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Catpower: Das ultimative Körperbuch (German Edition)

Catpower: Das ultimative Körperbuch (German Edition)

Titel: Catpower: Das ultimative Körperbuch (German Edition)
Autoren: Benita Cantieni
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die Schultern entspannen, das Zwerchfell aufspannen.
    Zurzeit bin ich dabei, dieses wunderbare und so einfache System auf meine innerkörperlichen Ebenen zu übertragen: das Skelett meiner Seele aufzurichten, die Krümmungen und Verformungen der Vergangenheit wahrzunehmen und loszulassen. Dies ist eins der großen Abenteuer meines Lebens – und der Grund, weshalb ich monatelang um das Schreiben dieses Buchs herumtigerte, tausend Ausreden fand. Ich glaubte, ich müsse irgendwie »fertig« sein, sonst sei ich nicht authentisch. Bis ich merkte, dass ich mich mit diesem Anspruch wirklich fertigmachte.
    Immer, wenn eine Lebenslektion zur Reife kommt, von mir verstanden werden will und kann, widerspiegelt sie sich in meinem Alltag. Diese Lektion heißt: Ich bin unfertig und werde es bis zu meinem letzten Atemzug sein. Und das ist die Geschichte von uns allen. Bewusst leben heißt wachsen und werden. Dass mir mein Körper diese Lektion erteilt, ist eine der fantastischen Geschichten, die nur das Leben schreiben kann. Ich kann nicht darauf warten, bis ich vor meinem strengen inneren Spiegel perfekt bin, denn dann kann ich Ihnen meine Geschichte nicht mehr erzählen...
    Zurück zum Mann, der mit einem einzigen Satz mein Leben veränderte. Christian Larsen erklärte mir, das Fundament für die Wirbelsäule sei »der Beckenboden«. Er zeigte mir handgreif lich, wie ich die Sitzbeinhöcker zusammenziehen konnte. Ich spürte augenblicklich, beim allerersten Versuch, eine Art Zwischenstockwerk in meinem Hochhaus Körper, und ich wusste: Das ist es. Das war der Anfang einer Körperreise zu meiner wahren Natur. Ich realisierte auch in diesem Moment: Das, was ich für den Beckenboden gehalten hatte, das war er nicht.

     

 
    4.
     
    Der Muskelkater meines Lebens, oder jede gute Geschichte hat mindestens zwei Anfänge
     
    J ane Fonda trägt einen blauen Leotard, so nennen Insider in den 80er-Jahren Trainingsbodys aus einem Stück, dazu blaue Stulpensocken. Sie ist verschwitzt. Frisur und Make-up sind wie aus dem Ei gepellt, obwohl sie mir gerade eine Stunde vorgeturnt hat, und zwar Aerobic für Fortgeschrittene. Ab Video. Sie sagt: »Now we do the Kegels«, dann sagt sie nur noch »squeeze, squeeze, squeeze«, pressen, pressen, pressen, sie presst dazu die Lippen zusammen, als beiße sie auf eine Zitrone, das ganze Gesicht macht mit, eine Steilfalte presst sich über der schönen Stirn zusammen. Ich rätsle, dass es nicht darum gehen kann, sich Falten ins Gesicht zu pressen, und meine bei sehr genauem Hinsehen zu bemerken, dass sich die Fältchen an Janes Leotard zwischen den Beinen leicht bewegen. Aha, »Kegel-Exercises«, hatte ich schon mal gehört, Beckenboden, und ich squeezte und squeezte die Muskeln zwischen den Beinen, die sich eben squeezen ließen.
    Anschließend ging ich auf Recherche, das war damals noch im Archiv, Papier und Mikrofilm und so was. Dr. Arnold Kegel war ein, wahrscheinlich der Pionier des Beckenbodentrainings. 1950, in meinem Geburtsjahr, kam er mit der ersten Anleitung, die wahrscheinlich gleich auch noch die Erfindung des Biofeedbacks war. Dabei wurde ein Finger in die Vagina gesteckt, und die Frau musste versuchen, mit den Muskeln den Finger zu fassen. Einmal entdeckt, wie’s funktioniert, war der Finger nicht mehr notwendig, die Pressübungen konnten jederzeit und überall im Unsichtbaren durchgeführt werden.
    Zur Verstärkung empfahl Dr. Kegel, beim Wasserlösen kurz den Strahl anzuhalten. Auf der Suche nach Mehrwert, entsprechend unserer soziokulturellen Programmierung, mehr vom Guten sei immer besser, entstand das Gerücht, dieses Wasserstrahl-Anhalten sei möglichst oft zu vollführen. Hält sich bis heute hartnäckig, das Gerücht. Tat ich in meiner angestrengten Jugendlichkeit auch – und holte mir eine Blasenentzündung. Mein damaliger Gynäkologe wollte mir einreden, die käme vom Onanieren, das sei für Frauen eben ausgesprochen ungesund, sie reiben sich die eigenen Bakterien in die Blase. Ich hörte mir den Schwachsinn auch noch an!
    Außerdem zwängte ich mich in die höchsten Stöckelschuhe – Charles Jourdan und Sergio Rossi waren damals die »Sex and the City«-Marken. Im Frühjahr 2008 wurde wieder hartnäckig eine Studie durch die Medien geschleust, die beweisen sollte, das Tragen von Stöckelschuhen trainiere den Beckenboden. Das ist vollkommener Unsinn, wahrscheinlich finanziert von serbelnden italienischen Schuhmarken.
    Stöckelschuhe zwingen die Trägerin, die Knie
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