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Chaos Erde

Chaos Erde

Titel: Chaos Erde
Autoren: John Brunner
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Hälfte in dieser Zukunftsära offensichtlich kaum als Freuden- und Lichtbringer taugte.
    Andererseits: jetzt war er mitten auf einer achtspurigen Autobahn gestrandet (auch wenn vier Spuren anscheinend ausschließlich von einem Planwagen benutzt wurden), eventuell bedroht durch die fauligen Hauer verwilderter Hunde und ohne einen Groschen in der Tasche – falls es heutzutage noch Groschen gab, und wenn die Kosten seiner Tiefkühllagerung und Wiedererweckung sich auf diverse Milliarden beliefen, mußte er es als unwahrscheinlich betrachten, daß er je einen Groschen zu sehen bekam… Doch halt (nun schoß ihm eine leicht aufmunternden Erwägung durch den Kopf): Hatte die heutige Währung vielleicht einen derartig geringen Wert, daß sich ihm die Möglichkeit eröffnete, seine Schulden binnen ein, zwei Tagen abzuarbeiten, zu bezahlen? Ähnlich war es in Deutschland und Ungarn nach dem Ersten Weltkrieg gewesen, die Menschen hatten ihren Lohn mit der Schubkarre heimbefördert, und später hatte sich ähnliches in Osteuropa, Südamerika und weiten Teilen Afrikas ereignet. Aber nein, nein! Das war ausgeschlossen, ganz unmöglich, weil Sal gesagt hatte (falls es Quaddel gelungen war, sein wirres Geschwafel richtig zu verstehen), er nähme schon seit zwanzig Jahren zwei Stunden je Werktag am Pendelverkehr teil, um zu einer Berufstätigkeit zu fahren, die nicht anderes umfaßte, als im einen Monat ein Pornoblättchen zu verklagen und es im folgenden Monat zu verteidigen, einem Erwerb, für den er immerhin Bezahlung einstrich, und trotzdem hatte er es bis jetzt nicht geschafft, seine Verschuldung zu beheben (und was sollte all das über Exoplanetare und VoyeurKopien bedeuten?); damit war es also nichts…
    Des verschachtelten Grübelns in Parenthese müde, setzte Rimpoche Quaddel sich wieder per pedes in Bewegung.
    Beziehungsweise hätte er es getan, wäre nicht vom Himmel ein Hubschrauber herabgebraust, wenige Meter über ihm in der Schwebe verharrt. Das Wirbeln der Rotoren wehte noch stinkigere Luft empor, bereicherte den Smog auf nicht nur sichtbare, sondern auch schmeckbare Weise um die Staubwolke eines Wüstensandsturms. Entnervt rannte Quaddel fort. Allerdings war er sich dabei von Anfang an darüber im klaren, daß er sich unsinnig verhielt. Warum sollte er sich die Mühe machen, vor einem Flugapparat fortzulaufen, der ihn problemlos jederzeit einholen konnte, und inwiefern sollte er überhaupt einen Grund zur Furcht haben?
    Das verdammte Ding rückte ihm auf die Pelle, das war der Grund! Und aus der Maschine ragte bedrohlich etwas schwarzes Röhrenförmiges herunter, als müßte es jeden Moment Granaten verschießen oder irgendwelche futuristischeren Tötungsmethoden anwenden.
    Kein Wunder, daß er das Bedürfnis verspürte, die Flucht zu ergreifen.
    Er rannte, bis er nach Atem japste, und genau da überholte ihn der Hubschrauber, drehte um und flog in Gegenrichtung, auf Quaddel zu. Quaddel schrie auf und wollte kehrtmachen, doch beim Umdrehen stolperte er über einen Stein, der ihn völlig aus der Bahn warf, so daß er der Länge nach in stichlig-trockenes Gras stürzte. Er fluchte, wälzte sich herum, wieder schwebte der Hubschrauber über ihm… Und da sah er, daß das gefährlich aussehende schwarze Gerät eine klobige, altmodische Filmkamera war, mitsamt zwei riesengroßen, runden Spulenbehältern obenauf, Micky-Maus-Ohren ähnlich.
    Hä?
    Aus der Seitentür des Hubschraubers beugte sich ein Mann in einer Art von Safarijacke, Reithose und Lederstiefeln, brüllte in ein Megafon. Er hatte einen ausgeprägten, aber nicht ganz konsequent durchgehaltenen deutschen Akzent.
    »Dat war nich iebel! Gar nich iebel. Der Uffnahm kann ich nehm fier Verweht vom Sturm über Jamaika jagt James Bond Dr. Fu Manchu. Nu komm hoch ey! Schwing die Hufe! Wir miessen abertausend und abertausend Touristen was bieten, woll?«
    Eine Strickleiter fiel herab, baumelte unter dem Rumpf des Hubschraubers. Nun je, zumindest bot sich hier ein Fluchtweg von der jetzt verlassenen Autobahn an. Mittlerweile waren auch die letzten Fahrzeuge längst außer Sichtweite. Indem er sich an Runge um Runge klammerte, kletterte Quaddel in die Höhe. Sobald er in einen ledergepolsterten Sitz sackte, drehte der Pilot den Helikopter bei und flog in die Richtung einer jetzt in der Ferne sichtbaren, oder wenigstens teilweise sichtbaren Stadt (denn ein Großteil blieb hinter gelblichen Nebelschwaden unerkennbar). Nach kurzem überflogen sie zwei bis drei Dutzend
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