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Charlotte

Charlotte

Titel: Charlotte
Autoren: Felix Thijssen
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Charlotte?«
    »Nein. Vielleicht ist sie im Treibhaus. Möchtest du nachschauen?«
    »Das kann doch nicht schaden, oder?«
    »Im Gegenteil.« Ich bog ab und parkte zwischen den anderen Autos. Wir spazierten an den Tischen und den Sonderangeboten entlang. Überall roch es nach Sommer und Blumen. Im warmen Schattenlicht unter den Schilfmatten auf dem Glasdach des Treibhauses, in dem der Verkauf stattfand, schlenderten Blumenliebhaber zwischen den Zimmerpflanzen umher und an den Saaten und Gartenwerkzeugen vorbei. Ein blonder Mann in einem Overall hielt nacheinander Töpfe mit Fuchsien für eine dicke Dame hoch, die sich offenbar nicht entscheiden konnte. Eine hübsche Asiatin saß an der Kasse. Charlotte stand daneben, genauso eifrig und fröhlich, wie ich sie bei Albert Heijn erlebt hatte, in einer schlichten blauen Sommerbluse und mit einem Anhänger an einem Silberkettchen im offenen Ausschnitt. Sie wickelte für ein älteres Ehepaar Schnittblumen in Papier, zeigte ihr einnehmendes Lächeln und sagte auf Deutsch: »Bitte schön.«
    Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich, als sie mich sah.
    »Hi«, begrüßte ich sie. »Wir wollten nur mal Guten Tag sagen. Das ist meine Frau Nel.«
    Charlotte gab Nel die Hand, schaute mich aber weiterhin mit einer steilen Falte auf der Stirn an.
    »Leonoors Vater hat uns gesagt, dass du hier arbeitest«, erklärte ich. »Wir haben eine Nachricht für dich und Leonoor.«
    Sie wirkte immer noch misstrauisch. »Eine Nachricht?« Sie schaute zu dem anderen Mädchen hinüber, das ermutigend lächelte und mit einer Geste zu verstehen gab, dass sie einen Moment allein zurechtkam.
    »Eine Einladung nach Culemborg«, sagte ich. »Leonoor wird es dir schon erklären. Mevrouw Runing möchte auch gern mit dir reden, über deine Zukunft und so weiter.« Viel mehr konnte ich nicht sagen.
    Charlotte begleitete uns zum Ausgang des Verkaufs-Treibhauses. »Meine Zukunft?«
    »Du hast doch bestimmt Pläne«, sagte Nel.
    Charlotte schaute sie unsicher an. »Ich würde gerne hier bleiben. Ich könnte sogar im Haus nebenan wohnen.«
    »Der Besitzer ist Niederländer, stimmt’s?«
    »Ja, Geert, da drüben ist er.« Sie nickte dem blonden Mann zu, der ihren Blick auffing und ihr zuzwinkerte. »Seine Frau ist Deutsche. Mein Deutsch ist schlecht, aber ich kann es lernen. Es sind nette Leute.« Sie schaute mich an. Sie wollte mir ihre Gründe erklären und suchte nach den richtigen Worten. »Hier ist es anders, hier kann ich alles vergessen. Andere Pläne brauche ich gar nicht.«
    »Niemand hält dich zurück«, sagte ich. »Du bist eine freie Frau und kannst überall in Europa wohnen und arbeiten. Aber Heleen Runing ist die Witwe deines Vaters und Jennifer und Lily sind deine Halbschwestern. Du hast selbst gesagt, dass du dich gerne mit ihnen unterhalten würdest, es würde dich zu nichts verpflichten.«
    »Wann soll das sein?«
    »Morgen. Leonoor hat schon zugesagt.«
    Charlotte biss sich auf die Lippen. »Ich will nicht zurück aufs Boot.«
    Ich sah Nels viel sagendes kleines Nicken und antwortete: »Das ist auch gar nicht nötig. Du kannst machen, was du willst.«
    Charlotte blies sich eine blonde Locke aus den Augen. »Es kommt so plötzlich.«
    »Es ist fast vorbei«, sagte ich. »Die Unsicherheit hat ein Ende.«
    Der blonde Mann kam zu uns herüber. »Hallo. Freunde aus den Niederlanden? Ich bin Geert Wolters.«
    »Der niederländische Gärtner«, sagte Nel.
    Wir stellten uns vor. Er hatte einen kräftigen Händedruck und sein Lächeln war offen und aufgeschlossen.
    »Sie haben einen schönen Betrieb hier«, meinte Nel.
    »Harte Arbeit und viel Unsicherheit. Ich glaube, darüber habt ihr euch gerade unterhalten.« Geert nickte Charlotte zu. »Nimm sie ruhig mit zu uns nach Hause, du kannst sie Maria vorstellen, und Max.«
    »Max?«, fragte CyberNel.
    »Unser Baby.« Geert zwinkerte mir zu. »Den Namen fanden wir am schönsten.«
    »Da bin ich ganz eurer Meinung«, sagte ich.
    Nel kicherte. »Maxima ging mir dann aber doch ein bisschen zu weit.«
    Ich warf ihr ein Grinsen zu und wandte mich an Geert. »Wir haben leider keine Zeit. Max wird das schon verstehen, wenn du ihm erzählst, dass Hanna Cornelia in diesem Moment ganz Selm zusammenbrüllt, weil sie gestillt werden will.«
    Geert klopfte Nel auf die Schulter. »Noch eine junge Mutter? Warte mal.«
    Er verschwand zwischen den Pflanzen und ich schaute Charlotte an. »Okay?«
    Sie nickte. »Ich bin ein bisschen nervös.«
    »Ich werde auch da sein«,
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