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Cedars Hollow (German Edition)

Cedars Hollow (German Edition)

Titel: Cedars Hollow (German Edition)
Autoren: Charlotte Schaefer
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Sch u le gewöhnte ich mich wieder ein, was aber nicht bede u tete, dass mein Außenseiterdasein sich änderte. Ich tat meinen Mitschülern einen Gefallen und ging ihnen aus dem Weg, und sie taten dasselbe für mich.
    Inzwischen träumte ich fast jede Nacht den seltsamen Traum von dem Raben und dem Wolf, doch ich konnte ihn nicht de u ten. Ich ertappte mich dabei, immer häufiger an das blasse Gesicht des fre m den Jungen zu denken. Nicht zum ersten Mal fragte ich mich, aus welchem Grund er mich beobachtet hatte.
    Ich war erleichtert, als am Freitag die Schulglocke das Ende der letzten Stunde verkündete. Ich packte meine Sachen z u sammen und verabschiedete mich von Joanne, ehe ich mich auf den Heimweg machte. Als ich gerade in die Wood Lane einbog, rief mich jemand zurück.
    Als ich mich umsah, stand der blasse Junge, dessen Namen ich nicht kannte, vor mir und lächelte. Ich hatte nicht bemerkt, dass er mir so nahe gekommen war, und wich einen Schritt zurück.
    Meine Nervosität musste ihm aufgefallen sein, aber er sagte nichts. Stattde s sen streckte er mir seine schmale Hand entgegen.
    „Schön, dich wiederzusehen.“
    Ich konnte nicht glauben, dass es Zufall war, dass er mir hier b e gegnete. Ich versuchte mich an einem Lächeln und ließ es bleiben, als ich sah, wie er die Stirn runzelte. Verunsichert schüttelte ich ihm die Hand. Sein Lächeln wurde strahlender.
    „Ich bin Dave.“
    „Hazel.“
    Der Griff seiner Hände war eiskalt. Kein Wunder, so mager, wie er war.
    „Schöner Name“, sagte er lächelnd.
    Sein Blick war so intensiv, dass ich wegschauen musste. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Wie kam es, dass wir uns schon wieder über den Weg liefen? Und was sollte dieses Kompl i ment?
    Als ich nichts entgegnete, verflog sein Lächeln. Er sah mich an und zog die Schultern hoch. „Na dann.“ Seine Stimme klang verunsichert. „Vielleicht sehen wir uns ja demnächst mal wi e der.“
    Ich nickte, wenn auch hauptsächlich, weil ich nicht unhöflich sein wollte, und er ging davon.
     
    Als ich nach Hause kam, fand ich meinen Dad auf dem Sofa schl a fend vor. Nicht zum ersten Mal fiel mir auf, wie blass und dünn er geworden war. Seine Augen waren verquollen vom vielen Weinen, sein Mund kaum mehr als ein dünner Strich.
    Auf dem Boden neben dem Sofa lag ein Fotoalbum. Es war aufg e schlagen und zeigte einige alte Fotografien meiner Mutter. Mom, in einem weißen Sommerkleid und mit Strohhut, stra h lend. Mom ganz in Schwarz an Halloween. Mom an Weihnac h ten, ein Weinglas in der Hand.
    Eine einzelne Träne rann über mein Gesicht. Ich hob das A l bum auf und verstaute es dort, wo es hingehörte. Zu den anderen Erinn e rungen.
    Ich nahm eine Kopfschmerztablette und legte mich früh schlafen. Es hatte zu regnen begonnen; die Wassertropfen trommelten mon o ton gegen die Fensterscheibe und verwisc h ten die Landschaft hinter meinem Fenster. Ich mochte es, bei Regen einzuschlafen. Die sanfte Melodie des Wassers beruhigte mich.
    Wieder träumte ich von dem Jungen mit dem rotbraunen Haar, dem Raben und dem Wolf. Diesmal aber war der Traum ein wenig anders. Der Rabe krächzte, der Junge verschwand. Die Gestalt des Wolfes schälte sich aus dem Nebel, und gerade, als mir klar wurde, dass ich sterben würde, erklang erneut das laute Krächzen des Raben. Er schoss haarscharf an meinem Kopf vorbei auf den Wolf zu. Sein scharfer Schnabel glänzte trotz der Dunkelheit. Der Wolf grollte und wich zurück, doch der Rabe war schneller. Er hackte nach den gold e nen Augen des Raubtiers, immer wieder, bis ein schmerzerfülltes He u len die Nacht durchschnitt. Der Wolf war erblindet.
    Ich hörte das Krächzen des Raben, das wie ein unheimlicher G e sang über dem Friedhof schwebte. Jemand flüsterte meinen Namen. War es der Wind, der die kahlen Äste der Bäume b e wegte? Ich drehte mich im Kreis, doch der Nebel wurde wieder dicker.
    „Was?“, rief ich. „Wer ist da?“
    Ein kühler Lufthauch streifte meine Wange. Inzwischen fuc h telte ich wild mit beiden Händen, als ob ich die Luft zu fassen bekommen und mich daran festhalten könnte.
    Ein lautes Knarren ließ mich schlagartig aus dem Schlaf fahren. Kalt strich Luft über meine schweißnasse Stirn. Mein Zimmerfenster stand offen, obwohl ich es vor dem Einschlafen geschlossen hatte. Draußen war es stockdunkel, doch ich kon n te erkennen, wie sich langsam eine Gestalt aus der Finsternis schälte.
    Ich hielt die Luft an und sah deutlich die weiße Haut des Jungen mit
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