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Catpower: Das ultimative Körperbuch (German Edition)

Catpower: Das ultimative Körperbuch (German Edition)

Titel: Catpower: Das ultimative Körperbuch (German Edition)
Autoren: Benita Cantieni
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die Organe haben weniger Halt im Becken, werden nicht geschützt und nicht gestützt und sinken ab, erschlaffen. Das verändert die Statik des Körpers und belastet die Gelenke.
    Der Grund, weshalb sich alte Menschen so leicht den Oberschenkelhals brechen, hat nur am Rand mit der Brüchigkeit der Knochen zu tun, er ist vor allem eine Folge der veränderten Beckenform. Auch die meisten Rückendeformationen bei alten Menschen haben ihren Ursprung im haltlosen Becken, das sich ohne die Spannung und die Tragkraft des Levator Ani unten immer mehr ausweitet, oben immer enger wird und die Skelettknochen im Kreuz regelrecht ineinanderschiebt und verschachtelt. Knochen und Gelenke nehmen Schaden.
    Die mittlere Beckenbodenschicht ist mehr Bauchwand als Bauch-Becken-Boden. Quergestreift und einfach gestrickt, hält sie die Schambeinhälften zusammen, verbindet die vorderen Anteile der Sitzbeinhöcker und erstreckt sich bis zum Damm. Die große Fläche zwischen Damm und Kreuzbein hat nichts von der mittleren Schicht, sie ist auf den Levator Ani angewiesen.
    Die äußerste Schicht: Sie ist wichtig, wichtig, wichtig. Indes sie ist, um im Orchesterbild zu bleiben, nur der Bogen, nicht die Geige. Das eine kann nicht ohne das andere, doch der Bogen macht ohne Geige gar keine Musik, die Geige schon.
    Wer nun jahrelang seine Schließmuskeln isoliert und trainiert hat, tut sich schwer bei der Umstellung, denn das großflächige, zarte Levator-Ani-Gefühl im Becken erscheint dem Ungeübten weniger effektiv. Wir vertrauen allem, was anstrengend und aufwendig ist, viel mehr als dem, was leicht geht und sich einfach nur gut anfühlt. Werden die Schließmuskeln stark zusammengezogen, verkrampft sich der ganze Körper. Es gibt noch immer und weitverbreitet Beckenbodentrainings, bei denen es als gutes Zeichen gilt, wenn sich mit dem Beckenboden auch die Stirn in Falten legt, der Mund verkrampft.
    Gute, logische Anatomie sucht, will, braucht, fördert die Ökonomie. Ein gesunder Körper bewegt sich gern und leicht. Ein sinnvoll trainierter, mit der gesamten umliegenden Muskulatur vernetzter Levator Ani aktiviert sich selbsttätig, leicht und ohne Aufwand. Die beiden symmetrischen Hälften orchestrieren den aufrechten Gang, setzen die Kettenreaktion der Gelenke in Aktion, leiten die Informationen zu den Füßen, zum Kopf, zu den Händen.
    Wie konnte uns ein solcher Muskelschatz abhandenkommen? Ich weiß es nicht, kann nur Vermutungen anstellen. Wir werden in unserer kreatürlichen Entwicklung früh, zu früh gebremst. Kaum können wir stehen, gehen, purzeln und rennen, müssen wir still sitzen. Das Gehirn des Kleinkinds registriert: Was ich mache, wie ich es mache, das ist nicht richtig. Und es beginnt in diesem Moment jene Menschen zu imitieren, die es nähren, pf legen und lieben, also in der Regel die Eltern.
    Schon mit sechs Jahren kann sich in der Haltung eines Kinds die perfekte Imitation der Haltung des Vaters, der Mutter, des älteren Geschwisters widerspiegeln. »Er kommt ganz nach dem Vater«, »sie ist ganz die Mutter«, heißt es dann, und es werden »die Gene« verantwortlich gemacht für Formen und Bewegungen, die einfach nur kopiert, imitiert, nachgemacht sind.

Catpower üben, spüren, wahrnehmen
     
    Sie finden zu jedem anatomischen Kapitel Übungen, um auszuprobieren, was gemeint ist und wie es sich anfühlt. Ich habe möglichst unterschiedliche Übungen zusammengestellt, einfache und anspruchsvollere, Übungen im Sitzen, im Liegen, im Stehen. Klappt ein Versuch nicht, so halten Sie sich nicht damit auf, versuchen Sie es einfach mit der nächsten Übung.

Kontaktübung im Sitzen
     
    Was diese Übung will: Die Füße wachsen beim Embryo direkt aus dem Teil der Wirbelsäule, der später das Kreuzbein bildet. Die Verwandtschaft hält fürs Leben. Über die Füße bauen Sie in dieser Übung sanft und sicher Kontakt auf zu der innersten, wichtigsten Beckenbodenschicht, dem Levator Ani. Ganz nebenbei ist das auch eine eindrückliche Wahrnehmung der Vernetzung von allem mit allem in und an unserem Körper.
    Setzen Sie sich an den vorderen Rand eines Hockers. Füße hüftweit auseinander, in leichter V-Stellung, das heißt, die Fersen stehen sich etwas näher als die großen Zehen. Knie exakt über den Fersen ausrichten, so ist die anatomisch gute Beinachse gewährleistet. Richten Sie nun Schambein und Steißbein nach unten aus, Richtung Hocker. Ziehen Sie das andere Ende des Körpers, den Kopf, nach oben, als sei er an seinem
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