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Chili und Schokolade

Chili und Schokolade

Titel: Chili und Schokolade
Autoren: Lilli Beck
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wie spät es geworden ist. Sogar die Weingläser spülen wir schnell noch von Hand. Die dürfen nämlich nicht in die Spülmaschine wegen drohender Glaskorrosion.
    «Heute haben Sie sich Ihren Feierabend aber redlich verdient, Eulalia», verabschiede ich mich nach getaner Arbeit und helfe ihr in den Mantel. An der Tür drücke ich ihr zu der vereinbarten Bezahlung noch einen 20-Euro-Schein in die Hand. «Fürs Taxi, und ein schönes Wochenende!»
    Kurz darauf kommt auch Konrad zurück. Der nächtliche Spaziergang von Hund und Herrchen hat etwa vierzig Minuten gedauert.
    «War doch wirklich ein schöner Abend, findest du nicht?», frage ich Konrad, als er den Mantel ablegt.
    Doch mein eben noch so freundlicher Ehemann schnauft genervt, bevor er mürrisch antwortet: «Das Buffet hätte eigentlich ich eröffnen müssen. Schließlich war ich der Gastgeber.»
    Einen Moment lang bin ich sprachlos. Dann erinnere ich mich an die vielen Komplimente und wage es, ihm zu widersprechen. «Entschuldige bitte, ich dachte, du wolltest eine Dinnerparty, weil die eben nicht so förmlich, sondern locker und ungezwungen sind. Alle waren doch sehr zufrieden. Und Dr. Preysing –»
    «Ich habe dich nicht gebeten zu denken», unterbricht er mich herablassend und verzieht sich ohne weitere Erklärung ins Bad.
    Es ist nicht das erste Mal, dass Konrad weder meine Bemühungen noch meine Kochkünste erwähnenswert findet. Es gab in letzter Zeit sogar Einladungen, bei denen ihm das Essen angeblich überhaupt nicht geschmeckt hat. Doch wozu streiten? Würde ja doch zu nichts führen, denke ich resignierend und schicke Oscar mit einem Kauknochen in sein Körbchen.
    Vielleicht war es ja wirklich unangebracht, ihn einfach so zu übergehen. Vielleicht haben sich neue Probleme mit Dr. Preysing aufgetan, von denen wir Frauen am Küchenblock nichts mitbekommen haben. Vielleicht hat seine miese Laune gar nichts mit mir oder dem Dinner zu tun und ich bin nur der Blitzableiter wie so oft in letzter Zeit.
    Aber warum lässt du dir das gefallen?, meldet sich plötzlich eine leise Stimme in mir. Ja, warum eigentlich? Vielleicht wäre jetzt der richtige Moment, meiner ständig nörgelnden besseren Hälfte endlich mal die Meinung zu sagen!

[zur Inhaltsübersicht]
2
    Samstage gehörten immer schon zu meinen Lieblingstagen. Als die Kinder noch zur Schule gingen, konnten wir ausschlafen und später gemeinsam frühstücken. Konrad ging, wenn überhaupt, erst gegen Mittag ins Büro.
    Ausschlafen kann ich natürlich immer noch. Aber heute werde ich trotz des späten Zu-Bett-Gehens schon um sieben wach. Konrad schläft noch tief und fest. Meinetwegen kann er den ganzen Tag im Bett verbringen, dann muss ich wenigstens seine Launen nicht ertragen.
    Leise stehe ich auf. Oscar freut sich über mein frühes Erscheinen. Wie jeden Morgen will er zuerst in den Garten, zur täglichen Revier-Markierung.
    «Nachher machen wir einen ganz langen Spaziergang», verspreche ich ihm, als ich ihn rauslasse.
    Während Oscar durch den Garten saust, wärme ich etwas Milch auf. Mehr brauche ich heute Morgen nicht. Ich bin nicht hungrig, das Buffet war doch sehr üppig. Mir fällt Dr. Preysings nettes Kompliment wieder ein. Ein Kochbuch schreiben! Ja, das wäre toll. Rezepte hätte ich jede Menge. Schon seit meiner Teenagerzeit kreiere ich eigene Gerichte und schreibe sie auch auf.
    Aber wenn ich meine über die Jahre angewachsene Sammlung von Kochbüchern ansehe, frage ich mich: Gibt es nicht mehr als genug davon? In den Buchläden steht doch für jeden Geschmack etwas. Vor allem von berühmten Fernsehköchen. Wer würde da schon ein Kochbuch von einer ganz normalen Hausfrau kaufen? Ganz egal, wie phantastisch sie kochen kann. Was sollte sie dagegen zu bieten haben? Konrads Meinung nach vermutlich gar nichts.
    Nachdem ich Oscar wieder ins Haus geholt habe, mache ich es mir mit der heißen Milch auf dem Sofa bequem. Von dort aus kann ich zwischen den Bäumen die Oktobersonne an einem türkis-rosa Himmel aufgehen sehen. Oscar ist mit einem Satz bei mir und legt sich auf meine Füße. Ich mag diese frühe Stunde, wenn der Tag noch unschuldig und voller Möglichkeiten ist. Eine gute Zeit, um nachzudenken.
    Ob Konrad überhaupt merken würde, wenn ich alles stehen ließe, der Kühlschrank nicht mehr gefüllt wäre und sich das schmutzige Geschirr stapeln würde? Oder wenn er mich abends mal nicht zu Hause vorfände? Die Vorstellung lässt mich trotz meines warmen Flanellhemds für einen
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