann winkte ab. „Lassen Sie die Unterlagen einfach hier, ich schaue später rein“, sagte er. „Sie sehen mich überrascht, und ich wiederhole: Das hatte ich nicht erwartet.“ Unernst fügte er hinzu: „Sie Luder – mir das bis heute vorzuenthalten!“
      Shirley Lindsey lächelte geschmeichelt und erklärte in sachlichem Ton: „Der Test ist erfolgreich verlaufen. Bislang werden keinerlei Probleme gesehen. Sie konnten sich selber überzeugen: Die beiden Probanden sind gesund und haben sich bislang ausgezeichnet entwickelt. Nach meiner Prognose – eingedenk des weiteren Wachstums des Tierkörpers – könnte ihre geistige Strukturierung die eines zwölf- bis fünfzehnjährigen Menschenkindes erreichen.“
      „Fabelhaft!“
      „Wenn ich mir die Frage erlauben darf: Was wird aus ihnen?“
      Uwe Lehmann sah sie an, als überlege er und antwortete nicht sogleich. „Das entscheiden wir, wenn wir mehr über sie wissen. Nicht zufrieden?“ Er sah Shirleys Gesichtsausdruck an, dass sie wohl eine konkretere Reaktion erwartet hatte. „Ich könnte mir denken, dass sie bei Akzeptanz durch die Fachwelt und natürlich entsprechenden Fähigkeiten in die menschliche Gesellschaft integriert werden könnten, hm?“
      „Bei Akzeptanz…“ Shirley Lindsey war aufgestanden und blickte aus dem Fenster.
      „Gehen Sie davon aus, dass man nicht in allen Nationen so scheinheilig argumentiert wie in der unsrigen. Denken Sie an das Stammzellengesetz. Selber züchten im eigenen Land verbietet man, um Leben zu schützen, wie man behauptet, hiesiges Leben. Die anderen können ihres ge trost für uns opfern und es an uns verkaufen. Eine SUPER-MORAL! Und die naturgemäß anfallenden überzähligen Embryonen –
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