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Caylebs Plan - 6

Titel: Caylebs Plan - 6
Autoren: David Weber
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weiter südlich des gewünschten Punktes anzulanden, aber die dient ohnehin bloß der Täuschung. Im Augenblick sieht es so aus, als wäre der ganze Rest ziemlich genau im Zeitplan.«
    »Gut.«
    Cayleb wandte sich wieder ab und schaute einige Augenblicke lang nur schweigend in die Nacht hinaus. Dann holte er tief Luft und nahm sich zusammen.
    »Gut«, wiederholte er. »Und jetzt wäre es, wie Domynyk mir vor Rock Point empfohlen hat, ein guter Zeitpunkt, ein wenig zu schlafen.«
    »Das halte ich für eine ausgezeichnete Idee«, pflichtete Merlin ihm bei.
    »Na, bis zum Morgengrauen kann ich ohnehin nicht allzu viel Sinnvolles tun«, meinte Cayleb. Er klang deutlich ruhiger, als ihm eigentlich zumute war, das wusste Merlin genau. Jetzt aber deutete er mit einem Finger auf seinen ›Leibgardisten‹. »Was Euch betrifft, Seijin Merlin, bin ich unter den gegebenen Umständen bereit, auf Eure Dienste zu verzichten, damit Ihr Eure ›Auszeit‹ bekommt. Aber das gilt nur heute Abend, nicht dass Ihr das missversteht!«
    Merlin schnaubte belustigt und verneigte sich ironisch vor seinem Kaiser.
    »Jawohl, Euer Kaiserliche Majestät. Was immer Ihr befehlt, Euer Kaiserliche Majestät«, erwiderte er in übertrieben salbungsvollen Ton.
 
    Erleichtert seufzte Wystahn, als Ailas Mahntyn lautlos zwischen den hohen Gräsern hervortrat, die das Ziel, den Hügel, überwucherten. Der Sergeant hob die Hand und gebot dem Trupp, der ihm dichtauf folgte, Halt zu machen. Mahntyn deutete auf einen Punkt, der etwas weiter den Hügel empor lag.
    »Die sind genau da, wo sie zu vermuten waren, Sarge«, flüsterte der Corporal, und es gelang ihm, mit seinen Worten das stetige Seufzen des Windes zu übertönen. »Vier Mann. Die haben einen Signalmast und ein paar Flaggen. Ein Signalfeuer scheint's da auch zu geben. Zwo von denen schlafen. Einer sitzt auf einem großen Felsblock - der hat wohl Wache. Der Vierte macht gerade Tee oder so. Der eigentliche Wachposten steht ungefähr fünfzig Schritt weit in dieser Richtung da.« Mahntyn deutete hügelaufwärts ein wenig weiter nach rechts. »Lagerfeuer und Signalausrüstung sind da drüben.« Mahntyn zeigte nach links. »Zelte und die andere Ausrüstung liegen auf der landwärtigen Seite des Hügels.«
    »Gute Arbeit«, erwiderte Wystahn leise.
    Ailas Mahntyn hatte noch weniger eine ›anständige Ausbildung‹ genossen als Wystahn. Aber er war im Echsengebirge aufgewachsen, und sein Talent, sich lautlos zu bewegen - ganz zu schweigen davon, dass er selbst im Stockfinsteren noch etwas sehen konnte -, war schlichtweg phänomenal. Er hatte das geschulte Auge eines echten Waldbewohners, wenn es darum ging, ein Gelände einzuschätzen. Er besaß die Fähigkeit eines Jägers, sich in seine Beute hineinzuversetzen - und sein Verstand war messerscharf, auch ohne ›Ausbildung‹. Wann immer sie sich nicht gerade bei einem Einsatz befanden, versuchte Wystahn seinem Corporal das Lesen und Schreiben beizubringen. Denn diese Fertigkeiten waren nun einmal Voraussetzung dafür, Sergeant bei den Aufklärer-Schützen zu werden. Wystahn hielt viel von Mahntyn - auch wenn er sorgsam darauf achtete, dies seinem Corporal gegenüber niemals zu erwähnen. Wystahn hielt so viel von Mahntyn, dass es ihn nicht im Mindesten überraschen würde, wenn dieser Corporal es irgendwann sogar zum Offizier brächte. Voraussetzung war allerdings, er bekäme das mit dem Lesen und Schreiben leidlich hin. Doch was das anging, war Mahntyn bedauerlicherweise noch längst nicht so weit. Er bemühte sich redlich, mehr, als er das anderen gegenüber eingestanden hätte. Aber für ihn waren Buchstaben noch ungleich schwerer zu fassen als jede Zinkenechse.
    Der Sergeant schob seine Gedanken zu Mahntyn beiseite und wandte sich um. Er bedeutete dem Rest seines Trupps, sich um ihn und den Corporal zu sammeln.
    »Wiederholen Sie das noch einmal für die Jungs!«, wies er Mahntyn an und hörte selbst auch beim zweiten Mal ebenso aufmerksam zu wie beim ersten Mal. Als der Corporal seinen Bericht beendet hatte, machte sich Wystahn daran, seinen Männern die jeweiligen Aufgaben zuzuweisen.
    » ... und Sie übernehmen den Wachposten«, endete er zwei Minuten später und tippte Mahntyn gegen die Brust.
    »Aye«, erwiderte der Corporal lakonisch und nickte den anderen drei Männern seiner Gruppe zu.
    Sie alle waren ebenso wortkarg wie er, und sie bewegten sich fast ebenso leise. Hin und wieder vermochte Wystahn zu hören, wie eine Stiefelsohle über einen
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