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Catpower: Das ultimative Körperbuch (German Edition)

Catpower: Das ultimative Körperbuch (German Edition)

Titel: Catpower: Das ultimative Körperbuch (German Edition)
Autoren: Benita Cantieni
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ob das Pulsieren bei ihnen auch funktionierte – oder ob sie alle »den Beckenboden« natürlich benutzten und nichts spürten, weil das ganz normal für sie war. Siehe da, absolut jede Frau und die wenigen Männer, die damals die Lektionen besuchten, hatten Aha-Erlebnisse. Kleine, große, erschütternde, befreiende, Tränen provozierende. Die Augen begannen zu strahlen, die Beine begannen zu zittern, ich begann zu begreifen: Das, was ich bis dato mit meinen Muskeln gemacht hatte, war nur die Spitze des Eisbergs. Der wahre Schatz war darunter verborgen. Die sichtbaren, großflächigen Muskeln sind nur die Verpackung. Die Stütze des Skeletts, die Gesundversicherung für die Gelenke, das Stütz- und Schützkorsett liegen darunter.
    Wie groß dieser brachliegende Muskelschatz ist, ahnte ich. Heute weiß ich: Ich benutzte in meinem körperunglücklichen Leben trotz Kraft- und Ausdauertrainings höchstens 50 Prozent meiner Muskulatur, auf dem Surfbrett in den Malediven waren’s wahrscheinlich nur 33 Prozent. Der Rest blieb ungenutzt. Und wissen Sie was? Das ist bei Ihnen höchstwahrscheinlich auch der Fall, sonst würden Sie dieses Buch nicht lesen. Viele Menschen in meinem Alter, also um die 60, laufen vielleicht noch auf 30 Prozent Muskeln, können dies nicht mehr und das nicht, man ist halt auch nicht mehr der, die Jüngste. Und die ganz alten Menschen, die sich am Gehwägelchen fortbewegen, leben mit dem absoluten Existenzminimum an Muskulatur. Mit dem mangelnden Einsatz der Muskeln schrumpft alles: die Haltung, die Körpergröße, die Haut, die Leit- und Fühlfähigkeit der Nerven. Eine aktive, dynamische, lebendige, kraftvolle Gesamtmuskulatur erhält den Körper jung, reaktionsschnell. Gute Haltung, die dem Menschen Ausstrahlung verleiht, ist indes nur mit aktiver Tiefenmuskulatur möglich.
    Während meines ersten Urlaubs in meiner neuen Zeitrechnung »mit Beckenboden«, das war in Hawaii, stand ich wieder auf dem Surfbrett: Diesmal freundete ich mich mit kleinen Wellen an, wurde von großen immer noch aus der Balance gebracht, robbte mich immerhin mit der Eleganz eines Seehunds zurück aufs Brett. Im Wasser bewegte ich mich jetzt wie ein Delfin, zu Lande mit Catpower und Tiger Feeling.

Was ist eine normale Anatomie?
     
    So. Jetzt kommt die Anatomie. Die Anatomie lebendiger Menschen. Das ist wichtig, wenn wir die Reise zur Catpower miteinander unternehmen wollen.
    Erstens: Die Anatomie in den Büchern bildet ab, was ist, nicht, was sein könnte. Sie bildet ab, was Pathologen bei und an toten Menschen vorfinden. Das soll weder eine Kritik an der Pathologie sein noch an der Anatomie. Es ist das erklärte Ziel der Anatomie, zu zeigen, was gefunden wird. Das ist einfach so. Daran hat sich nichts geändert, seit Leonardo da Vinci im Keller bei Kerzenschein Menschenkörper sezierte.
    Zweitens: Den anatomischen Instituten stehen heutzutage fast nur Körper alter Menschen zur Verfügung, die Körper junger Verstorbener werden für Organtransplantationen benötigt. Finden die Fachleute, die in den anatomischen Instituten arbeiten, mehrheitlich erschlaffte Beckenmuskeln vor, erschlaffte oder verkümmerte autochthone Wirbelsäulenmuskeln, so gilt das als normal.
    Drittens: Das vermeintlich Normale gründet auf einer Minderheit. Ich hatte die Möglichkeit, in einem anatomischen Institut in Erlangen einen Saal voller präparierter Körper zu studieren, die für eine Medizinerabschlussprüfung vorbereitet waren. Nachdem ich über 20 der Körper angeschaut hatte, auf der Suche nach Beweisen zu meinen Theorien, rief ich voller Ehrfurcht: »Da sieht ja jeder Körper und jeder Kopf anders aus, wie können Sie überhaupt etwas als normal bezeichnen?« Antwortet einer der Pathologen wie aus der Pistole geschossen: »Wenn sich drei von zehn gleichen.« Das bedeutet: Sieben aus zehn Menschenkörpern entsprechen von vornherein nicht der Norm. Solche Erlebnisse schmälerten meinen Respekt vor der Abbildung des Lebens in den Büchern, dafür steigerten sie meinen Respekt für die lebendige Natur ins Unermessliche.
    Viertens: Alles, was ich an anatomischen Erkenntnissen und Thesen hier zusammentrage, habe ich an lebendigen, von lebendigen, mit lebendigen Menschen gelernt, erfahren, erprobt. In Europa arbeiten rund 1.000 Menschen (Physiotherapeuten, Ärzte, Osteopathen, Fitnessinstruktoren, Hebammen und einige Quereinsteiger/innen wie ich) autorisiert und sehr erfolgreich mit meiner Methode.

Jetzt kommt sie aber wirklich: die Anatomie
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