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Caylebs Plan - 6

Titel: Caylebs Plan - 6
Autoren: David Weber
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Merlin Athrawes die Stirn in Falten. Er konnte nicht anders, als dem Grafen Coris Recht geben, so sehr er das bedauerte. Merlin hatte erst recht spät von Hektors Entschluss erfahren, seine Tochter und seinen jüngeren Sohn aus Corisande fort- und damit in Sicherheit zu bringen. Dennoch hatte Merlin schon vor beinahe einem ganzen Fünftag begriffen, was in Corisande vor sich ging. Bedauerlicherweise hatte Hektor dem Kutscher seiner Tochter und der Kavallerie-Eskorte unter anderem aufgetragen, so rasch wie möglich zu reisen. Auf diese Weise war Merlin nicht mehr genug Zeit geblieben, die Hand voll leichter Kreuzer, die das Meer zwischen Sword Point und East Island sicherten, noch rechtzeitig zu informieren. Irys und Daivyn würden vor ihnen Elvarth erreicht haben.
    Kurz hatte Merlin in Erwägung gezogen, sie mit Hilfe seines Aufklärer-Schwebebootes persönlich abzufangen. Er verwarf den Gedanken aber rasch wieder. Natürlich wäre er mit dem Schwebeboot rechtzeitig eingetroffen; aber was hätte er dann unternehmen sollen? Er konnte ja kaum die Galeone zerstören, die am Kai der kleinen Stadt vor Anker lag, ohne Aufsehen zu erregen. Merlin war auch nicht bereit, das Schiff einfach mit Mann und Maus zu versenken, sobald es erst einmal das offene Meer angesteuert hätte. Schließlich befanden sich neben der Besatzung auch ein junges Mädchen und ihr kleiner Bruder an Bord. Leider sahen weder Merlin noch Cayleb eine Möglichkeit, ihr Wissen um die wertvolle Fracht der Galeone Schwinge mit beispielsweise den Freibeutern in dohlaranischen Gewässern zu teilen: Diese rechtzeitig zu benachrichtigen hätte wieder viel zu viel Aufsehen erregt und unschöne Fragen nach Caylebs Quellen nach sich gezogen.
    Cayleb, den Merlin selbstredend sofort über Hektors Pläne informiert hatte, konnte, wie Merlin selbst, auch nur hoffen, dass einer der Patrouillen-Schoner durch Zufall auf die Schwinge stieße, sie aufbrächte und dann feststellte, welch unglaublich wertvollen Fang man gerade gemacht hatte. Aber Captain Zhoel Harys war ein fähiger Kommandeur. Daher war es wahrscheinlicher, dass Irys und Daivyn ungehindert König Zhames' Hof erreichen würden.
    Weder Merlin noch Cayleb behagte die Vorstellung, dass die beiden ihnen einfach entkommen sollten. Aber es war doch unwahrscheinlich, dass die erfolgreiche Flucht der beiden sich allzu sehr auf die Ereignisse in Corisande auswirken würde. Zumindest nicht kurzfristig. Langfristig wäre es sicher ... lästig oder sogar deutlich schlimmer. Und deswegen hoffte Captain Athrawes auch inständig, dass einer ihrer Schoner eben doch Glück hätte und auf eine Galeone namens Schwinge stieße.

.II.
 
Herzogtum Manchyr,
Corisande-Bund
 
    Man hätte das Brandungsboot auch für einen dunkleren Fleck in der mondlosen Nacht halten können, als es sich aus Südosten näherte. Es war sorgfältig mattschwarz lackiert, und die Matrosen an den Rudern legten sich stetig, aber mit besonderer Umsicht in die Riemen. Man konnte jetzt wirklich nicht gebrauchen, dass Brandungsgischt ins Boot geriete und es überspült würde. Das Schießpulver der Passagiere würde dann nass - und noch einiges andere.
    Sergeant Edvarhd Wystahn saß auf der vorderen Ruderbank. Das Gewehr hielt er zwischen den Knien aufgestellt. Er spähte zum schwarzen, nur undeutlich erkennbaren Strand hinüber. Abgesehen von den Schaumkronen der Wellen, die sich am Sandstrand brachen, der das Mondlicht gelblich reflektierte, konnte Wystahn keinerlei Details erkennen. Er glaubte, jenseits des Strandes einen Hügel aufragen zu sehen, der sich matt gegen den Sternenhimmel abhob. Vielleicht jedoch, wie sich der Sergeant selbst eingestand, bildete er sich das ja auch nur ein.
    Ich habe viel zu lange diese verdammten Karten studiert, dachte er und grinste schief. Den ganzen letzten Fünftag lang habe ich sogar schon davon geträumt!
    Eigentlich war das durchaus zu verschmerzen. Einer der Grundsätze der Aufklärer-Schützen lautete: Man darf sich ruhig im Vorfeld, beim Planen und Üben für einen Einsatz überarbeiten, anstatt Verluste hinzunehmen, die sich durch ein wenig Vorausdenken hätten vermeiden lassen.
    »Ganz ruhig!«, zischte der Unteroffizier, der für dieses Brandungsboot verantwortlich war. »Riemen hoch! Styv, Zhak - ab über Bord!«
    Sanft überwand das Boot auch noch die letzten Wellen und hielt dann dank des Ankers am Heck seine Position: Bug in Richtung Strand. Die beiden Matrosen ließen sich über das Dollbord in das
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