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Charons Klaue

Charons Klaue

Titel: Charons Klaue
Autoren: R. A. Salvatore
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auslaufen.«
    »Du hast ihn getötet?«
    »Noch nicht. Wir ziehen lebende Beute vor.«
    Ravel verbarg seinen Abscheu sorgfältig. Er hasste Drider – wer nicht? Es waren allesamt grässliche, abstoßende Biester. Dennoch verstand er ihren Wert. Selbst wenn die zweihundert Goblins sich rachsüchtig und einmütig gegen die Drider wenden würden, konnten die zwanzig Drider sie im Handumdrehen erledigen.
    »Seid bitte so taktvoll, dies außerhalb der Sichtweite seiner Gefährten zu tun«, bat der Zauberspinner.
    »Die Botschaft käme deutlicher an, wenn …«
    »Außer Sichtweite«, beharrte Ravel.
    Yerrininae starrte ihn kurz an, nickte dann jedoch und huschte laut klackernd davon. Ravel wusste ohnehin, dass er und die anderen Drow von diesen gefährlichen Verbündeten unablässig genau beobachtet wurden.
    Warum habt Ihr sie mitgenommen?, signalisierte Jearth, sobald Yerrininae verschwunden war.
    Es ist ein langer, gefährlicher Weg, und am Ende warten zweifellos Verteidiger auf uns, erwiderte Ravel mit eindringlichen Handbewegungen. Wir haben Menzoberranzan erst vor zwei Tagen verlassen und werden schon jetzt langsamer, weil wir hinter jeder Ecke Feinde wittern. Zweifelt Ihr am Wert der Drider in der Schlacht?
    Eine Horde Teufel wäre auch wertvoll, zeigte Jearth an. Aber leichter zu beherrschen und weniger darauf erpicht, uns umzubringen.
    Ravel schüttelte lächelnd den Kopf. Dazu würde es nicht kommen. Er kannte Yerrininae bereits seit seinen ersten Jahren in Sorcere. Der Drider unterstand Gromph, und niemand, weder Drider noch Drow, wagte es, sich Gromph zu widersetzen. Er hatte mit Ravel schon auf dessen ersten Expeditionen zusammengearbeitet und den jungen Zauberspinner bewacht, wenn dieser auf der Suche nach bestimmten Kräutern oder magischen Kristallen ins Unterreich vorgestoßen war.
    Yerrininae und Ravel waren also alte Partner. Der Drider würde sich nicht gegen ihn wenden. Außerdem hatte Oberinmutter Zeerith ihm in Aussicht gestellt, dass sie den Dridern ein eigenes Haus mit allen entsprechenden Vorrechten und Flavvar – Yerrininaes Gefährtin – als Oberinmutter zusprechen würde, vorausgesetzt die Expedition verliefe erfolgreich, und Haus Xorlarrin konnte in der Zwergenfestung Gauntlgrym eine neue Stadt errichten. Aus dieser Position heraus konnten die Drider sich vielleicht wieder mit der Herrin Lolth arrangieren.
    »Und wer weiß, was die Göttin des Chaos dann vermag?«, hatte Zeerith überdeutlich darauf angespielt, dass der Drider-Fluch sich womöglich rückgängig machen ließe. Vielleicht konnten Yerrininae und sein Drider-Schwarm wieder Dunkelelfen werden.
    Nein, Ravel hatte keine Angst, dass die Drider sich gegen ihn wenden würden. Nicht, solange ein derartiger Lohn winken mochte.
    Der alte Drow-Zauberer legte die Feder weg und drehte den Kopf so, dass er die Tür zu seinem Privatgemach im Auge behalten konnte. Er war erst seit wenigen Stunden wieder in Haus Baenre, wo er einen ruhigen Ort suchte, an dem er bestimmten Theorien zu einem besonders wirkungsvollen Zauber nachgehen konnte, den er in Sorcere mit angesehen hatte. Er hatte Oberinmutter Quenthel ausdrücklich um diesen Rückzug gebeten, und natürlich war sie einverstanden gewesen.
    Gromph war zwar nur ein Mann und der älteste Sohn des Hauses, aber nicht einmal Quenthel würde sich gegen ihn stellen. Gromph war schon ewig eine zentrale Stütze des Hauses Baenre. Nicht einmal der älteste lebende Baenre, ob Adliger oder Gemeiner, konnte sich an eine Zeit ohne ihn erinnern. Der Älteste der berühmten Oberinmutter Baenre, Yvonnel der Ewigen, diente der Stadt seit Jahrhunderten als Erzmagier. Sogar die Zauberpest hatte er überstanden und war in den Jahrzehnten nach dieser vernichtenden Heimsuchung sogar noch stärker geworden, und obwohl Gromph wahrscheinlich der älteste lebende Drow in Menzoberranzan war, mischte er sich in den letzten Jahren zunehmend in die Politik und die Machtkämpfe in der Stadt ein und betrieb zugleich immer intensiver Zaubereiforschung in Sorcere.
    Ein feines, wissendes Lächeln kräuselte die verwitterten Lippen des alten Drow, als er sich die zweifelnde Miene des Besuchers vorstellte, der gleich eintreffen würde. Er malte sich aus, wie der Mann die Hand zum Klopfen hob, nur um sie dann furchtsam wieder zu senken.
    Gromph wartete noch ein wenig länger, dann bewegte er die Finger, und die Tür schwang auf – unmittelbar vor der erhobenen Hand von Andzrel Baenre.
    »Tretet doch ein«, forderte Gromph den
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