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Champion Jack Barron

Champion Jack Barron

Titel: Champion Jack Barron
Autoren: Norman Spinrad
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kann. Howards, mit all seiner Macht, mit seinen Dreckpfoten in jeder Angelegenheit der Demokraten – und jetzt kann ich mehr tun als nur meine eigene Haut retten, das ist kein Problem mehr, ich kann den ganzen Apparat, der das Land regiert, zertrümmern und die nächsten Wahlen so über den Haufen werfen, daß jeder gewinnen könnte. Jetzt, hier, live.
    Ein Traum, yeah, ein Jack-und-Sara-Traum, nur ich stehe im Fokus von allem und kann den ganzen verrotteten Schmuddel zerreißen. Ein Traum wurde Wirklichkeit – ich habe das Monster, das weiß, wo der Hund begraben liegt (Scheiße, was meinst du, wer den in erster Linie begraben hat?) genau dort, wo ich es haben wollte, bereit, es auseinanderzunehmen …
    Sara! Sara! Wenn du nur noch diese Show sehen könntest, Baby! Champion Jack Barron geht den Bach runter, aber er geht mit einem Knall den Bach runter, der den ganzen verkommenen Saftladen mitreißen wird. Sara … Sara … es ist meine einzige Möglichkeit, um dich zu trauern.
    Er betrachtete den unbedeutenden Werbespot auf dem Schirm, und die Anzeige meldete „30 Sekunden“, und er wußte, in einer halben Minute würde sein Image, eine Realität, die realer als real war, in hundert Millionen Augen brennen, als wären sie mit ihm in einem Raum.
    Nein, sie würden tiefer als das eingesogen werden, sie würden in seinem Kopf sein, hinter seinen Augen, und sie würden nur das sehen und hören, was er ihnen genehmigte, nicht mehr und kein Phosphorpünktchen weniger.
    Mit einem seltsamen Wechsel der Perspektive sah er plötzlich, wenn sie Teil von ihm waren, dann war auch der Image- Jack ein Teil von ihnen. Er hatte es stets gemieden, aber nun hatte es ihn von irgendwoher eingeholt, dort, wo er es zuletzt erwartet hatte – Champion Jack Barron, ob ihm das gefiel oder nicht, war Macht, schreckliche, unkalkulierbare Macht, und sie brachte die große Gewissensfrage mit sich, die jeden Machtjunkie schon seit Anbeginn der Zeit quälte: Sollte man den ganzen Stoff dazu benützen, um über sich selbst hinauszuwachsen und größer als ein einzelner Mensch zu werden, oder aussteigen und die Millionen betrügen, die ihren winzigen Anteil zu eben dieser Machtfülle gutgläubig beigesteuert hatten? Als die Anzeige „Auf Sendung“ vermeldete, wußte Jack Barron, es gab nur eine einzige Methode, das Spiel zu Ende zu führen. Man hat mir schon viele häßliche Namen gegeben, dachte er, aber Stümper war noch nie darunter.
     
    Auf dem Schirm verblaßt das Bild der Acapulco Gold und wird ersetzt von einem Gesicht, einem vergrößerten Vidphonbild, grau, verwaschen, etwas unscharf. Die Augen haben etwas Unmenschliches, eine zu tiefe, häßliche Leere, die Lippen zittern und sabbern Speichel.
    Hinter dieser Nahaufnahme von Benedict Howards spricht eine kontrollierte, straffe Stimme mit einem Unterton unterdrückten Schmerzes, der ihr totale Überzeugungskraft verleiht. Es ist die Stimme von Jack Barron:
    „Überraschung! Überraschung! Wir sind wieder auf Sendung, und, falls Sie später zugeschaltet haben, der Mann, den Sie gerade sehen, ist Benedict Howards. Der Mann, den sie gerade sehen, glaubt jeden in den Vereinigten Staaten kaufen zu können – mich eingeschlossen –, und wenn Sie es genau wissen wollen: Er hat recht.“
    Das schwarzweiße Gesicht auf dem Schirm scheint darauf etwas zu erwidern, doch man hört keinen Ton, und plötzlich ist es verschwunden, und das Gesicht von Jack Barron füllt den Schirm in einer Nahaufnahme aus. Sein sandfarbenes Haar ist wirr, als hätte die Bedeutung des Augenblicks ihm nicht gestattet, es rasch zu kämmen; seine Augen gleichen riesigen, aus dem Bildschirm herausgreifenden Gruben, und irgendwie sieht er gleichzeitig älter und jünger aus.
    „Glauben Sie, Sie dort draußen könnte man nicht kaufen?“ fragt er, und die Worte sind bitter, aber auch irgendwie ironisch vergebend. „Sie sind sich dessen verdammt sicher, nicht wahr? Das war ich auch, Mann, das war ich auch. Aber wenn der Käufer Benedict Howards heißt und die Münze, mit der er bezahlt, das ewige Leben ist? Sind Sie immer noch so sicher? Wirklich? Dann denken Sie einmal darüber nach, wie es ist, tot zu sein. Sie sagen, das können Sie nicht? Selbstverständlich können Sie das nicht, weil Sie nichts mehr können, wenn Sie tot sind. Denken Sie darüber nach, denn Sie werden alle einmal sterben. Es sei denn, Benedict Howards hat einen guten Grund, Ihnen das ewige Leben zu gewähren. Er hatte gute Gründe, mich zu kaufen
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