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Cedars Hollow (German Edition)

Cedars Hollow (German Edition)

Titel: Cedars Hollow (German Edition)
Autoren: Charlotte Schaefer
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den rötlich braunen Haaren. Wie war das möglich?
    Die Gestalt verschwand so schnell, wie sie erschienen war. Ich kniff die Augen zusammen und redete mir ein, der Junge vor dem Fenster sei nur das Ergebnis meiner lebhaften Träume gewesen. Wie hätte er so einfach an mein Fenster gelangen so l len, wo mein Zimmer doch im ersten Stock lag?
    Aber das nagende Gefühl des Zweifels blieb. Ich stand auf, ging zum Fenster und starrte in die Nacht. Der Mond stand hoch am Himmel und sandte sein milchiges Licht aus. Unter mir, in dem Ga r ten, der an unser Haus angrenzte, raschelte etwas.
    Mit zitternden Händen schloss ich das Fenster, legte mich wieder ins Bett und versuchte angestrengt, nicht nachzudenken.
     
    Ich traf ihn schon am nächsten Tag wieder. Inzwischen wu n derte ich mich gar nicht mehr darüber, dass er überall zu sein schien, wo ich war. Die eine Hälfte von mir, die immer noch den Tod meiner Mu t ter vor Augen hatte, misstraute ihm, die andere sehnte sich nach j e mandem, mit dem ich reden konnte, nach einem Fremden, dem ich meine Geschichte erzä h len konnte, ohne Angst vor seiner Reaktion haben zu müssen. Ich wusste selbst nicht, was ich von meinen G e fühlen halten sollte.
    Dave hatte die Arme verschränkt, lehnte an der Mauer der Frie d hofskapelle und starrte mich an. Sein intensiver Blick brachte mich vollkommen aus der Fassung. Ich hätte gerne weggeschaut, konnte aber nicht. Meine Haut brannte, meine Arme hingen schlaff und nutzlos herab. Von meinem Brustkorb abwärts war mein Körper taub.
    „Hi“, sagte er und fingerte am Ärmel seiner dunklen Jacke herum. „Was für ein Zufall, dich hier zu treffen.“ Er grinste, und in seiner Stimme lag ein Anflug von Ironie.
    „Was machst du hier?“, platzte es etwas zu unhöflich aus mir he r aus.
    Er runzelte die Stirn und stieß sich von der Mauer ab. „Tut mir leid, wenn ich störe“, sagte er und wollte gehen.
    „Nein!“, rief ich, um ihn zurückzuhalten.
    Er drehte sich wieder zu mir um, ein schelmisches Lächeln auf den Lippen. „Nein?“
    „Mir tut es leid. Ich war unfreundlich.“
    Er zuckte mit den Schultern. „Schon okay.“
    „Also … darf ich fragen, was du hier machst?“
    „Das sollte ich lieber nicht sagen“, meinte er kryptisch.
    „Wieso nicht?“ Meine Neugier war stärker als meine Vorsicht.
    Er seufzte. „Na schön. Ehrlich gesagt hatte ich gehofft, dich hier zu treffen.“
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Seine Offenheit war ei n schüchternd. „Oh“, brachte ich hervor, ehe mir die Stimme versagte.
    Er gab ein leises Lachen von sich. „Also, was denkst du?“, fragte er schließlich, noch immer lächelnd.
    „Wie meinst du das?“
    Seine Augenbrauen wanderten ungläubig nach oben. Er fuhr sich mit einer Hand durchs Haar, dann kam er einen Schritt auf mich zu. Und noch einen.
    „Ich will dich trösten“, flüsterte er.
    Mein Herz hämmerte wild bis hinauf in meine Kehle, wä h rend ich panisch überlegte, was ich tun sollte. Wegrennen? Blöde Idee. Z u rückweichen? Das könnte er in den falschen Hals bekommen.
    Sein auffallend kühler Atem streifte meine Wange. Seine Nase n spitze berührte nun schon fast meine.
    „Ich …“
    Ein schlanker Finger legte sich auf meine Lippen. Ich war wie g e lähmt, konnte nicht mehr atmen oder denken.
    „Vertrau mir“, sagte er, umfasste sanft mein Kinn und hob es lan g sam an.
    Im nächsten Moment schoss etwas Schwarzes an seinem Hinte r kopf vorbei durch die Luft. Er taumelte erschrocken zurück. Ein Krächzen durchschnitt die Stille wie ein Peitschenhieb. Ein Rabe ließ sich in der Spitze des Baums nieder, der das Zentrum des Friedhofs bildete. Mit seinen dunklen Knopfaugen starrte er in unsere Richtung. Jäh schoss mir mein Traum durch den Kopf.
    „Verdammt“, zischte Dave und tastete nach seinem Hinterkopf. Seine Augen weiteten sich. Als er seine weiße Hand z u rückzog, war sie voller Blut.
    Der Rabe krächzte und setzte erneut zum Sturzflug an.
    „Pass auf!“, rief ich Dave zu.
    Sein Blick schoss nach oben zu dem Raben, der mit ausgestreckten Krallen auf ihn zuflog. Er reagierte schneller, als ich erwartet hätte, und wich dem Vogel aus.
    Ich glaubte zu träumen, als der Rabe vor meinen Augen wuchs. Sein Körper dehnte sich aus, und er krächzte, als hätte er Schmerzen. Ich blinzelte, doch das Bild verschwand nicht. Inzwischen hatte der Vogel die Ausmaße eines Menschen erreicht. Die Flügel, der Schn a bel und die Klauen waren ve r schwunden.
    Der
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