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Caylebs Plan - 6

Titel: Caylebs Plan - 6
Autoren: David Weber
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er zwei Tage an Bord eines der Schoner der Flotte verbracht hatte, ständig auf dem Fockmars. Diese heikle Position hatte den Skipper des Schoners beachtlich Sorgen gemacht. Dort oben hatte Cayleb persönlich die Küste mit einem Fernglas abgesucht. Natürlich hatte sich der Schoner zu diesem Zeitpunkt lediglich auf einer Routine-Patrouille befunden und daher nicht die persönliche Standarte mit der Krone gehisst, mit der offiziell verkündet wurde, der Kaiser befinde sich an Bord. Gewissenhaft hatte Cayleb einen ganzen Notizblock vollgeschrieben. Es brauchte ja niemand zu wissen, dass ihm diese Notizen in Wirklichkeit der Seijin diktiert hatte, der neben ihm auf dem Fockmars ausgeharrt hatte (vorgeblich, um dafür zu sorgen, dass der Kaiser nichts Törichtes anstellte - wie etwa über die eigenen Füße zu stolpern und als großer, hässlicher Fleck auf dem Deck des Schoners zu enden).
    Und tatsächlich war Koryn Gahrvai besorgt genug gewesen, um Wachposten aufzustellen. Der Kommandeur der chisholmianischen Armee war sich des Risikos nur zu bewusst, das er eingegangen war, als er seine vordersten Truppen im Talbor-Pass postiert hatte. Er wusste außerdem ganz genau, was passieren konnte, wenn eine hinreichend große Truppe per Schiff hinter seine Reihe gebracht würde. Doch Gahrvai hatte nicht die Absicht, Cayleb dergleichen tun zu lassen. Aus diesem Grund hatte er eine ganze Reihe von Wachposten aufgestellt, alle stets in Blickweite zueinander: Entlang der Küste von Manchyr sicherten sie eine Strecke von beinahe fünfzig Meilen, ausgehend von den Dark Hill Mountains. Jeder dieser Wachposten war mit Signalflaggen ausgestattet, und an strategisch wichtigen Stellen hatte man Semaphorenmasten aufgerichtet. Gahrvai hatte die höchstmöglichen Erhebungen in der Landschaft ausgewählt. So sollten seine Wachposten sogar noch den Weißpferd-Kanal ideal einsehen und daher charisianische Galeonen sechs Stunden vor ihrer eigentlichen Anlandung sichten können.
    Natürlich verließ man sich dabei aufs Tageslicht. Wären die Charisianer allerdings selbstbewusst genug, sich im Schutze der Dunkelheit der Küste zu nähern und den Landgang im Morgengrauen zu starten, würden Gahrvais Wachposten dieses halbe Dutzend an Stunden Vorsprung einbüßen. Doch selbst in einem solchen Fall würden die Wachen Gahrvai mit Hilfe der Semaphoren eine Warnung zukommen lassen, lange bevor charisianische Marines das südliche Ende des Talbor-Passes erreichten. Zudem hätten die Charisianer keinerlei Kavallerieunterstützung. Ohne die sechs Stunden Vorwarnzeit würde es für Gahrvai allerdings schwieriger, seine Infanterie aus dem Pass abzuziehen, bevor die Charisianer ihn einkesseln konnten. Gahrvai wiederum hatte Kavallerieunterstützung. Er hatte Graf Windshares Männer bereits in Stellung gebracht; sie sollten ihm den Rücken freihalten.
    Alles in allem hatte Gahrvai also gute Gründe, sich zumindest einer Sache sicher zu sein: Die Charisianer befanden sich östlich von ihm. Und Gahrvai hatte die Absicht, dafür zu sorgen, dass es dabei auch bliebe. Sollte es dem Feind trotz aller Bemühungen gelingen, ihn am Talbor-Pass zu umgehen, wollte er sich so rasch wie möglich nach Manchyr zurückfallen lassen und sich die massiven Befestigungen rings um die Hauptstadt zunutze machen, für die sein Vater gesorgt hatte. Die Zeit arbeitete für Corisande, vor allem jetzt, wo Anvil Rock von den charisianischen Gewehren wusste und bereits damit begonnen hatte, sie nachbauen zu lassen. Es gab nur eines, was sich Corisande nicht leisten konnte, nämlich dass seine Feldarmee aufgerieben würde. Deshalb würde sich Gahrvai - auch angesichts einer Armee, die nur halb so groß war wie seine eigene - von einer schwer befestigten Stellung in eine andere zurückziehen. Die Zweifel an seinem Mut, die deswegen aufkommen mochten, die Kritik, die es hageln würde, scherten Gahrvai in einer solchen Lage wenig.
    Bedauerlicherweise hatte Sir Koryn keine Vorstellung davon, in welchem Ausmaß Merlin Athrawes Aufklärung zu betreiben vermochte und über welch detaillierte Kenntnisse Kaiser Cayleb Ahrmahk daher verfügte. Merlin hatte sämtlichen Besprechungen des Stabes und aller Offiziere beigewohnt, hatte jeden der Kommandeure beobachtet, hatte ihre Stärken und Schwächen analysiert. Merlin und damit auch Cayleb wussten ganz genau, warum Gahrvai sich für die gewählte Kommandostruktur entschieden hatte. Seine Entscheidung war an sich gut; Cayleb hätte an seiner Stelle
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