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Charlies Planet

Charlies Planet

Titel: Charlies Planet
Autoren: Gordon R. Dickson
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einem anstrengenden Marsch von zwanzig Minuten durch das weit über die Knöchel reichende Wasser und das verfilzte Gras, das hier nicht so hoch, aber sehr viel dichter stand, gelangten sie auf eine kleine Insel, die vom Gras völlig überwachsen war.
    »Warum hat dieser Charlie die Statue an einen so unbequemen Ort plaziert?« wollte Mattie erfahren. Sie keuchte, Cary musterte sie. Den Umgang mit den Wasserstiefeln war sie nicht gewohnt. Bei jedem Schritt hatte sie den Fuß unmittelbar aus dem schlüpfrigen Untergrund gezerrt, statt zuerst die Ferse anzuheben, um den Saugwiderstand zu vermindern.
    »Er hat sie nicht nach hier gebracht«, erklärte Cary, während er ein großes Sumpfgrasbüschel seitwärts bog. »Der Stein tauchte hier auf. In jedem Frühling, wenn das Tauwetter einsetzt, treibt der Schlamm Felsen aus lockeren Gesteinsschichten an die Oberfläche. Allerdings nur selten so große Stücke.«
    Noch während er sprach, bahnte er den Weg zu einer kleinen Lichtung, und dort, vom Gras umwachsen und dahinter verborgen, stand die Statue. Sie ragte leicht angewinkelt aus der schwarzen Erde, nur ein schmaler Felsenfinger, so hoch wie Cary. Die ursprüngliche Form ließ sich nicht mehr erkennen. Wie das Erdreich, das das Rohmaterial geboren hatte, war die Schattierung. Das Schwarz ähnelte der Farbe irdischen Obsidians, so daß die Oberfläche, fiel die Sonne darauf, einen Grauton annahm. Im Sonnenlicht ruhend, umgeben von dem wogenden Gras, wirkte die Statue wie ein natürlicher Bestandteil ihrer Umgebung, sah man einmal von ihrer künstlichen Formgebung ab.
    Mattie starrte sie an.
    »Nicht besonders gelungen für eine Statue«, meinte sie einige Sekunden später. »Kaum zu erkennen, daß dies ein Mann mit einem Gewehr sein soll. Erst recht nicht du.« Sie zögerte, sie noch immer anstarrend. »Nun, irgendwie ähnelt sie dir schon. Aber ich könnte es nicht erklären.«
    »Gefällt sie dir?« fragte Cary.
    Sie fröstelte ein wenig.
    »Ich weiß nicht«, sagte sie mit gedämpfter Stimme. »Sie ängstigt mich ein bißchen.«
    »Aber was findest du daran beängstigend?«
    »Ich meine nicht … angsterregend im wörtlichen Sinne«, sagte sie. »Ich meine … sie weckt in mir das Gefühl, es wäre nicht gut, sie von hier zu entfernen.«
    »Wir können sie dorthin bringen, wo es uns paßt«, versicherte Cary. »Es ist eine Statue von mir, Mattie.«
    Sie wandte den Blick von der Statue und musterte den Ring aus hochgewachsenem Sumpfgras. »Wie schaffen wir sie durch den Sumpf?«
    Cary lächelte.
    »Du warst es, der so fest die Überzeugung hegte, wir könnten sie zu Lande in die Stadt befördern«, bemerkte er. »Entsinnst du dich?«
    Sie fuhr herum.
    »Ich kenne das Land nicht so gut wie du! Natürlich habe ich mich darauf verlassen, daß du eine Idee hast, wie wir sie fortbewegen!« Sie senkte die Stimme. »Ich schätze, wir müssen eine Art Floß bauen und sie damit durch den Sumpf zum Rand des Plateaus transportieren.«
    »Hier oben gibt es keine Bäume, deren Holz sich für einen Floßbau eignet«, sagte Cary. »Außerdem ist das Wasser an vielen Stellen zu flach für ein Floß.«
    »Na gut. Dann unterbreite einen besseren Vorschlag. Als du gesagt hast, daß es sich über Land machen ließe, wird dir wohl eine Methode vorgeschwebt haben.«
    Cary nickte.
    »Ein Schlitten«, sagte er.
    »Schlitten?« wiederholte sie.
    Er nickte nochmals.
    »Genau«, sagte er. »Ein Paar solide, abgerundete Kufen unter einer Ladefläche. Darauf eine trockene Grasunterlage, damit die Statue nicht rutscht. Sie wird die meiste Zeit im Wasser sein, das erleichtert uns um das halbe Gewicht. Die Kufen werden sich im Morast nicht festsaugen.«
    Abrupt wandte er sich um.
    »Wir kehren wohl besser zu unserem Zeug zurück. Wahrscheinlich brauchen wir den ganzen Nachmittag, um den Schlitten herzustellen.«
    Sie suchten wieder die Lichtung auf, wo Carys Hütte stand. Unterwegs sammelte Cary Sumpfgras, und als sie ankamen, zeigte er Mattie, wie man aus langen, faustdicken Grasbündeln Matten flocht.
    »Es spielt keine Rolle, wenn das Geflecht am Anfang recht locker ausfällt«, erläuterte er. »Sobald das Gras naß wird und schwillt, hält es so gut zusammen, als sei es schon als Matte gewachsen. Mach's so, wie ich dir gezeigt habe. Inzwischen schlage ich uns zwei Längen Holz für die Kufen.«
    Er nahm eine Axt und ein Seil und verschwand damit im Gras. Kurz darauf hörte Mattie Axthiebe und etwas später trat er wieder auf die Lichtung. Er
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