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Chauffeur of love - Mr Daisy?

Chauffeur of love - Mr Daisy?

Titel: Chauffeur of love - Mr Daisy?
Autoren: Sissi Kaipurgay
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lässt.  
    Gut, das ist übertrieben, aber es macht ihn sehr attraktiv. Ich schätze ihn auf Ende Zwanzig, doch er hat ein paar harte Falten um den Mund, die ihn älter erscheinen lassen. Sieht so aus, als hätte er schon so manchen Kampf ausgefochten.
    „Ich bin Charlie“, erwidere ich, „Wohin geht es jetzt?“
    „Fahr in Richtung Altona, ich wohne unweit der Großen Bergstraße“, sagt er und seufzt leise. „Rossdale ist ein anständiger Mensch“, fährt er fort, „Er tut nur so überheblich, weil es zu seinem Job gehört.“
    „Okaaay“, antworte ich gedehnt.
    Jedem das seine. Ich persönlich mag diesen Star nicht. Er wird wie alle sein: Außen cool, innen hohl. Nein, ich habe keine Erfahrung damit, aber ich habe ein Gespür für Hohlräume.
    „Blücherstraße 24“; sagt Matthew unvermittelt.
    Ich schrecke aus meinen Gedanken auf und gucke auf das nächste Straßenschild. Aha. Die Limousine ächzt ein wenig, als ich sie weg vom glatten Asphalt auf ein archaisches Kopfsteinpflaster lenke. Wir werden ordentlich durchgeschüttelt, dann halte ich.
    „Charlie“, sagt Matthew, wobei er die Tür öffnet, „Bist ein feiner Kerl.“
    Na super, dafür kaufe ich mir gleich einen Sixpack Pils. Ich nicke leicht, murmele ein ‚Danke‘ und fahre weiter geradeaus, nachdem er die Beifahrertür zugeworfen hat. Sackgasse, Klasse. Der Abend ist irgendwie eine einzige Einbahnstraße und ich hätte den Job ablehnen sollen. Hochzeiten sind viel schöner, denn allein die glückseligen Menschen, die dem oftmals schon kurz nach der Trauung zerstrittenen Brautpaar zuwinken, während ich mit ihnen losfahre, sind ein echter Hauptgewinn. Ich mag es, wenn viele Leute lachen und glücklich sind. Das ist der Schmierstoff, das Öl in meinem Getriebe, das mich am Leben erhält, obwohl dieses manchmal total trostlos und einsam ist.
     
    Ich bringe die Limousine zurück und steige in mein eigenes Auto, einen schäbigen Nissan, mit dem ich nach einer Viertelstunde Fahrt mein zu Hause erreiche. Was für ein Wort für die schmucklosen zwei Zimmer, die ich bewohne. Meine Mutter bittet mich zwar immer wieder, zu ihr zurückzuziehen, seit mein Alter sich eine neue Flamme gesucht hat, aber ich will nicht. Wenn es mir schlecht geht, dann bitte allein. Nicht unterbrochen durch Muttis Wehklagen über den abtrünnigen Gatten.
     
    Heute erscheint mir die Wohnung allerdings anheimelnd, obwohl der türkischstämmige Nachbar offenbar zum Tanz geladen hat. Das nervtötende Gedudel osmanischer Volksmusik reizt mein Ohr, so dass ich gegensteuere und mir eine CD von den ‚Sisters of Mercy‘ in den Player lege und aufdrehe. Die leicht morbiden Klänge erfüllen mich mit tiefer Gelassenheit, in der ich dusche, mich gründlich rasiere und danach einen Schlummertrunk zu mir nehme: Ein halbes Glas Whisky mit zwei Baldrianpillen.
    Ja, ich schlafe schlecht, deshalb diese Maßnahme. Die wenigen Male, in denen ich einen festen Partner hatte, der über Nacht bei mir geblieben ist, brauchte ich das Zeug nicht. Allein der geliebte Duft und die Nähe eines vertrauten Menschen halfen. Doch damit ist schon lange Schluss. Seit dem letzten Mal will ich das nicht mehr. David, mein aktueller Ex, hat mich so schäbig behandelt, dass ich nie wieder einem Menschen Vertrauen schenken will. Er hat mich – betrogen, ausgeweidet, gebraten und halbgar liegen lassen. Mein Herz ist eine Trümmergrube.
    Leicht schwankend gehe ich ins Schlafzimmer und falle aufs Bett. Ich rolle mich in die Decke und gucke noch eine Weile nach oben, bis meine Lider mit einem Schlag runterklappen.
     
    Genauso schlagartig gehen sie nach exakt acht Stunden wieder auf. Wieso das funktioniert, weiß ich nicht. Vielleicht bin ich krank im Kopf, oder mein Körper hat eine innere Atomuhr, die ihn streng kontrolliert. Ich stehe auf, wasche mich und trinke eine Tasse Kaffee im Stehen, dann bin ich auch schon auf dem Weg zur Arbeit.
     
    Es ist schon fast Mittag. Da ich meist bis spät in die Nacht fahre, beginnt mein Dienst eben erst dann. Ich könnte auch noch später erscheinen, Thore würde nichts sagen. Wir sind ja eher Freunde als Chef und Angestellter, außerdem weiß er, dass ich zuverlässig bin.
     
    Ich trete in Thores Büro, zu dem die Tür immer offen steht. Er sitzt hinterm Schreibtisch und telefoniert gerade, deutet mit der Hand zu einem Stuhl und spricht dabei weiter. Es muss sich um den Kunden von gestern handeln, denn er sagt mehrfach den Namen Matthew. Ob
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