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Chamäleon-Zauber

Titel: Chamäleon-Zauber
Autoren: Piers Anthony
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äh, danke, Euer Majestät«, sagte Bink erfreut. »Ich glaube, diese Aufgabe gefällt mir wesentlich besser als das königliche Amt.«
    »Vielleicht können Sie sich ja denken, wie sehr mich das auch freut«, erwiderte Trent lächelnd. »Und jetzt – ab zu den Mädels!«
    Der Reisezauberer projizierte sie, und plötzlich standen sie vor dem Haupteingang von Schloß Roogna.
    Die Zugbrücke war repariert worden und glänzte mit allen ihren polierten Bohlen und Messingknäufen. Der Graben war gesäubert und mit Wasser angefüllt, in denen nun die erlesensten Ungeheuer herumschwammen. Die Spitzen des Fallgatters glitzerten, und von den höchsten Zinnen flatterten bunte Fahnen. Es war ein Schloß, dessen alter Glanz wiederhergestellt worden war.
    Bink blickte zur Seite, wo sich etwas zu bewegen schien. War dort etwa ein kleiner Friedhof? Irgend etwas bewegte sich doch dort, etwas Knochenweißes, das eine Bandage hinter sich herzog. O nein!
    Da öffnete sich der Boden. Mit einem letzten fröhlichen Winken sank der Zombie in seine Ruhestätte.
    »Ruhe in Frieden«, murmelte Trent. »Ich habe Wort gehalten.«
    Und wenn er das nicht getan hätte? Wären die Zombies dann etwa auf das Schloß zumarschiert, um ihr Recht zu fordern? Das gehörte mit Sicherheit zu den Geheimnissen, die Bink nicht erforschen wollte.
    Sie betraten das Schloß und wurden in der Empfangshalle von allen sechs Gespenstern begrüßt, die nun menschliche Gestalt hatten. Milly verschwand hastig, um der Königin die Ankunft des Königs zu melden.
    Dann kamen Iris und Chamäleon gemeinsam ins Zimmer gerauscht. Sie trugen fürstliche Kleider und Sandalen. Die Zauberin war in ihrer natürlichen Gestalt, aber sie war derart gut frisiert und gekleidet, daß sie keineswegs unattraktiv war. Chamäleon steckte nun fast wieder in ihrer »mittleren« Phase durchschnittlicher Schönheit und Intelligenz.
    Die Königin heuchelte keine Zuneigung für Trent. Es war eine Zweckheirat gewesen, genau wie vorgesehen. Doch ihre Freude an ihrer Stellung und am Schloß war ganz offensichtlich echt.
    »Das ist ja ein wunderbarer Bau!« rief Iris. »Chamäleon hat mich herumgeführt, und die Gespenster haben uns bei der Toilette beraten. So viel Platz und Prunk, wie ich immer gewollt habe – und dabei ist alles auch noch echt! Und das Schloß möchte uns so gerne gefallen – ich weiß, daß es mir hier ausgezeichnet gefallen wird.«
    »Das ist gut«, erwiderte Trent ernst. »Und nun leg dein schönes Gesicht an, wir haben Gäste.«
    Die ältere Frau verschwand, und sofort erschien an ihrer Stelle eine betörend schöne, üppige junge Frau mit tiefem Ausschnitt.
    »Ich wollte Chamäleon nicht verlegen machen, weißt du, jetzt in ihrer durchschnittlichen Phase.«
    »Du kannst sie in keiner Phase verlegen machen. Und jetzt entschuldige dich bei Bink.«
    Iris machte einen atemberaubenden Knicks vor Bink. Sie war bereit, alles zu tun, um Königin – und Mensch – zu bleiben. Trent konnte sie in eine warzige Kröte verwandeln oder auch in eben die Gestalt, der sie gerade glich. Wahrscheinlich konnte er sie auch jung genug machen, um einen Erben zu gebären. Trent war der Herr, und Iris schien keinerlei Neigung zu verspüren, das in Frage zu stellen. »Es tut mir leid, Bink, wirklich. Ich habe beim Duell und danach einfach die Beherrschung verloren. Ich wußte ja nicht,daß Sie die Ältesten holen wollten, um Trent zum König zu machen.«
    Das hatte Bink auch nicht gewußt. »Vergeßt es, Euer Majestät«, sagte er verlegen. Er blickte Chamäleon an, die jetzt Dee so sehr glich, dem Mädchen, das er auf Anhieb gemocht hatte, Crombies Unkenrufen zum Trotz. Er spürte einen Anfall von Schüchternheit.
    »Machen Sie schon«, flüsterte Trent ihm ins Ohr. »Jetzt ist sie klug genug.«
    Bink dachte daran, welch eine entscheidende Rolle Chamäleons Suche nach einem Zauber, der sie normal machen würde, in seinem Abenteuer gespielt hatte. Dabei war sie doch völlig zufriedenstellend und sogar eine Herausforderung, so wie sie war. Wie viele Leute suchten doch ihr Leben lang nach ihren Zaubern – nach irgendeinem Vorteil, wie etwa einem Silberbaum oder politischer Macht und unverdienter Bewunderung, während sie in Wirklichkeit doch nur eines hätten zu sein brauchen – zufrieden mit dem, was sie hatten? Manchmal war das, was sie hatten, wesentlich besser als alles, was sie haben wollten. Chamäleon hatte geglaubt, daß sie normal werden wollte; Trent hatte geglaubt, daß er eine
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