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Chicagoland Vampires 02 - Verbotene Bisse

Chicagoland Vampires 02 - Verbotene Bisse

Titel: Chicagoland Vampires 02 - Verbotene Bisse
Autoren: Chloe Neill
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ihn, das Haus, die Stadt – entsorgen zu können.
    »Was ist passiert?«
    Die Erinnerung an den Schmerz trieb mir wieder die Tränen in die Augen, und ich schüttelte den Kopf, um mich davon zu befreien. »Celina. Sie war vor dem Haus. Sie wollte mich auf die Probe stellen.« Ich schüttelte den Kopf. »Ein Tritt, Ethan. Ein Tritt, und ich war am Boden. Ich geriet in Panik und konnte nicht gegen sie kämpfen.«
    Die Tränen liefen mir die Wangen herab und brannten mir auf der Haut, weil ich mich schämte. Er hatte mich in seinem Büro gewarnt, und ich hatte es ignoriert. Ich war eine Versagerin. »Ich bin in Panik geraten.«
    »Sie hat dich verletzt.« Seine Stimme war leise. »Erneut.«
    »Und erneut in voller Absicht. Ich glaube, sie wollte, dass ich sie endlich freilasse.«
    Schweigen, dann: »Sie endlich freilassen?«
    Ich sah ihn an. Er saß im Sessel, hatte sich aber nach vorn gebeugt, die Ellbogen auf den Knien, und strahlte mit seiner gesamten Körpersprache Offenheit aus.
    »Ich bin nicht … Ich bin nicht normal«, gestand ich ihm schließlich und spürte, wie die Last langsam von meinen Schultern genommen wurde.
    Er starrte mich eine Minute an, ohne zu blinzeln, und sagte dann auf seltsam ernste Art: »Erklär mir das.«
    Ich atmete tief durch, wischte mir eine Träne aus dem Gesicht, und erzählte es ihm. Ich erzählte ihm, dass die Vampirin in mir irgendwie von mir getrennt war, dass sie einen eigenen Willen und eigene Ideen hatte und mich immer und immer wieder hatte übernehmen wollen. Wie ich sie ständig zurückgedrängt hatte, versucht hatte, sie einzusperren. Und wie der Schmerz von Celinas Tritt, ihre sorgfältig gewählten Worte und der Zweifel, den sie mir in den Kopf gepflanzt hatte, dafür gesorgt hatten, dass meine Vampirin zum Vorschein kam.
    Nach einem Augenblick der Stille, weil er nicht darauf reagierte, fügte ich hinzu: »Ich weiß nicht, was ich sonst sagen soll.«
    Ich hörte ein unterdrücktes Geräusch, blickte auf und sah ihn mit den Ellbogen auf seinen Knien, den Kopf in die Hände gestützt. Seine blonden Haare fielen ihm auf die Schultern, die in diesem Augenblick zitterten.
    »Lachst du etwa?«
    »Nein. Ich lache nicht«, versicherte er mir und brach dann in schallendes Gelächter aus.
    Verwirrt starrte ich ihn an. »Das verstehe ich nicht.«
    Er blies die Backen auf und fuhr sich dann mit der Hand durch die Haare.
    »Du hast mich angegriffen. Du hast deinen Meister angegriffen, der dich verwandelt hat, unter anderem, weil das Raubtier in dir stark genug war, um selbstständig zu existieren – weil das Raubtier es irgendwie nicht geschafft hat, sich mit dem Menschen zu verbinden. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob das möglich ist – biologisch, genetisch, metaphysisch, magisch.«
    Er strahlte mich mit grünen Augen an, und seine Stimme wurde ein wenig leiser. »Wir wussten, dass du mächtig sein würdest, Merit. Aber das ist eine komplette und vollkommene Überraschung.« Er betrachtete geistesabwesend die Wand neben mir, als ob er sich in Gedanken an etwas erinnerte.
    »Es ist früher schon mal passiert, sagst du? Dass sich der Vampir von dir … getrennt hat?«
    Ich nickte verlegen und wünschte mir, ich hätte mit ihm darüber gesprochen, mit irgendjemandem, früher. Den Kampf und den Schmerz und die Demütigung hätte ich damit verhindern können.
    »Seit Anfang an«, sagte ich ihm. »Als du und ich das erste Mal miteinander gekämpft haben, als ich zum ersten Mal Hunger hatte, als ich Celina traf, als ich Celina pfählte, als ich mit Catcher trainierte, als ich mit Peter kämpfte. Aber ich habe sie nie … wirklich herausgelassen.«
    Ethan nickte mit gerunzelter Stirn. »Das könnte ein Hinweis sein – vielleicht hatte sie, die Vampirin, einfach genug davon, unterdrückt zu werden, so scheint es. Vielleicht brauchte sie nur ein bisschen Bewegung.«
    »Das Gefühl hatte ich auch.«
    Er schwieg und fragte dann zitternd: »Wie war es?«
    Ich sah zu ihm auf und erkannte, dass er vor Neugier platzte. »Es war, als ob …« Ich runzelte die Stirn, spielte mit einem Faden der Decke, versuchte es in Worte zu fassen und sah ihn dann wieder an. »Es war, als ob ich meinen ersten Atemzug getan hätte. Als ob ich … die Welt einatmete.«
    Ethan betrachtete mich lange, schwieg lange und meinte dann leise: »Ich verstehe.«
    Darüber schien er sich geraume Zeit Gedanken zu machen. »Du hast gesagt, dass Celina dir eine Falle gestellt und vielleicht sogar versucht hat, diese
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