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Champion Jack Barron

Champion Jack Barron

Titel: Champion Jack Barron
Autoren: Norman Spinrad
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verschwiegen werden, daß Spinrad nach wie vor ein kontroverser Autor ist – gerade das kürzliche Gerangel um seinen Hitler-Roman The Iron Dream (Der stählerne Traum) hat dies erneut bewiesen. Und wenn man auch vielerorts bei Spinrads kleinen politischen Frechheiten ein Schmunzeln nicht unterdrücken kann – besonders bei seinen bitterbösen Abrechnungen mit dem politischen Klima in seinem Heimatland –, so hat Bug Jack Barron auch einige Schattenseiten, besonders bezüglich Frauenfeindlichkeit, die man Spinrad immer wieder vorgeworfen hat.
    Letztendlich bleibt es einzig und allein dem Leser überlassen, was er mit dem Roman anfängt und welchen Stellenwert er ihm beimißt – ein Unterfangen, das mit der vorliegenden Übersetzung erleichtert wird.
    Ein letztes, erläuterndes Wort soll noch dem mehr oder weniger häufig auftretenden „jiddischen Slang“ gelten, also Wendungen und Worten, die aus einer Verschmelzung des Jiddischen und Amerikanischen zustande kamen. Spinrad verwendet viel von diesem Vokabular, das wegen seiner Einmaligkeit in vielen Fällen übernommen wurde. Zwar haben viele der Worte – meistens Schimpfworte – auch eine notdürftig anwendbare deutsche Entsprechung, aber diese Entsprechung vermittelt in den seltensten Fällen auch das Sprachgefühl des Originals. Häufig auftretende Worte sind „Schmuck“ und „Schmendrick“, beides könnte man mit „Narren“ oder „Dummköpfe“ übersetzen, abfällige Anspielungen auf den Geisteszustand eines Menschen also.
    Neben diesen jiddischen Stammworten findet man auch eine ganze Anzahl verjiddischter amerikanischer Worte, und hier wurde immer der Versuch unternommen, auch dem deutschen Leser eine adäquate Form des an Zisch- und Kehllauten reichen jiddischen Slangs zu präsentieren. Steht also im Text einmal „Schpiel“ statt „Spiel“ oder „Vochel“ statt „Vogel“, dann handelt es sich um eben ein solches Wort, das (versuchsweise) übersetzt wurde, und weder Übersetzer noch Lektor noch Korrektor haben gepennt.
    Es mag vielleicht etwas zynisch klingen, nach soviel an „bierernsten“ Erklärungen, Hinweisen und Warnungen noch viel Spaß beim Lesen zu wünschen, doch nur Mut! Niemand braucht Angst vor Champion Jack Barron zu haben, wenn er über ein wenig Phantasie, Vorstellungskraft und Aufgeschlossenheit gegenüber neuen literarischen und politischen Ausdrucksformen verfügt – Attribute, die man bei einem SF-Leser wohl voraussetzen kann.
     
    Linkenheim, im September 1981 
    Joachim Körber

 
1
     
    „Zieht euch zurück, Jungs, ja?“ sagte Lukas Greene gedehnt und winkte mit seiner schwarzen Hand (die er, aus einem unerfindlichen Grund, einen häßlichen, kurzen Moment lang tatsächlich als schwarz sah) den beiden Männern (die er in diesem Augenblick der Übermüdung perverserweise als Nigger betrachtete) in den Uniformen der Mississippi State Police (Nicken nach rechts) und der Mississippi National Guard (Verbeugung nach links) zu.
    „Ja Sör, Gouverneur Greene“, antworteten die beiden Männer einstimmig. (Und Greenes Ohren hörten, in einer Zeitspanne, die er aus einer überlegenen Warte als dummen, hirnlosen, masochistischen Augenblick betrachten konnte, so etwas wie „Jassah, Massah“.)
    „Zieht Leine“, sagte Gouverneur Greene zu der Tür, nachdem sie sich hinter ihm geschlossen hatte. Was, zum Teufel, ist heute bloß los mit mir, dachte Greene ärgerlich. Dieser verdammte Shabazz. Dieser verdammte aufmüpfige Nig…
    Da war das Wort wieder, und gleichzeitig auch die Ursache für das Ganze. Malcolm Shabazz, Prophet der Vereinigten Schwarzen Muslimbewegung, Vorsitzender des Nationalen Konzils der Schwarzen Nationalistischen Führer, Träger des Mao-Friedenspreises und Kingfisch der Mystischen Ritter der Meere, war weder mehr noch weniger als eben ein Nigger. Er war all das, was die Weißen sich vorstellten, wenn sie das Wort Nigger hörten: pekinghörig, ignorant, monsterschwänzig, schweißnaß, affenähnlich wild. Und dieser Hurensohn Malcolm wußte es und spielte damit, er machte sich selbst zur Zielscheibe irrsinnigen weißen Hasses, zum zweckdienlichen Mittelpunkt unratwerfender schreiender Weißer, nährte sich von ihrem Haß, wuchs daraus, absorbierte ihn und sagte zu den Bleichen: „Ich bin eine große schwarze Mutter, und ich hasse euer verdammtes Benehmen, und die Zukunft liegt in China, und mein Schwanz ist länger als eurer, ihr bleichen Bastarde, und so wie mich gibt es zwanzig Millionen in diesem
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