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Cato 01 - Im Zeichen des Adlers

Titel: Cato 01 - Im Zeichen des Adlers
Autoren: Simon Scarrow
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an und lächelte gezwungen.
    »Also gut, dann eben persönlich.« Vitellius erhob sich, die Schriftrolle in der Hand. »Kommt mit.«
    Vitellius geleitete sie über einen kurzen Gang in ein Vorzimmer, wo der Privatsekretär des Legaten neben der mit Ziernägeln geschmückten Tür an einem Schreibtisch arbeitete. Bei ihrem Eintreten schaute er hoch und erhob sich schwerfällig, als er Vitellius erkannte.
    »Kann ich den Legaten sprechen?« fragte Vitellius in barschem Ton.
    »Ist es dringend, Herr?«
    »Eine Nachricht vom Kaiser.« Vitellius hielt die Schriftrolle so, dass das Siegel zu erkennen war. Der Sekretär klopfte daraufhin an die Tür zum Arbeitszimmer des Legaten, trat ein, ohne die Antwort abzuwarten, und schloss die Tür hinter sich. Einen Moment lang herrschte Stille, dann ging die Tür wieder auf. Der Sekretär ließ Vitellius ein und verwehrte den beiden anderen mit erhobener Hand den Eintritt. Macro vernahm eine laute Stimme, durchbrochen von den einsilbigen Antworten Vitellius’. Die Standpauke währte zum Glück nur kurz, doch als der Tribun zum Verwaltungssaal zurückging, warf er dem Zenturio einen kalten, feindseligen Blick zu.
    »Er ist jetzt bereit, dich zu empfangen.« Der Sekretär zeigte ins Büro.
    Macro kochte vor Wut auf Bestia. Der verdammte Brief würde ihm den Rest geben. Erst hatte Bestia ihn angewiesen, den Jungen zum Hauptquartier zu begleiten, und nun hatte er den Zorn des Tribuns auf sich gezogen, weil er ihm seine kostbare Zeit gestohlen hatte. Wenn Vitellius, ein Tribun, abgekanzelt werden konnte, dann wussten allein die Götter, wie der Legat mit einem einfachen Zenturio verfahren würde. Und Schuld daran hatte allein der verdammte Bursche. Unwillkürlich gab Macro den Blick weiter, den er von Vitellius empfangen hatte, dann schluckte er trocken und marschierte schneidig durch die Tür, vorbei an dem blasierten Sekretär. In diesem Moment hätte er sich lieber einsam und allein zehn brüllenden gallischen Kriegern gestellt.
    Das Arbeitszimmer des Legaten war geräumig, was nicht verwunderlich war. Die gegenüberliegende Seite wurde beherrscht von einem Tisch mit schwarzer Marmorplatte, hinter dem Titus Flavius Sabinus Vespasian saß – der soeben mit finsterem Blick von einem Brief aufsah.
    »Also schön, Zenturio. Was hast du hier verloren?«
    »Herr?«
    »Du solltest eigentlich Dienst tun.«
    »Befehle, Herr. Ich sollte den neuen Rekruten zur Kommandostelle bringen und dafür sorgen, dass du den Brief erhältst.«
    »Wer hat dir das aufgetragen?«
    »Lucius Batiacus Bestia. Er übernimmt bis zu meiner Rückkehr die Wache, Herr.«
    »Ach, tatsächlich?« Vespasian legte die breite Stirn in Falten. Dann wanderte sein Blick zu dem jungen Rekruten, der einen Schritt hinter und neben Macro stand, in der verzweifelten Hoffnung, dass Reglosigkeit der sicherste Weg zur Unsichtbarkeit sein mochte. Der Legat musterte den Jungen rasch, schätzte ihn ein. »Du bist Quintus Licinius Cato?«
    »Jawohl, Herr.«
    »Aus dem Palast?«
    »Ja, Herr.«
    »Ziemlich ungewöhnlich, zurückhaltend ausgedrückt«, meinte Vespasian. »Der Palast bringt nicht viele Rekruten für die Legionen hervor, von meiner Frau einmal abgesehen – aber selbst ihr fällt es schwer, sich an meine heruntergekommene Behausung zu gewöhnen. Ich bezweifle, dass dir unser Leben hier zusagen wird, aber jetzt bist du Soldat, und damit basta.«
    »Ja, Herr.«
    »Das hier«, sagte Vespasian und schwenkte den Brief, »ist ein Empfehlungsschreiben. Für gewöhnlich befasst sich mein Sekretär mit derlei trivialen Dingen, weil ich Wichtigeres zu tun habe – wie zum Beispiel eine Legion zu befehligen. Daher kannst du dir wohl vorstellen, wie ärgerlich es mich macht, dass der Tribun seine und, noch wichtiger, meine Zeit mit einer solchen Angelegenheit vergeudet. «
    Vespasian hielt inne, und die beiden Besucher wanden sich unter seinem vernichtenden Blick. Dann fuhr er in versöhnlicherem Ton fort: »Da der Brief jedoch von Claudius stammt, wie du wohl weißt, muss ich mich seinem Willen, einen seiner Legaten mit unbedeutenden Angelegenheiten zu behelligen, beugen. Der Kaiser teilt mir mit, dass er dich aus Dankbarkeit für die Dienste deines Vaters freilässt und von mir wünscht, dich zum Zenturio zu ernennen.«
    »Ach«, sagte Cato. »Ist das gut, Herr?«
    Macro bekam vor Wut einen Hustenanfall, dann fasste er sich wieder und ballte die Fäuste an den Schenkeln.
    »Probleme, Zenturio?«, fragte Vespasian leichthin.
    »Nein,
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