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Catullus Teil 2 - Korridor zu einer anderen Welt, Science Fiction Serie (German Edition)

Catullus Teil 2 - Korridor zu einer anderen Welt, Science Fiction Serie (German Edition)

Titel: Catullus Teil 2 - Korridor zu einer anderen Welt, Science Fiction Serie (German Edition)
Autoren: Renée Corrilla
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ist, in die Arbeit. Sie kämpft sich durch den Berg an Daten, die zu Catullus gesammelt wurden. Polizeiarbeit ist zu 95 Prozent ein Auswerten von D Daten und zu vier Prozent ein Eingeben von Daten ... Man sucht die Verdächtigen, man bringt die Drohnen auf Kurs und veranlasst die Festnahme. Vielleicht ist es das, was Doris neben dem legendärem Ruf an Beer bindet - im Ghetto gibt es noch Polizeiarbeit zu tun, wie sie vor vielen Jahrzehnten üblich war. Zwar wird man bei der Ausbildung in Simulationen dafür ausgebildet, aber viele Polizisten verbringen die gesamte Karriere in der Cyberwelt, müssen niemals eine Hausdurchsuchung machen oder einen Kriminellen festnehmen.
    Catullus trat das erste Mal vor 25 Jahren in Erscheinung. Er schrieb Liebesgedichte, schmutzige, besoffene, witzige, böse, seine Poesie ein Mix aus Bukowski und Baudelaire mit einem Schuss Heine, ein verrückter, wirrer Trunkenbold, und nachdem Gedichte jahrzehntelang praktisch ausgestorben waren, erlebten sie ein Revival, mit dem niemand mehr gerechnet hätte. Der Poet, der diese Begeisterung auslöste, blieb im Dunkeln. Er hinterließ Spuren im Internet, aber die Spuren waren dürftig, verliefen sich im Nirgendwo, seine Gedichte erschienen zuerst mal in dieser, dann in einer anderen Sprache, und Gerüchte kamen auf, er wäre ein Literaturprofessor aus Boston, ein russischer Strafgefangener, ein chinesischer Dissident, ein hoher Funktionär der Islamischen Republik. Catullus verriet sich nicht. Und Catullus wurde politischer. Nach einem Jahr ohne ein Lebenszeichen, erschien ein Gedichtezyklus als Anklage gegen Korruption, Folter, Umweltzerstörung. Er nannte keine Namen, aber jeder wusste, wer gemeint war. Catullus nannte die Eurasische Konföderation einen Traum, der zum Albtraum verkommen worden sei. Ein heuchlerischer Staatenbund, der gegen Terror auftrete und gleichzeitig Folter erlaube. Catullus sprach von Scheinregierungen, die längst von Lobbys und den Superreichen dirigiert werden würden. Catullus prangerte die Brutalität in den Ghettos an, die Warlords, die töten, foltern, vergewaltigen ließen. Als Catullus zwei Jahre später, nachdem er all die Zeit untergetaucht war und nichts mehr veröffentlicht hatte, von der Revolution sprach, die kommen müsse und kommen werde, wurde er von der Eurasischen Konföderation auf Druck der Russen, Türken und Briten zum Staatsfeind erklärt. Wissenschaftler untersuchten all diese Gedichte und kamen weltweit zur Überzeugung - sie stammten von ein und demselben Mann. Oder derselben Frau (auch dieses Gerücht gab es).
    Wenige Jahre später wurde Catullus angeblich in Lateinamerika gesichtet. In El Salvador, in Nicaragua und schließlich in Peru, so berichteten die lokalen Geheimdienste, hätte eine Person, auf die alle bisher gesammelten Daten zuträfen, sich bei Ureinwohnern aufgehalten. Außerdem hätte Catullus an drei verschiedenen Universitäten Reden gehalten, ohne dass die Studenten geahnt hätten, wer der Europäer sei, da er sich als Berliner Professor für Politikwissenschaften, Medizin und Parapsychologie ausgab, der überhaupt kein Interesse an Literatur zu haben schien. Seither gilt es als gesichert, dass Catullus weiß ist, Europäer, zwischen vierzig und siebzig Jahre alt, dass er sich in kurzer Zeit extrem politisiert hat oder aber zu Beginn seiner dichterischen Tätigkeit, seine politischen Absichten versteckt hat.
    Es ist diese Urzeit Catullus', die Doris fasziniert. Sie glaubt, dass in jenen Jahren - DNA hin oder her (dazu später mehr) - der Schlüssel zum Auffinden des Poeten liegt. Dass hier die entscheidenden Hinweise übersehen oder fehlinterpretiert wurden. Sie liest jedes Gedicht zigfach, jede Zeile versucht sie zu deuten. Sie liest die Berichte der Studenten, die dem Vortrag gelauscht haben, von dem alle Aufnahmen vernichtet worden sind. Catullus hielt drei völlig verschiedene Vorlesungen. Einmal über moderne Guerillataktiken (San Salvador). Über alternative Behandlungsweisen, um MSD-Infektionen zu verhindern, und über Reisen in parallele Universen. In Managua soll Catullus die Nacht mit einer jungen Frau aus Caracas verbracht haben, die kurze Zeit später verschwand, angeblich bei Protesten gegen die Regierung. Er soll sich tätowiert haben in einem Ghetto am Rande von San Salvador. Das Gedicht seine Lieblingsdichters, dem er seinen Namen zu verdanken hat. Gaius Valerius Catullus, der im 1. Jahrhundert vor Christus lebte. „Odi et amo. Quare id faciam fortasse requiris.
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