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Champion Jack Barron

Champion Jack Barron

Titel: Champion Jack Barron
Autoren: Norman Spinrad
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Jack?“
    Barron lachte. Er fühlte sich großartig. „Das tut es, solange du mich Jack nennst“, sagte er.
    „Jack …“ sagte sie und nahm seine Hand. Und dann verließen sie gemeinsam das Büro.
    Nur ein weiteres Mädchen, fragte sich Jack Barron. Oder mehr? Ach was, wer kümmert sich schon darum, was werden wird, wie es in einer Woche oder in einem Jahr oder in hundert Jahren aussehen wird?
    Plötzlich war es für ihn überhaupt nicht mehr so wichtig zu wissen, wie die Dinge sich entwickeln würden und was in der nächsten Minute oder im nächsten Jahr oder gar im nächsten Jahrhundert sein würde. Es war nicht einmal mehr so schlimm, es immer noch nicht gelernt zu haben, sich an Sara zu erinnern, ohne daß es weh tat. Endlich war ihm klargeworden, daß er verdammt viel Zeit hatte, um auch seine allertiefsten Wunden zu heilen. Er konnte jedes Spiel spielen, das er spielen wollte, und vor allem, so oft er es wollte, er konnte alles bekommen und alles sein, nur um dann wieder seine Meinung zu ändern. Er hatte Zeit genug für alles …
    Alle Zeit der Welt.
     

 
Nachwort
     
    Norman Spinrad, 1940 in New York geboren, wurde in der zweiten Hälfte der sechziger Jahre bekannt, als er sich der New Wave-Bewegung anschloß und namentlich für das britische Magazin New Worlds Kurzgeschichten und den hier vorliegenden Roman Bug Jack Barron (Champion Jack Barron) schrieb. Begonnen hatte er seine SF-Karriere allerdings schon im Jahre 1963, als seine erste Story, The Last ofRomany, in Analog erschien. In der Folge schrieb er mit The Solarians (1966) und Agent of Chaos (1967) zwei eher konventionelle SF-Romane im Stil der Space Opera. Spinrads Wandlung begann mit The Men in the Jungte (1967), einem unter dem Eindruck des Vietnam-Krieges geschriebenen Roman, der in der Sprache wie in der Handlung außerordentlich schockierend ist: Bart Fraden, ein ehemaliger Diktator, dessen Freundin und ein General – alle drei auf der Flucht, nachdem ihr bisheriger Machtbereich verlorenging – suchen nach einem neuen Planeten, den sie übernehmen können. Sie finden einen solchen Planeten: Sangre. Dort herrschen wahrhaft erschreckende Zustände. Die Bevölkerung wird von einer „Bruderschaft des Schmerzes“ brutal unterjocht. Durch Zuchtwahl hat man eine Garde von Killern herangezüchtet, die im Auftrag der Bruderschaft den Rest der Bevölkerung als „meat animals“ mästet, tötet und für die Küche der Bruderschaft aufbereitet. Überdies wird eine insektoide Eingeborenenrasse durch Alkohol zur Arbeit für die Bruderschaft gezwungen. Fraden und seine Leute erweisen sich jedoch als noch härter als die Bruderschaft und beginnen den Kampf um diese Welt. Man macht die Bruderschaft von einem Rauschgift abhängig und stachelt die Unterdrückten zu einem Aufstand an, der allerdings zu einem solchen Blutbad gerät, daß schließlich auch Fraden nur die Flucht bleibt. Obwohl nihilistisch in der Aussage und ohne Identifikationsfiguren für den Leser, legt der Roman schonungslos Machtstrukturen offen, ist gut durchdacht und überzeugend konstruiert und eine totale Absage an den „Schmuddel“ machtbesessener Politiker. Zu kritisieren wäre allerdings, daß keine Alternative gezeigt wird, daß es beim destruktiven Aufzeigen schlimmer Zustände bleibt. Der Roman ist als Zeitdokument jedoch außerordentlich interessant und nimmt im Grunde ein Stück der heutigen Punk-Kultur vorweg. The Men in the Jungle wird als Band 3574 im Mai 1982 unter dem Titel Die Bruderschaft des Schmerzes in dieser Reihe erscheinen.
    Bug Jack Barron ist deutlich erkennbar aus dem gleichen Ansatz heraus geschrieben: Prä-Punk-Vokabular, der Macht- und Manipulationswahn sogenannter „Machtjunkies“, das Fehlen von Protagonisten, Destruktion, Verweigerung, No Fun. Auch dieser Roman spiegelt Zeitgeschichte wider, in ihm stecken die kompletten sechziger Jahre: Bob Dylan, die Protestbewegung, Rock- und Jugendkultur, Underground-Comics, William S. Burroughs und Charles Bukowski, Joan Baez, Idealismus und Verzweiflung, Rotzigkeit und Emotion. Tatsächlich kenne ich keinen anderen SF-Roman, der derart nackt und konzentriert Emotionen herausschleudert, aus emotionalen Konflikten heraus nicht nur seine Spannung bezieht, sondern daraus förmlich Emotionsgranaten bastelt und zündet. Wie bereits im Vorwort angesprochen wurde, war dieser Roman Gegenstand einer Diskussion im britischen Unterhaus, als er in Fortsetzungen 1967 – 68 in dem staatlich subventionierten New
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