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Catpower: Das ultimative Körperbuch (German Edition)

Catpower: Das ultimative Körperbuch (German Edition)

Titel: Catpower: Das ultimative Körperbuch (German Edition)
Autoren: Benita Cantieni
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Schmerzmittel schlucken«, sagte der Arzt. Er sagte auch: »In Ihrem Alter haben die meisten Leute Rückenschmerzen.« Das war mehr Schock als Trost.
    Heute weiß ich, dass er leider recht hat. Irgendwann fängt es mit den Zipperlein an: Das Knie muckt, die Füße schmerzen, die Hüfte tut bergauf und -ab weh, »das Kreuz« bietet mit seiner filigranen, vielgelenkigen Konstruktion viel Angriffsf läche, die Schultern, der Nacken, die Handgelenke. Und weil so viele an Ähnlichem leiden, gilt das Leiden als normal. Man gewöhnt sich daran: »Jeder hat sein Päckchen zu tragen, mit dem Alter kommt das halt.« Sehr beliebt ist auch: »Bei uns liegt der Hallux valgus (der Rundrücken, das Hohlkreuz, die X-Beine, die O-Beine) in der Familie, alle Frauen (alle Männer) haben ihn.«
    Ich hatte schon auf den ersten Vorschlag, mein rechtes Hüftgelenk durch ein künstliches zu ersetzen – »dann haben Sie Ruhe und können wieder alles machen« -, geantwortet: »Was soll ich mit künstlichen Gelenken, wenn ich mit meinen eigenen nicht zurechtkomme?« Da war ich 27 Jahre alt. Nein, mit Mut hatte das nichts zu tun, für mich war es eine logische Folgerung. Ich wusste, mit einem künstlichen Hüftgelenk war die Wirbelsäulenverkrümmung zementiert. Wollte sie sich verschlimmern, musste sie neue Windungen suchen. Ich konnte nicht gewinnen.
    (Zu Operationen kam es dann doch: Das Nasenbein war so schief, dass ich zu wenig Luft bekam. Zysten fraßen Löcher in die Kieferknochen, ein Dutzend kleine und ein großer chirurgischer Eingriff retteten mein Gesicht, und ich bin dankbar für die Möglichkeiten der modernen Medizin und Chirurgie.)

 

     
    2.
     
    Das Leben wirft mir die Körperarbeit vor die Füße – von Callanetics zur CANTIENICA ® -Methode
     
    M it 16 ging ich von zu Hause weg, hatte eine Lehre als Verkäuferin im Schreibwarengeschäft meiner Mutter gemacht, dazu Maschinenschreiben und Stenografieren gelernt, jobbte als Sekretärin, wechselte in ein Modehaus, lebte mal in London, mal in Kapstadt, wurde Directrice in einem Modehaus an der Zürcher Bahnhofstrasse, bewarb mich 1972 für die Aufnahme in die Ringier Journalistenschule in der Schweiz, wurde angenommen, machte im Eilverfahren Karriere – es war Aufbruchszeit für Frauen im Journalismus, ich suhlte mich in den Möglichkeiten wie die Made im Speck -, wurde Chefreporterin, Mitentwicklerin der ersten Schweizer Sonntagszeitung, versuchte mich als TV-Moderatorin (unbegabt), wurde schließlich Chefredakteurin des Schweizer Frauenmagazins Annabelle, von da aus ging es nach München als Chefin der Vogue. Der Job, von dem ich noch nicht mal geträumt, der sich einfach ergeben hatte, entpuppte sich als Albtraum mit sexuellen Belästigungen. Raus aus dem schönen Schein, anhalten, nachdenken, was wollte ich wirklich vom Leben, Pause machen.
    Zurück in der Schweiz arbeitete ich als freie Journalistin, schrieb für das Magazin Sonntags-Blick das, was ich am liebsten machte: Porträts, Interviews, Reportagen, unterrichtete nun selbst in den Journalistenschulen. Das Leben hätte so weitergehen können, ich war gerne Journalistin.
    Das Jahr 1992 spülte mir Callanetics vor die Füße. Das war jene Trainingsmethode, die Aerobic ausläutete und allen sanften Ansätzen wie Core-Training, Pilates etc. den Weg ebnete. In genau vorgeschriebenen Positionen wurden klitzekleine Bewegungen 100-mal wiederholt. Der Typ, der im ersten Kapitel naturtalentiert windsurfte, inzwischen Ex-Ehemann, überre..., äh, überzeugte mich, mein Erspartes in eine Masterfranchise für die Schweiz zu investieren, damals sagenhafte 285.000 US-Dollar. Nun wollte ich wissen, in was ich so viel Geld gesteckt hatte, und reiste nach Denver, Colorado.
    Dort turnte ich am ersten Tag in einem verspiegelten Gymnastikraum mit dunkelrotem Teppich an einer Stange, überzeugt, ich sei in den falschen Film geraten. Die Trainerinnen zupften an meiner Schulter, schoben mein Becken in Position, zerrten an meinem Kopf. »High touch, no Tech« hieß das im Marketingjargon, sinngemäß zu übersetzen mit »viel Berührung, keine Geräte«. Als ich an die Reihe kam, Teilnehmerinnen in der Gruppe in die richtigen Positionen zu bringen, hörte ich mich sagen: »Nein, das mache ich nicht, ich berühre doch nicht einfach fremde Menschen.« Jeanne, eine der Ausbilderinnen, lachte mich an und sagte: »Oh yes, Benita, you will. Give it a try.« Versuch’s doch einfach, Benita, es wird dir gefallen.
    Es gefiel mir. Und wie. Am
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