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Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)

Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Klaus Pollmann
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Marionette auf Armeniens Thron sitzen und dann sagt man wieder, Sieg auf der ganzen Linie für Rom.“
    Syros griff schnell noch nach einem Stück Porree, bevor Stephanos auf Gaius’ Geheiß die Vorspeisen abräumen ließ. „Es stimmt von allem ein wenig! Die Lage im Osten ist sehr kompliziert. In Hispanien und Gallien herrscht Rom direkt, im Osten meist indirekt“, erklärte er und biss in den Porree.
    „Wieso indirekt? Asia, Syria, Bithynia et Pontus, Ägypten und seit Neuestem Galatien. Der Osten besteht doch nur aus römischen Provinzen, mit Ausnahme des kleinen Kleckses, der sich Judäa nennt, und dahinter kommen Parthien und Armenien!“, warf Lucius eifrig ein. Endlich ein Thema, bei dem er mitreden konnte!
    Syros seufzte ein wenig und sah einen Moment lang schweigend zu, wie der Hauptgang aufgetragen wurde. Grüner Kohl, Bohnen mit Speck und Huhn. „Ja, das ist eine Meinung, wie sie in Rom ebenfalls stark vertreten ist,“ bemerkte er resigniert. „Aber leider zeigt es nur die Unkenntnis in der Stadt und die Unwissenheit über die tatsächlichen Gegebenheiten im Osten!“
    „Dann kläre uns auf und erhelle uns mit deinem Wissen, oh Weiser!“, deklamierte Gaius, schöpfte den Wein aus der Weinschale und schüttete ihn durch ein Sieb in den Trinkbecher. „Zwei zu drei“, sagte er halblaut zu Stephanos, der sofort begann, den Becher mit Wasser aufzufüllen, und ihn an Sextus weiterreichte.
    „Also, die östlichen Provinzen bilden kein zusammenhängendes Gebiet wie Hispanien.“ Syros stellte seinen Weinbecher vor sich und zeigte darauf: „Hier ist Syrien, östlich davon Parthien, nördlich davon Armenien und hier im Westen sind die Provinzen Asia, Bithynia et Pontus und Galatia. Zwischen Armenien und diesen drei Provinzen liegen Lycia, Cappadocien und Pontus, in denen befreundete Könige herrschen. Der König von Armenien, König Artaxes, ist alles andere als ein Freund der Römer. Das heißt, er
war
kein Freund der Römer, denn er wurde ermordet. Schlecht für uns!“
    „Warum?“, fragte Gaius erstaunt. „Ich denke, er war ein Feind Roms. Das müsste doch die Situation vereinfacht haben.“
    „Die Nachfolgefrage ist ziemlich kompliziert!“, warf Sextus ein.
    „Also“, Syros holte tief Luft, „Phraates von Parthien hätte am liebsten den ältesten Sohn des Artaxes, Artaxes den Jüngeren, auf den Thron von Armenien gesetzt, weil der mit einer seiner Töchter verheiratet ist. Das passte Agrippa nicht, denn der wollte, dass Tigranes, der jüngere Bruder von Artaxes, den Thron besteigt. Davon war wiederum Phraates nicht gerade begeistert, denn Tigranes ist als Freund Roms bekannt. Er wollte einen Tausch machen, die Feldzeichen von Crassus und Antonius gegen Artaxes den Jüngeren auf dem Thron. Dazu ein Versprechen Roms, sich aus den inneren Angelegenheiten Parthiens und Armeniens herauszuhalten. Dafür würde er im Gegenzug die Freilassung von Gefangenen in Erwägung ziehen.“
    „Und?“, fragte Lucius gespannt.
    „Du musst dir die Situation vorstellen!“, erläuterte Syros. „Agrippa auf einem Podium in seinem curulischen Stuhl sitzend. Hinter ihm seine zwölf Liktoren. Über ihm ragen seine blaue Standarte und die Adler der syrischen Legionen auf, auf der rechten Seite sitzen die Spitzen der römischen Gesellschaft und auf der linken Seite Herodes, König von Judäa, und die Abgesandten von Cappadocien und Armenien. Dann kommen die Unterhändler der Parther und stellen solche Forderungen. Agrippa bekommt einen Wutanfall, er droht den Unterhändlern mit der Hinrichtung, ruft nach seinem Schwert und schwört, lieber gehe er wie Crassus in der Wüste zu Grunde, als solch eine schmachvolle Vereinbarung zu schließen. Herodes fällt ihm in den Arm und beschwört ihn bei allen Göttern, sich nicht an den Unterhändlern zu vergreifen!“
    Syros warf einen Blick in die Runde, als wollte er sich versichern, dass alle zuhörten. Lucius folgte seinem Blick und stellte fest, dass selbst Julia wie gebannt an Syros’ Lippen hing, was Gaius offensichtlich völlig entging, da er diese unziemliche Neugier nicht tadelte.
    Als Syros zufrieden feststellte, dass er die Aufmerksamkeit aller hatte, fuhr er fort: „Agrippa tobt weiter und ist gar nicht mehr zu beruhigen. Herodes schickt die eingeschüchterten Unterhändler fort und Tiberius weist einen der Liktoren an, sie sicher durch die Menge, in der sich viele Soldaten befinden, zu geleiten. Während die Unterhändler weggeführt werden, brüllt Agrippa
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