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Charlies Planet

Charlies Planet

Titel: Charlies Planet
Autoren: Gordon R. Dickson
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die Dämmerung ankündigte, legten sie den letzten Balken neben die anderen und begannen, sie mit Draht wieder zu einem Floß zu verbinden.
    Mattie war neben dem Feuer eingeschlafen. Sie ließen sie ruhen, während sie das Floß fertigstellten. Dann kochten sie neuen Kaffee. Doch als das Wasser im Topf blubberte, brachte irgendein seltsamer Instinkt sie zu Bewußtsein. Sie setzte sich auf und rieb ihre Augen.
    »Schon fertig?« fragte sie freudig, als sie das Floß am Ufer liegen sah. Sie stand auf. »Ich werde euch etwas zu essen …«
    Sie verstummte und wandte sich den Sträuchern zu, in deren Schatten Charlie lag.
    »Ich kümmere mich wohl lieber erst um Charlie«, sagte sie. »Seit Mitternacht hat er keinen Schluck Wasser mehr erhalten.«
    »Einen Moment«, sagte Mul.
    »Was?«
    »Sie brauchen ihm kein Wasser zu holen«, erklärte Mul. Er sah verlegen in seinen Becher, in dem der Kaffee dampfte, dann blickte er zu den beiden auf. »Ich habe einige Male nach ihm geschaut, während Sie schliefen, Miß Orvalo, nachdem wir mit dem Balkenschleppen fertig waren. Aber ich dachte, da ist kein Unterschied, ob Sie es früher oder später erfahren. Der arme Bursche ist tot.«

 
12.
     
    »Und so anvertrauen wir ihn …« , begann Mattie zu lesen, unterbrach sich jedoch, um in ihrem Buch mit dem feuerroten Titel eine Seite umzuwenden. Einige Sekunden lang suchte sie nach dem richtigen Abschnitt. Cary und Mul warteten schweigend neben dem frisch aufgeworfenen Grabhügel, aus dessen Kopfende ein rohes Brett ragte, in das sie mit Schießpulver einen kurzen Text eingebrannt hatten:
     
    CHARLIE
    Laßt ihn ruhen – Cary Longan
     
    »Und so anvertrauen wir ihn« , hob Mattie erneut an, als sie die zutreffende Stelle im Buch gefunden hatte, »dem Universum, in dessen Schoß er heimkehrt, den er jedoch eines Tages wieder verlassen wird, wie alle Dinge im Strom der Zeit gehen und kommen. Wie der Regen in die Erde dringt, das Wasser den Bach füllt, der Bach in den Strom mündet und der Strom in den Ozean, wie die Wasser des Ozeans sich zu den Wolken erheben und in Regen verwandeln, in jenem Kreislauf ohne Ende, unzerstörbar, undurchbrechbar, ewig. Daher finden wir Trost in dem Gedanken, daß unser Bruder Charlie uns in keiner Weise verlassen hat, sondern lediglich für kurze Zeit eine Schranke überschritten hat, hinter die unsere allzu weltlichen Augen nicht zu blicken vermögen. Aber er ist bei uns, in allen Dingen, obschon wir ihn nicht sehen. Er ist mit uns, wie wir mit ihm sind und es unweigerlich immer sein werden.«
    Mattie schloß das Buch und schwieg. Einen Augenblick lang standen sie alle schweigend an dem Grab und starrten auf die primitive Tafel. Dann drehte Mattie sich um, und Cary und Mul folgten ihr. Langsam gingen sie zum mittlerweile gewasserten Floß, das beladen und reisefertig war. Cary und Mattie stiegen an Bord.
    »Mul«, sagte Mattie, »ich danke Ihnen für alles.«
    »Keine Ursache«, meinte Mul abwehrend. »War mir eine Freude. Wahrscheinlich haben Sie nun keine weitere Verwendung für meine Gesellschaft. Also leben Sie wohl.«
    Cary wandte sich zu dem kleineren Mann um.
    »Wäre Ihnen daran gelegen, uns ein Stück weit zu begleiten?« fragte er.
    »Gern – falls ich nicht unwillkommen bin.«
    Cary warf Mattie einen fragenden Blick zu.
    »Natürlich können Sie uns begleiten«, versicherte Mattie. »Warum sollten wir Ihnen nicht diesen Gefallen erweisen, nach allem, was Sie für uns getan haben?«
    »Sie werden mich nicht benötigen«, meinte Mul und bestieg das Floß. »Wenn die Leute diese schöne Statue sehen, werden sie sich darum schlagen, Ihnen helfen zu dürfen.« Er löste das Seil, das das Floß mit dem Ufer verband. »Nun, jedenfalls bedanke ich mich.«
    Sie steuerten in die Mitte der Strömung und ließen das Floß treiben. Der Fluß war an dieser Stelle, hinter dem Damm, breit und ruhig.
    »In ein paar Stunden gelangen wir in das Farmland bei Beta Center«, sagte Cary. »Wir werden versuchen, von einem Farmer einen Wagen und ein Paar Ochsen zu mieten oder zu kaufen. Morgen früh müßten wir die Stadt erreichen.«
    »Haben solche Farmer eigentlich Telefon?« forschte Mattie.
    »Höchstwahrscheinlich«, meinte Cary. »In Beta Center gibt es eine Radiostation. In der Nähe eines Senders ist der Betrieb von Funktelefon meistens billig.«
    »Die Farmer haben Geld für solche kleinen Dinge, die das Leben erleichtern«, bemerkte Mul.
    Mattie nickte. Das Floß schwamm flußabwärts. Noch lange vor
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