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Caylebs Plan - 6

Titel: Caylebs Plan - 6
Autoren: David Weber
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dass ich ihm vertrauen kann, und der mich zumindest hin und wieder mit Vornamen anspricht. Und wenn mein Vormund das nicht kann, wer dann?«
    »Also gut ... Irys.« Sein Lächeln war bittersüß. »Übrigens habt Ihr Recht: Ich war tatsächlich schon dabei, als man Euch die Windeln wechselte.«
    »Gut!«
    Belustigt blitzten ihre Augen auf. Die Belustigung hielt allerdings nicht lange an. Graf Coris glaubte aber zu erkennen, dass der Blick der Prinzessin nun etwas weniger düster war als zuvor. Nur war es bei den gegebenen Lichtverhältnissen durchaus möglich, dass er sich irrte.
    »Ich wünschte, Vater hätte sich anders entschieden«, kehrte Irys zum eigentlichen Thema zurück.
    »Ihr meint, statt Euch zusammen mit Daivyn fortzuschicken?«
    »Mich überhaupt fortzuschicken«, verbesserte sie ihn. Ihre Stimmung war vielleicht eine Nuance weniger düster als eben noch. Dennoch funkelte im Schein der Laterne eine Träne in ihren langen Wimpern; das Licht brach sich darin wie in einem Diamanten. »Ich weiß, dass er glaubt, keine andere Wahl gehabt zu haben - zumindest nicht, wenn er wollte, dass Daivyn von zu Hause fortgebracht werden muss. Aber, Phylyp, ich sollte jetzt an seiner Seite sein!«
    »Glaubt bloß nicht, diese Entscheidung sei ihm leicht gefallen!«, entgegnete Coris sehr sanft. »Um ehrlich zu sein: Ich bin mir sicher, dass ihm diese Entscheidung schwerer gefallen ist als je eine andere.«
    »Ich weiß. Ich weiß!« Heftig schüttelte sie den Kopf. »Und ich will auch wirklich nicht klingen wie eine bockige, verzogene Prinzessin.«
    Der Graf wollte darauf schon etwas erwidern. Dann schüttelte er nur den Kopf. Ein leises Lächeln umspielte seine Lippen.
    Mehrere Minuten lang saß Irys nur schweigend da und streichelte ihrem kleinen Bruder über die Stirn. Dann blickte sie wieder zu Coris auf.
    »Offenkundig hat es wenig Sinn, sich über die bereits gefällte Entscheidung aufzuregen. Stattdessen sollte ich wohl lieber über die allgemeine Reiseplanung lamentieren«, sagte sie entschieden heiterer.
    »Ja, die lässt wirklich ein wenig zu wünschen übrig, nicht wahr?«, bestätigte Coris mit einem schiefen Grinsen, als die Kutsche durch ein weiteres, besonders tiefes Schlagloch holperte. »Betrachtet es als eine weitere Unannehmlichkeit, die wir Cayleb und seinen Charisianern zu verdanken haben!«
    »Ach, glauben Sie mir, es gibt eine ganze Menge ›Unannehmlichkeiten‹, die ich eines Tages mit Kaiser Cayleb werde ... besprechen müssen.« Sie klang zwar belustigt, doch der Blick, der in ihren Augen lag, strafte ihren Tonfall Lügen.
    »Admiral Tartarian schätzt die Lage aber wohl ganz richtig ein«, meinte Coris, und Irys nickte.
    Derzeit war ihre Kutsche, obwohl sie eine beachtliche Geschwindigkeit vorlegte, noch mehrere Stunden von Elvarth entfernt. Elvarth schmückte sich zwar gern mit der Bezeichnung ›Stadt‹, war jedoch eher ein besseres Fischerdorf. Die Reise über Land von Manchyr aus war lang, ermüdend und anstrengend gewesen, insbesondere für Daivyn (der noch überhaupt nicht begriff, was hier eigentlich vor sich ging). Elvarth lag nämlich in der Grafschaft Storm Keep, am nördlichsten Ausläufer von Corisande. Doch die kleine Stadt hatte drei entscheidende Vorteile: Zunächst einmal war sie so klein und unbedeutend, dass nicht einmal Cayleb von Charis auf die Idee gekommen war, ihren Hafen zu blockieren. Zweitens war sie von Manchyr so weit entfernt, wie es im Fürstentum Corisande nur möglich war. Und drittens lag dort zufälligerweise eine kleine Galeone vor Anker, die dort Schutz vor der Imperial Charisian Navy gefunden hatte.
    »Gewiss doch, ja, der Admiral schätzt die Lage richtig ein, das glaube ich auch«, erwiderte Irys ihrem Vormund. »Und ich bin froh, dass er es geschafft hat, Captain Harys zu gewinnen.«
    Wieder nickte Coris. In mancherlei Hinsicht, dachte er, hat sich Zhoel Harys verschlechtert, als er das Kommando der Galeone Schwinge übernommen hat. Denn Harys hatte zuvor die Galeere Lanze kommandiert, war befördert worden und hatte dann das Kommando über eine von Tartarians ersten bewaffneten Galeonen übernommen, über die Entermesser. Im Gegensatz zur Entermesser führte die Schwinge nur eine Hand voll ›Falken‹ und ›Wölfe‹ mit sich, und sie war kaum halb so groß wie das andere Schiff. Natürlich bestand die Gefahr, die Imperial Charisian Navy werde die Entermesser schon bald in ein blutverschmiertes Wrack verwandeln. Dennoch stellte das Kommando über ein
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