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Cato 01 - Im Zeichen des Adlers

Titel: Cato 01 - Im Zeichen des Adlers
Autoren: Simon Scarrow
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Namen?«
    »Bestimmt, Herr. Er war …«
    »Schweig!«, fiel Bestia ihm ins Wort. »Es ist mir egal, wer er war. Was mich betrifft, so seid ihr Scheißkerle, alle miteinander. Also, wie heißt du, Scheißkerl?«
    »Quintus Licinius Cato … Herr.«
    »Also gut, Cato, ich kenne bloß zwei Sorten von Legionären, die schreiben können – Spione und solche, die sich für so verdammt toll halten, dass sie glauben, sie würden es bis zum Offizier bringen. Zu welcher Sorte gehörst du?«
    Der Rekrut beäugte ihn misstrauisch. »Zu keiner von beiden, Herr.«
    »Dann wirst du das auch nicht brauchen, oder?« Bestia kickte das Schreibgerät und die Schriftrollen in die Abflussrinne in der Straßenmitte.
    »Obacht, Herr!«
    »Was hast du gesagt?« Der Zenturio fuhr mit erhobenem Stock herum. »Was hast du da zu mir gesagt?«
    »Ich sagte: Obacht, Herr. Eine der Schriftrollen enthält eine persönliche Nachricht an den Legaten.«
    »Eine persönliche Nachricht an den Legaten! Also, ich …«
    Macro registrierte grinsend, dass es dem grauhaarigen Zenturio vorübergehend die Sprache verschlagen hatte; er kannte das alles schon, jede Entschuldigung, jede Ausrede – diese aber war ihm neu. Was in aller Welt hatte ein Brief an den Legaten bei einem Rekruten zu suchen? Ein Rätsel erster Güte, das Bestia von seinem hohen Ross heruntergeholt hatte. Jedoch nur für kurze Zeit – der Zenturio stieß mit dem Stock nach den Schriftrollen.
    »Heb das verdammte Zeug auf und bring es her. Kaum eingetroffen, und schon ist der ganze Stützpunkt verdreckt! Scheißrekruten«, grummelte er. »Wenn ich euch ansehe, muss ich kotzen. Also, du hast gehört, was ich gesagt habe. Heb das auf!«
    Während der hoch gewachsene Rekrut sich bückte, um seine Habseligkeiten aufzusammeln, brüllte Bestia eine Reihe von Befehlen und teilte die Rekruten gruppenweise den Männern der Eskorte zu, die sie zu ihren Einheiten geleiten sollten.
    »Und jetzt setzt euch in Bewegung! DU NICHT!«, schrie Bestia den hoch gewachsenen Rekruten an, der seine Habseligkeiten mittlerweile wieder in der Decke verstaut hatte und in die Sicherheit des im strömenden Regen wartenden Rekrutenhaufens zurückkehren wollte. »Dort drüben hin! Was gafft ihr so?«
    Die Legionäre der Eskorte machten sich daran, ihre Befehle auszuführen. Während die Rekruten umhergescheucht und in Gruppen eingeteilt wurden, riss Bestia Cato die Schriftrolle aus der Hand, welche dieser ihm ohnehin zu reichen gedacht hatte. Darum bemüht, sie vor dem Regen zu schützen, las er den in Wachs geritzten Absender. Er überprüfte auch das Siegel, las noch einmal den Absender und hielt dann einen Moment inne, um sich sein weiteres Vorgehen zu überlegen. Zufällig blickte er zum Tor hinüber und bemerkte Macros Grinsen; damit war die Sache entschieden.
    »Macro! Schaff deinen Arsch hierher.«
    Kurz darauf nahm Macro vor Bestia Haltung an, heftig blinzelnd, da ihm der Regen vom Rand des Helms in die Augen troff.
    »Das scheint mir echt zu sein.« Bestia wedelte mit der Schriftrolle vor der Nase des Zenturios herum. »Ich möchte, dass du das an dich nimmst und unseren Freund zum Hauptquartier begleitest.«
    »Ich habe Wachdienst.«
    »Dann stelle ich dich bis zu deiner Rückkehr davon frei. Geh schon.«
    Scheißkerl!, fluchte Macro lautlos. Bestia hatte keine Ahnung, ob der Brief wichtig oder überhaupt echt war, doch er wollte kein Risiko eingehen. Die Mitteilungen an die Legaten nahmen heutzutage seltsame Wege, selbst wenn sie von höchster Stelle stammten. Da war es besser, für den Fall, dass der Brief sich als bedeutungslos erweisen sollte, jemand anderem die Verantwortung zuzuschieben.
    »Jawohl, Herr«, antwortete Macro verbittert, als er die Schriftrolle entgegennahm.
    »Bleib nicht zu lange weg, Macro. Auf mich wartet ein warmes Bett.«
    Bestia stolzierte zum Wachhaus und stieg die Treppe zum Aufenthaltsraum hoch. Macro blickte ihm finster nach. Dann drehte er sich um und musterte erst einmal ausgiebig den neuen Rekruten, dem er es zu verdanken hatte, dass er nun im strömenden Regen den weiten Weg zum Hauptquartier zurücklegen musste. Er durfte dabei aufblicken, denn der Bursche war fast einen Fuß größer als er. Unter dem Rand des Reiseumhangs hatte der Regen den schwarzen Haarschopf in wirre, flache Strähnen zerlegt. Unter einer flachen Stirn funkelten beiderseits der langen, schmalen Nase durchdringende Augen in tiefen Höhlen. Der Junge hatte den Mund fest geschlossen, doch die Unterlippe
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