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Chill Bill (German Edition)

Chill Bill (German Edition)

Titel: Chill Bill (German Edition)
Autoren: Roger M. Fiedler
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wollte er es. Geld spielte keine Rolle. Patrícia und ihre Freundin sollten wissen, dass er sich die Sache etwas kosten lassen würde. Sie sollten diese kleine Bootsfahrt genießen, und außerdem sollte für sie einiges dabei herausspringen. Patrícia und ihre Freundin hatten dafür nichts weiter zu tun als das, was sie sowieso dauernd machten. Sie konnten sich in die Sonne legen. Natürlich brauchten sie ihre Badeanzüge nicht. An Bord war ja alles viel lockerer. Sie konnten baden, Sekt saufen, eben alles.
    Rebeiro war in guter Stimmung, als er seine
Mulata
anrief. Er dachte daran, Patrícia und auch ihrer süßen Freundin in Búzios schöne Kleider zu kaufen, oder was sie gerade wollten, jeder etwas. Aber das sollte ein Geheimnis bleiben.
    »
Eis me aqui
 …
«, sprach er in den Hörer.
    Er erwartete eine überschwängliche Begrüßung, wurde aber sofort abgeschmettert. »Wer ist da?«
    Rebeiros Eifersucht erwachte. Verdammtes Luder, dachte er, als ob du so viele
Namorados
hättest. Meine Stimme solltest du kennen. Ich bin doch kein gewöhnlicher Kunde. Rebeiros Enttäuschung kochte über. Er hätte Patrícia schlagen wollen, aber dann hätte sie ihn sicher nicht auf die Fahrt begleitet. Er umklammerte den Telefonhörer und riss sich zusammen.
    »Rebeiro, mein Täubchen!«
    »Was soll das? Täubchen! So kannst du deine Frau nennen.«
    »Ich bin nicht verheiratet, noch nicht …«
    »Was willst du?«, fragte sie. Sie klang so resolut, dass sich Rebeiro mit seinem Gefasel wie ein Idiot fühlte. So war es immer. Wenn sie miteinander redeten, fühlte er sich wie ein Idiot. Aber er liebte sie. Der Gedanke an die Kreuzfahrt zu dritt löste sich in knisternde Schallwellen auf. Es reichte ihm, sie allein zu haben. Dieses Glück wollte er sich nicht verderben. Er plapperte von seinem Vorhaben. Die
Mulata
sagte einfach nein.
    Rebeiro verschlug es die Sprache.
    »Ist noch was?«, fragte Patrícia ungeduldig.
    Rebeiro stammelte ein ›Aber‹.
    Borboleta riss die Tür auf und tanzte fröhlich in den Raum herein, während Rebeiro mit gedämpfter Stimme ungewöhnliche Bitten formulierte: »Komm doch heute Abend her!«
    Am anderen Ende der Leitung wurde es still. Rebeiro warf Borboleta einen wütenden Blick zu. »Hau ab!«, fauchte er. Der fleischige Bodyguard machte ein Gesicht, als hätte ihn jemand nach der Relativitätstheorie gefragt, und verließ auf Zehenspitzen den Raum.
    »Ich überleg’s mir«, sagte Patrícia und legte auf.
    Rebeiro warf den Hörer gegen die Tür. Das Telefon wurde vom Tisch gerissen.
    »Is was?«, fragte Borboleta durch die Tür.
    »Hau ab!«, schrie Rebeiro aus vollen Lungen.

SUPERAGENTEN
    Am Morgen traf Walter Katz ein. ›Walter Katz – der deutsche Superagent‹ hatte vor einiger Zeit der
Spiegel
getitelt. Das Foto, das damals neben dem Bericht über ihn abgedruckt war, hatte keine Ähnlichkeit mehr mit ihm, wenn es sie überhaupt je gehabt hatte. Katz hatte ein Vollmondgesicht. Engstehende Augen ließen es wie einen bedruckten Luftballon wirken, besonders jetzt, wo seine Gesichtshaut von Alkohol und Strapazen aufgedunsen war. Sein Haarwuchs ließ nach und sein Bartwuchs hatte nie richtig eingesetzt. Sein Mund war zu klein und seine Stirn zu flach. Sein Hals fehlte, als hätte man den Kopf direkt auf den Körper geschraubt.
    Katz trug einen zerknitterten Trenchcoat über einem maßgeschneiderten, aber ebenfalls zerknitterten Anzug. Er hatte einen Schlapphut in der Hand, der an Bogarts Borsalino erinnerte.
    Katz sah man seinen Beruf an. Die deutsche Versicherungswirtschaft hatte ihn großzügig finanziell ausgestattet, denn Walter Katz war auf der Jagd nach Terroristen. Seit er damals auf Samos den letzten großen Namen aus der ersten Generation der Baader-Meinhof-Leute abgegriffen hatte, traute man ihm einiges zu.
    Katz verfolgte einen Hinweis der italienischen Zollbehörden, die in einer Frachtsendung von Rom nach Rio de Janeiro ein kleines Waffenarsenal aufgespürt hatten.
    Katz war nicht mehr der Jüngste. Die lange Flugreise hatte seinen 68-jährigen Knochen empfindlich zugesetzt. Das gehörte zu seinem Job. Er wollte, dass es zu seinem Job gehörte. Beim morgendlichen Aspirinessen betrachtete er sich im Spiegel der Flughafentoilette von Rio. Seine berufliche Härte und die Unerbittlichkeit, mit der er die Unterwelt seit vierzig Jahren geißelte, imponierten seinen Auftraggebern, seiner Frau und manchmal sogar ihm selbst.
    Katz schüttelte lässig eine Zigarette aus der Packung und schob
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