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Catpower: Das ultimative Körperbuch (German Edition)

Catpower: Das ultimative Körperbuch (German Edition)

Titel: Catpower: Das ultimative Körperbuch (German Edition)
Autoren: Benita Cantieni
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des Beckenbodens
     
    Die innerste Schicht des Beckenbodens besteht aus einem Muskelfächer. Er ist symmetrisch angelegt aus zweimal fünf Muskeln. Fünf für die linke Seite des Beckens, fünf für die rechte. Diese Symmetrie ist wichtig, denn sie ermöglicht es, die beiden Beckenseiten unabhängig voneinander zu bewegen und das Meisterwerk der körpermenschlichen Evolution zu orchestrieren: den aufrechten Kreuzgang. Für diesen aufrechten Kreuzgang musste sich aus der Bauchwand des vierbeinigen Wirbelsäugetiers, das wir irgendwann mal gewesen sind, ein Bauchboden entwickeln, ein tragfähiges Fundament für den aufgerichteten Körper. Tragfähig, ohne die Beweglichkeit einzubüßen, denn Bewegung ist unsere Natur, so wie sie die Natur aller Wirbelsäuger ist. Wir brauchten den Bauchboden zusätzlich zur Beweglichkeit, nicht anstatt. Die Kreuzbeingelenke sind, um im Bild des Orchesters zu bleiben, quasi die Dirigenten des perfekten menschlichen Gangs.
     
    Links oben: Das knöcherne Becken ohne Boden.
    Rechts oben: Die innerste Beckenbodenschicht, der Levator Ani, bildet die Schale für die Organe. Je trainierter er ist, umso tragfähiger und robuster ist diese Beckenschale. Unten: Die drei Muskelschichten des Beckenbodens. Innen der Levator Ani, in der Mitte die mittlere Schicht, eine Art Beckenwand. Die Achterschlaufe außen steht für die äußerste Schicht mit den Schließmuskeln.
    Jemand nannte diesen Muskelverbund, der den menschlichen Torso am unteren Ende abschließt, Levator Ani, übersetzt Anusheber. In der Tat hebt der Muskelverbund den Anus, also das Rektum, den Enddarm und auch die Schließmuskeln am unteren Ende des Darms an. Er hebt auch den Darm, die Blase und die Prostata beim Mann an, sowie Darm, Vagina, Blase, Gebärmutter bei der Frau. Der Levator Ani kleidet wie eine Schale mit Hals die gesamte untere Beckenöffnung aus. In Teamarbeit mit den Muskeln des Bauchs und des Rückens stützt, schützt, trägt und massiert er die Organe im Becken und im Bauchraum.
    Dieser Levator Ani bildet den eigentlichen Beckenboden. Er erstreckt sich vom Kreuzbein zum Schambein und verbindet die seitlichen Wände der Beckenschaufeln. Am Kreuzbein verbindet er sich vielschichtig und solide mit den tiefsten Schichten der Rückenmuskulatur, den sogenannten autochthonen Muskeln: paarigen Muskelbündeln, die jeden Wirbel in sich stützen, schützen und verstreben, horizontal und vertikal, und diagonal die Verbindungen zu den Rippen herstellen. Autochthon heißt selbsttätig, das heißt laut Lehrmeinung, dass die Muskeln ohne bewusstes Zutun funktionieren. In der artgerechten Aufrichtung und Grundspannung ist das in der Tat der Fall. Bei unseren Wirbelsäugeverwandten, etwa der Giraffe, dem Flamingo, der Katze, ist diese autochthone Muskulatur 24 Stunden am Tag in Aktion. Wahrscheinlich auch bei Menschenvölkern, die noch naturnah leben.
    Bei uns ach so hochzivilisierten, urbanen Menschen geschieht dieses Aufspannen nicht mehr aus sich selbst heraus. Wir sitzen zu viel, bewegen uns zu wenig. Wir sitzen falsch, lassen uns einreden, ein Rücken brauche eine Stützlehne, bewegen uns unbewusst, am Außen orientiert und verlieren schon in der Grundschule die kreatürliche Körperlichkeit. Und wir haben ein völlig gestörtes Verhältnis zur Schwerkraft. Wir tun so, als drücke sie uns runter, als mache sie uns klein. Dabei ermöglicht uns die Schwerkraft erst den aufrechten Gang. Ohne Schwerkraft hätten wir keinen Halt, keine Muskeln, keine Aufspannung. In der Schwerelosigkeit bilden sich die Muskeln rasend schnell zurück. (Das Thema bekommt im nächsten Kapitel zur Wirbelsäule Raum.)
    Der Levator Ani liegt tief im Becken, unter den Gesäß-, Hüft- und Bauchmuskeln. Er entzieht sich unserer Kontrolle von außen. Umso leichter lässt er sich von innen aufspüren: über die Sitzbeinhöcker. Sie sind quasi die knöchernen Referenzpunkte. Wenn Sie sitzen, während Sie dies lesen, sitzen Sie mehr oder weniger auf diesen Sitzbeinhöckern, zwei beweglichen Ringknochen am unteren Ende des Rumpfs. Bewegen sich diese Ringknochen, so sind Muskeln am Werk, genauso wie wenn wir einen Arm bewegen, ein Bein, den Kopf. Werden sie zusammengezogen, aktiviert sich der Levator Ani, das Becken wird unten schmaler, oben weiter, wie ein V.
    Ohne Halt durch den Levator Ani gehen die Sitzbeinhöcker im Laufe des Lebens immer weiter auseinander. Aus der trichterartigen V-Form wird eine U-Form, und wie im U hängt der Beckenboden erschlafft durch,
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