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Chimaeren

Chimaeren

Titel: Chimaeren
Autoren: Vampira VA
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aber nicht zu spät.
    Die alten Vampire waren von der Erde getilgt worden. So hatte es der Schöpfer ihr versichert, bevor er sie zur Ruhe bettete.
    Und doch, es gab neue ... seltsame Nachfolger, die in die Fußstapfen des alten Feindes getreten waren. Vampire, die nicht mehr zu Staub und Asche zerfielen, wenn ihnen das Genick gebrochen wurde, die sich statt dessen in verweste Tote verwandelten.
    Die Fälle, von denen Lilith bislang durch Darren Secada gehört hatte, betrafen Leichen, die alle vor etwa anderthalb Jahren aus ihren Gräbern, Grüften oder Leichenschauhäusern verschwunden waren. Nach ihrem Verschwinden hatten sie offenbar ein untotes Dasein in der Maske normaler Menschen geführt und sich in dieser Zeit von Menschenblut ernährt. Aber wer sie »erweckt« und zu dieser speziellen Art Vampir gemacht hatte, darüber gab es noch keinerlei Anhaltspunkt.
    Lilith ließ sich neben den schlafenden Polizisten auf die Couch sinken. Der Friede, den er ausstrahlte, senkte sich tief in ihren Geist. Eine Hand stahl sich zu seiner warmen, nackten Haut und legte sich auf seinen Bauch. Dann schloß Lilith die Augen.
    Während ihrer Wanderung durch das Haus hatte sie den Räumen ihren Stempel aufgedrückt, eine persönliche Note verliehen.
    Nun ging sie einen Schritt weiter.
    Sie wurde das Haus.
    *
    Mit geschlossenen Augen erhielt Lilith Einblick in jedes Zimmer, jede Nische, jeden noch so abgelegenen Winkel des Gebäudes, in dem die Vampirin Creanna 1896 ihr Kind zur Welt gebracht hatte. Sydney war damals die Anlaufstelle für Schiffe aus der Alten Welt gewesen; Schiffe, in deren Frachträumen Kriminelle schmachteten, die man fern der Heimat zwang, sich zu Tode zu schuften, um unbescholtenen Bürgern im zu eng gewordenen England eine neue Zukunft zu eröffnen.
    Wie Vieh waren Menschen damals entwurzelt und verpflanzt worden. Und wie Vieh waren auch die Ureinwohner des in Besitz genommenen Kontinents behandelt und ausgebeutet worden!
    Lilith verdrängte die Gedanken, die es unmöglich machten, den gewünschten Kontakt herzustellen.
    Als sie zum ersten Mal in diesem Haus erwacht war, war dies um zwei Jahre zu früh geschehen. Sie hatte die volle Reife, die einen »vorprogrammierten« Schlaf von genau einhundert Jahren benötigt hätte, noch nicht erlangt. Damals hatte sie das Haus sogar als Feind angesehen - und das Haus sie. Wie hätte sie ahnen sollen, was sie von der »Vollkommenheit« trennte? Welches Wissen und Können ihr fehlte ...?
    Lilith merkte nicht, wie sich ihre Lungen mit tiefen, beinahe gierigen Atemzügen füllten, wie sich ihr Busen hob und senkte.
    Im ersten Moment versank sie buchstäblich im Adernetz des Hauses, das kein normales Haus war, sondern durchdrungen von einer Magie, die Gott erstaunlicherweise geduldet hatte.
    Nach einer Weile lernte sie, ihr geistiges Auge zu beeinflussen, zu lenken. Fortan reiste sie durch den »Körper« ihres Zuhauses, suchte Orte und Räumlichkeiten gezielt auf.
    Die Sorge, etwas Verborgenes zu entdecken, was erklärt hätte, wovon sie sich in den vergangenen zwei Jahren ernährt hatte, erfüllte sich nicht. Erleichtert fing Lilith an, ihr dringlichstes Vorhaben in die Tat umzusetzen: Sie versiegelte den Keller mit der Magie, die jedem Staubkorn in diesem Haus innewohnte!
    Als sie fertig war, existierte nicht einmal mehr eine Tür, die verraten hätte, wo es früher in das Gewölbe - und in noch geheimnisvollere Tiefen - hinabgegangen war. Das Haus besaß keinen Keller mehr. Nichts, von wo neues Grauen auf die ahnungslosen Menschen hätte übergreifen können .
    Die Menschen .
    Als wären es ihre echten Augen, warf Lilith einen Blick durch die Fenster hinaus auf die Belagerer.
    Niemand hatte den Medien einen Maulkorb verordnet. Die Berichterstatter erhielten stündlich Zulauf. Das Spukhaus in der Pad-dington Street war schon in aller Munde - und so würde es bleiben, wenn nicht schnelle und umfassende Gegenmaßnahmen ergriffen wurden.
    Lilith war dazu bereit und entschlossen.
    Noch intensiver als bisher wurde sie eins mit dem Haus, das ihr als Verstärker der eigenen Fähigkeiten diente.
    Wenig später verließ eine unsichtbare Flut von Willenskraft die Grenzen des Gebäudes. Eine Flut, die sich über alles und jeden ergoß, der sich in unmittelbarer Nähe des Anwesens aufhielt.
    Schon Sekunden, nachdem Liliths Eingriff beendet war, zeigten sich die ersten Auswirkungen.
    Bewegung kam in das bis dahin auffallend statisch und nach Hol-loways Abtransport überaus
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