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Chimaeren

Chimaeren

Titel: Chimaeren
Autoren: Vampira VA
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Fahrzeugen hindurchschlängelte und entfernte.
    In der Paddington Street herrschte Belagerungszustand. Polizei und Medienvertreter balgten sich um die »besten Plätze«. Ein Wunder war das nicht. Ein Wunder war nur das Haus selbst, das magische Haus, das gerade - und endgültig - seine Unschuld verloren hatte.
    Dennoch fühlte sich Lilith zu dem im altenglischen Stil gehaltenen Gebäude stärker hingezogen als zu jedem anderen in dieser Stadt. Es war ihre Wiege. Und das Nest, in das Gott sie gebettet hatte, nachdem eine andere, ungleich größere und bedeutendere Schlacht als diese hier siegreich geschlagen worden war. Nahe Uruk. Beim Korridor der Zeit. Vor zwei Jahren.
    Zwei Jahre lang (die fehlenden zwei Jahre ihrer Entwicklung) hatte sie geschlafen und geträumt. Fähigkeiten entwickelt, die die Lilith, die sie gewesen war, nicht besessen hatte.
    Fähigkeiten, die sie nun praktisch erproben wollte und mußte.
    Die Nestwärme fehlte ihr. Dort unten im Labyrinth der Rattengänge war sie nicht spürbar gewesen. Nur das Haus selbst strahlte sie aus.
    Sie hatte nicht viele Erinnerungen an ihre Zeit im Haus, einen Großteil davon hatte sie in Schlaf und Traum verbracht. Die wenigen wachen Momente hatte sie mit ihrer Freundin Marsha geteilt. 2
    »Sind Sie nicht die Frau, die von Secada aus dem Haus getragen wurde?«
    Nun blieb sie doch stehen.
    Jeden einzelnen Beobachter vor Ort hypnotisch zu beeinflussen, wäre nicht nur umständlich, sondern extrem zeitaufwendig gewesen. Es gab einen schnelleren und erfolgversprechenderen Weg .
    »Und wenn? Ist Ihre Anmache immer so plump?«
    Sie wollte ihn irritieren. Er sah gut aus in seiner Uniform. Aber er war augenscheinlich noch nicht lange bei der Polizei. Taufrisch sozusagen. Lilith überlegte, ob sie die Gelegenheit beim Schopf packen sollte, um den Geschmack von Holloways Blut wegzuspülen. Der Geschmack, der sie daran erinnerte, daß sie einem Menschen, der ohnehin schon mit dem Tod gerungen hatte, noch zusätzliche Not bereitet hatte .
    Aber sie hatte es tun müssen. Anders hätte sie auch Holloway nicht zur Oberfläche zurückschleppen können, weil ihr die Kraft dazu gefehlt hätte!
    »Anmache? Ich muß doch sehr ...«
    Seine Zunge erlahmte, als sich Lilith seiner annahm. Hier draußen konnte sie nicht weiter gehen. So nahm sie ihn an der Hand und ließ es für einen zufälligen Beobachter so aussehen, als würde der Polizist sie zum Haus hinführen.
    Sie wehrte sich ein bißchen, um es echter aussehen zu lassen.
    Niemand reagierte. Alle schienen beschäftigt zu sein. Händeringend wurde ein neuer Einsatzleiter gesucht, der den Dingen auf den Grund ging und Ideen hatte, wie man die toten Kameraden aus dem Haus bergen konnte, ohne weitere Menschen in Lebensgefahr zu bringen.
    Lilith war bereit, sich darum zu kümmern. Sobald sie ihre eigenen Bedürfnisse befriedigt hatte.
    »Wie heißt du?« wisperte sie dem breitschultrigen Sergeant zu, als sie sich durch die immer noch offene Tür ins Haus stahlen.
    »Leary. Paul Leary.«
    Lilith zog ihn über die Schwelle und schloß die Tür. Augenblicklich entrückten die Geräusche und Stimmen von draußen. Dunkelheit schlug über ihnen zusammen.
    Lilith lächelte, unsichtbar für Leary. Es gehorcht mir, dachte sie zufrieden. Es funktioniert tatsächlich...
    Weiter ging sie nicht auf den Gedanken ein.
    Die Dunkelheit, um die sie das Haus gebeten hatte, war für ihren vampirischen Blick eben noch zu durchdringen. Für sie sah alles aus wie mit einem Schleier von Blut überzogen, mit roten, zerfaserten Konturen.
    Paul Learys Lippen waren versiegelt. Er folgte stumm, als Lilith ihn weiter mit sich zog.
    Ein Opfer .
    Ich habe die Erlaubnis, beruhigte sich Lilith selbst, während sie das leere Kaminzimmer betraten. Wo plötzlich - wie aus dem Nichts -eine Couch erschien!
    Der Vorgang erinnerte an die Wandlungsfähigkeit des Kleides, das sie am Leib trug. Des lebendigen Gewebes, das sie in jeden gewünschten Stoff kleidete - und sich im Gegenzug von ihr ernährte!
    Der Symbiont vermochte sich haarfein in seinem Wirt zu verwurzeln und über diese Wurzeln Liliths Blut als Nahrung aufzunehmen. Geringe Dosen reichten ihm aus. Er war sehr genügsam. So hatte er die zwei Jahre, in denen Lilith geschlafen hatte, überstehen können.
    Und ich? dachte Lilith. Wovon habe ich mich in dieser Zeit ernährt? Ganz ohne Blut hätte ich nicht auskommen können.
    In diesem Moment glomm diffuse Furcht in ihr auf, daß noch andere, ebenso unangenehme
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