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Champagner-Fonds

Champagner-Fonds

Titel: Champagner-Fonds
Autoren: P Grote
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gar nicht zu«, bemerkte Langer erstaunt. »Ich meine es ernst. Aber nichts ist umsonst, das sagen Sie selbst. Wie gefällt Ihnen die Idee?«
    »Großartig, absolut großartig«, sagte er, ohne es zu meinen. Er hielt sich besser bedeckt und wartete ab, denn was Langer ankündigte, war in seinen Ausmaßen nicht zu überschauen. Mehr Geld klingt immer nach mehr Arbeit, sagte er sich, der Esel bekam die Möhre vor die Nase gehalten und rannte los.
    Der Ober mit dem Block in der Hand enthob ihn einstweilen einer Antwort, von der Philipp nicht wusste, wie er sie diplomatisch formulieren sollte. Da war es schon einfacher, das Essen zu bestellen.
    Langer entschied sich für Foie gras, was Philipp erzürnte. Wäre nicht ein besonderer Anlass der Grund ihres Aufenthalts hier gewesen, er hätte sowohl Langer wie auch dem Ober gesagt, was er davon hielt. Es war eines der ekelerregendsten Beispiele dafür, wie Menschen für ihren Luxus Tiere quälten. Es war wortwörtlich nichts anderes als Fettleber, die dadurch erreicht wurde, dass männlichen Enten und Gänsen zwei- bis dreimal täglich ein Metallrohr in den Schlund gedrückt und den zappelnden Tieren tausend bis zweitausend Gramm eines Getreide-Fett-Breis in den Magen gepumpt wurde. Durch diese Zwangsernährung weitete sich die Leber krankhaft aus. Er würde Langer morgen eine Abhandlung zu dieser Art Tierquälerei auf den Schreibtisch legen. Künstlich vergrößerte Organe zu essen empfand er als ähnlich krankhaft wie die japanische Manie, lebenden Haien die Rückenflosse abzuschneiden, um daraus Suppe zu kochen.
    Er war kein Vegetarier, einem guten Stück Fleisch war er durchaus zugeneigt, aber es musste nicht täglich auf den Teller. Gemüse in allen Variationen besetzte immer häufiger seinen privaten Speiseplan, Pasta in jeder Art, diverse Sorten Reis, die man erst entdecken musste, feinste italienischeLinsen, und wenn man Kartoffeln nicht mehr nur als satt machende Beilage betrachtete, wurden sie äußerst interessant in ihrer vielfältigen Zubereitung. Dann eröffnete sich die Welt der Salate, hunderterlei Käsesorten   ... Seine Abneigung gegen vorgefertigtes Essen, gegen Supermarktfutter, dazu noch von Fremden zubereitet, wuchs in dem Maß, wie er auf Reisen gezwungen war, sich in Restaurants zu ernähren. Er fand inzwischen mehr Gefallen daran, sein Essen selbst zu kochen, als sich von einem blasierten Sternekoch einwickeln zu lassen, zu exorbitanten Preisen. Zu Hause wusste er, was auf dem Teller lag. Bei dem technisierten Stand der Lebensmittelindustrie und der Kunstprodukte konnte das zur Frage des Überlebens werden.
    Er entschied sich für eine Geflügelterrine und danach für den Zander. Langer, dem er seine Bedenken lieber verschwieg, liebäugelte zuerst mit pochiertem Kalbsfleisch, entschied sich dann aber für die Languste.
    »Das ist kein gepresstes Fischeiweiß in Garnelenform?« Philipp konnte das Mäkeln nicht lassen.
    Der Ober sah pikiert auf Philipp herab.
    »Sie können einem mit Ihren Bedenken auch den Appetit verderben«, knurrte Langer wie ein Hund, dem man den Fressnapf wegzog, und nickte als Zeichen für den Ober, sie allein zu lassen. »Ich will mit Ihnen über etwas Ernstes reden und nicht über Ihre Gastro-Phobien. Ich will die Firma ausbauen und vergrößern. Die Lage erfordert es, die Krise erfordert es. Es heißt, sie sei vorüber, die Bars in London sind längst wieder mit Investmentbankern gefüllt, der Champagnerkonsum steigt – das ist der beste Indikator.«
    »Vertrauen Sie der Presse?«
    »Herrgott, nein. Aber ich habe einen Freund aus London, der sich bestens in der Szene auskennt, er ist sozusagen dort zu Hause. Gerade in dieser Situation müssen wir unser Angebot erweitern, uns über neue Felder Gedanken machen.Jedes Zögern wird als Schwäche begriffen, deshalb gehen wir vorwärts. Wenn andere untergehen, hissen wir die Segel. Wir werden wachsen, expandieren, wir dürfen gerade in dieser Situation den anderen nicht den Markt überlassen.«
    »Wenn wir die Firma vergrößern, brauchen wir auch mehr Mitarbeiter. Wer soll die Aufgaben übernehmen?«
    »Sie, Herr Achenbach, Sie! Sie werden daran einen entscheidenden Anteil haben. Sie werden unser zukünftiges Italienangebot aufbauen. Ich kenne niemanden, der sich im Handel so gut auskennt wie Sie. Spanien ist danach dran, und auch der Vertrieb deutscher Weine ins Ausland. Frankreich wird unser Testmarkt, wir nutzen Ihre Verbindungen dorthin. Wir müssen europäisch denken, nicht
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