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Charons Klaue

Charons Klaue

Titel: Charons Klaue
Autoren: R. A. Salvatore
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größter Rivale war.
    »Haus Xorlarrin tut exakt das, was Haus Baenre wünscht, und das Ziel ist den Aufwand wert«, erklärte Gromph offen.
    Das schien Andzrel zu erschüttern.
    »Tiago begleitet sie – auf Wunsch der Oberinmutter Quenthel«, fuhr Gromph fort. Diesmal riss Andzrel die Augen auf.
    »Tiago! Wieso Tiago? Er ist mein Stellvertreter und untersteht mir!«
    Gromph lachte nur. Er hatte Tiago erwähnt, um Andzrel zu einem Wutausbruch zu verleiten, weil dieser Anblick dem Erzmagier Vergnügen bereitete.
    »Wenn Ihr Tiago das eine auftragt und Oberin Quenthel ihm etwas anderes befiehlt, wem schuldet er dann Gehorsam?«
    Andzrels Gesicht verhärtete sich.
    Natürlich. Gromph wusste genau Bescheid. Der junge Tiago war in der Tat Andzrels Stellvertreter, doch kaum jemand ging davon aus, dass diese Aufgabenverteilung noch lange Bestand haben würde, denn Tiago hatte Andzrel etwas voraus: die direkte Abstammung von Dantrag Baenre, dem größten Waffenmeister in der Geschichte des Hauses Baenre. Tiago war Dantrags Enkel und damit der Enkel von Yvonnel und ein Neffe von Gromph, Quenthel und dem Rest des adligen Clans. Andzrel hingegen war als Sohn einer Seitenlinie zwar von Adel, aber dennoch weniger nah verwandt.
    Schlimmer jedoch war, dass kein Drow, der die zwei in der Schlacht beobachtete, Andzrel zutraute, Tiago im Zweikampf zu besiegen – den jungen Tiago, der mit den Jahren immer stärker wurde.
    Der Erzmagier dachte kurz über Andzrel nach, bis ihm klar wurde, dass er jetzt ausreichend Zweifel gesät hatte. Dass Tiago in dieser offenbar höchst wichtigen Angelegenheit mit Haus Xorlarrin unterwegs war, würde den Mann noch tagelang umtreiben.
    Das war für Gromph der ideale Zeitpunkt für einen Themawechsel.
    »Wie gut kennt Ihr Jarlaxle?«
    »Von Bregan D’aerthe?«, stotterte Andzrel. »Ich habe von ihm gehört … Nicht gut.« Sein Eingeständnis schien ihm selbst zu missfallen, weswegen er rasch hinzufügte: »Ich bin ihm ein paar Mal begegnet.«
    »Jarlaxle scheint immer wieder interessante Ereignisse in Gang zu setzen«, sagte Gromph. »Das könnte auch diesmal zutreffen.«
    »Was meint Ihr damit?«, fragte der Waffenmeister. »Hat Haus Baenre diese Expedition von Xorlarrin möglich gemacht?«
    »Nichts dergleichen. Oberin Zeerith ist aus eigenem Antrieb aufgebrochen.«
    »Aber wir hatten einen gewissen Einfluss auf ihre Entscheidung?«
    Gromph zuckte unschuldig mit den Schultern.
    »Was wisst Ihr, Erzmagier?«, hakte Andzrel nach.
    Der Zauberer setzte den Schädelstein wieder auf das Regal und kehrte an seinen Schreibtisch zurück, wo er in aller Ruhe Platz nahm. Er betrachtete das Pergament und griff nach der Schreibfeder.
    »Ich bin kein einfacher Soldat«, rief Andzrel und stampfte dabei mit dem Fuß auf, um seinem Protest mehr Schärfe zu verleihen. »Behandelt mich gebührlich!«
    Gromph sah zu ihm auf und nickte. »Allerdings«, bestätigte er und griff nach einer verkorkten Flasche voller Rauch. Er schob sie direkt zwischen sich und Andzrel, ehe er den Korken herauszog. Ein Rauchfaden wehte empor.
    »Ihr seid kein einfacher Soldat«, pflichtete Gromph ihm bei, »aber Ihr seid entlassen.« Damit blies er den Rauch in Andzrels Richtung und löste im gleichen Atemzug mehrere Zauber aus.
    In Andzrels Blick mischten sich Neugier, Überraschung, große Besorgnis und sogar etwas Angst. Er spürte, wie sein Körper, seine Substanz, sich immer mehr auflöste.
    Andzrel wollte noch etwas sagen, aber es war zu spät. Wie ein Windstoß flog er davon. Gromph sah ihn aus dem Raum wehen und schickte sogleich eine zweite Bö hinterher, die Andzrel nicht nur schneller verschwinden lassen, sondern auch die Tür hinter ihm zuschlagen sollte.
    Der Zauberer wusste, dass Andzrel seinen Körper erst weitab von diesem Flügel des Hauses Baenre wiedererhalten würde.
    Der Erzmagier erwartete den lästigen Waffenmeister daher nicht allzu bald zurück. Dennoch ärgerte er sich ein wenig darüber, denn er malte sich aus, was Andzrel wohl zu seinen anderen kleinen Geheimnissen gesagt hätte. Schließlich hatte Tiago einen der ältesten Kampfgenossen von Gromph auf die Expedition mitgenommen, einen alten Zauberer, der zuvor Krieger und noch früher Schmied gewesen war. Dieser Drow, Gol’fanin, hatte einen Flaschengeist und eine Phasenspinne dabei, außerdem einen alten Schwertentwurf, um den Gol’fanin schon seit Jahrhunderten rang, weil er die Diamanten und die Metalllegierungen nicht richtig verschmelzen konnte.
    Wenn
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