Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Champion Jack Barron

Champion Jack Barron

Titel: Champion Jack Barron
Autoren: Norman Spinrad
Vom Netzwerk:
ein Mörder.“
    Das Bild von Benedict Howards wird ausgeblendet, und das Gesicht von Jack Barron füllt plötzlich den ganzen Schirm aus. Und gleichzeitig gehen einige Veränderungen mit dem verkniffenen Gesicht vor sich. Es wird weicher, verwundbarer, die großen Augen werden feucht und schimmernd, schuldig, selbstanklagend – ein Gesicht, bei dessen Anblick man die verwundete Seele beruhigen möchte, die sich dahinter verbirgt, ein Gesicht, hinter dessen Schmerz man die lautere Wahrheit erkennen kann.
    Und als Barron spricht, ist seine Stimme leise, gefühlsbetont und ohne ein Jota Tücke:
    „Ich werde Sie nun um etwas bitten, um das ich Sie noch niemals gebeten habe. Ich habe kein Recht dazu, aber ich werde Sie bitten, mir etwas zu glauben, einfach nur, weil ich es sage. Ich wußte es nicht. Ich wußte wirklich nicht, daß meine Unsterblichkeit den Mord an einem Kind bedeutet, bis ich im Sanatorium von Benedict Howards erwachte und er es mir erzählte.
    Sehen Sie, ich bin kein Heiliger, das wissen wir alle. Ich gebe zu, ich wollte das ewige Leben so sehr, daß ich mich an Benedict Howards verkaufte, und Sie haben alle das Recht, mich dafür zu hassen. Aber Kindermord ist etwas, was ich niemals schlucken würde, unter gar keinen Umständen, und genau das bitte ich Sie, mir zu glauben. Beweise? Howards hat alle Beweise auf seiner Seite, er hat den unterschriebenen Vertrag und genügend Geld, um Zeugen zu kaufen, die aussagen, ich hätte es schon vorher gewußt.
    Den einzigen Beweis, den ich habe, die Wahrheit zu sagen, ist die Tatsache, daß ich hier vor Ihnen sitze und mein Leben in Ihre Hände gebe. Und ich habe Ihnen die reine Wahrheit gesagt, denn andernfalls könnte ich mit mir selbst nicht mehr weiterleben – also zum Teufel, was mit mir passiert. Nun liegt alles bei Ihnen dort draußen. Ich bitte Sie, mir zu glauben, daß ich die Wahrheit gesagt habe.“
    Ein unerträglicher Augenblick der Wahrheit menschlicher Realität scheint sich auf dem Phosphorpünktchenmuster des Schirms auszudehnen …
    Und dann ist der Augenblick plötzlich vorüber, und eine gewisse Härte macht sich wieder in Barrons Gesicht breit (aber eine Härte, die gemildert wird durch das Wissen der Verwundbarkeit, die sich dahinter verbirgt), und in seinen Augen leuchtet Zweckdienlichkeit auf.
    „Nun gibt es nur noch eines zu sagen, Freunde“, schließt er, „und dann werden Sie die ganze häßliche Wahrheit kennen. Sie wissen jetzt, was Bennie für mich getan hat – bleibt die Frage, was ich für ihn tun sollte.“
    Das leere, graue Gesicht von Benedict Howards erscheint im unteren linken Quadranten des Schirms, und nun ist Barron nicht mehr Opfer, sondern wieder Inquisitor, während er auf Howards herunterstarrt.
    „Wie steht’s, Howards?“ fragt Barron. „Soll ich es ihnen erzählen, oder wollen Sie es tun? Nur zu, sagen Sie es ihnen. Erzählen Sie ihnen, wie Sie Kinder kaufen, erzählen Sie ihnen, wie viele Kongreßabgeordnete Sie in Ihrer Tasche haben, erzählen Sie ihnen Ihre Pläne für die nächste Vollversammlung der Demokraten. Und erzählen Sie ihnen auch, was ich für Sie tun sollte, warum Sie ausgerechnet auf mich so scharf waren!“
    Howards’ Gesicht dehnt sich auf dem Schirm aus, bis es drei Viertel davon einnimmt und Barron nur noch in der oberen rechten Ecke verbleibt und seine Augen den grauen Geist wie Peitschenhiebe bedrohen.
    „Nein! Nein!“ schreit Howards. „Sie sind im Irrtum, Sie verstehen nicht, niemand versteht, ich muß den verblassenden schwarzen Kreis in alle Ewigkeit zurückstoßen … Ich will nur das Leben, ich bin auf der Seite des Lebens im Kampf gegen den Tod! Senatoren, Kongreßabgeordnete, Gouverneure, Präsident – müssen auf der Seite des Lebens sein, nicht auf der Seite des verblassenden schwarzen Kreises der sich schließt geschlachtete Nigger Geier Röhren hoch Nase hinab Kehle würgen mich würgen Leben weg in Kanülen und Flaschen …“
    Plötzlich wird Howards zurückgestoßen in den linken unteren Quadranten, wo er lautlos weiterschreit, während Jack Barron, der ihn ignoriert, direkt aus dem Schirm heraussieht und sagt:
    „Genauso ist es, Leute. Ich sollte euch nur anlügen. Ich sollte genug Lügen erzählen, damit der Gefriergesetzentwurf durchgeht, und ich sollte Bennie dabei helfen, seinen zahmen Präsidenten zu wählen – und raten Sie mal, welche Partei er gekauft hat! Ich mag vielleicht zum Himmel stinken, mit meiner Stiftungsunsterblichkeit, aber die Hälfte der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher