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Cato 01 - Im Zeichen des Adlers

Titel: Cato 01 - Im Zeichen des Adlers
Autoren: Simon Scarrow
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war klar, und die Truhe war zu schwer, um sie zum letzten noch vor Anker liegenden Schiff zu tragen. Der Schlüssel befand sich aus Sicherheitsgründen in der Obhut des Quartiermeisters, der mittlerweile in See gestochen war, und die Truhe war so massiv gebaut, dass sie ohne geeignetes Werkzeug nicht zu öffnen war.
    »Was nun, Herr?«, fragte der Zenturio.
    Der General musterte schweigend die Truhe. Er konnte nichts tun – überhaupt nichts. Wagen und Truhe samt Inhalt ließen sich nicht vom Fleck bewegen. Er wollte es zunächst nicht wahrhaben, denn der Verlust der Truhe würde seine politischen Pläne um mindestens ein Jahr zurückwerfen. In diesem Moment quälender Unentschlossenheit wurde ganz in der Nähe ein Horn geblasen. Die Legionäre machten erschreckt Anstalten, zu den auf dem Weg abgelegten Waffen zurückzuwaten.
    »Bleibt, wo ihr seid, verdammt noch mal!«, brüllte der General. »Ich habe euch nicht befohlen, euch zu rühren!«
    Obwohl der Feind nicht mehr fern war, hielten die Legionäre inne, so groß waren ihre Achtung und ihr Respekt vor dem Kommandanten. Mit einem letzten Blick auf die Truhe traf der General eine Entscheidung und nickte.
    »Zenturio, lass den Wagen verschwinden.«
    »Herr?«
    »Er muss bis zu unserer Rückkehr im nächsten Sommer hier bleiben. Zieh ihn ein Stück weiter ins Moor, kennzeichne die Stelle und komm dann so schnell wie möglich zum Strand nach. Ich lasse ein Begleitschiff auf dich warten. «
    »Jawohl, Herr.«
    Der General klopfte sich gereizt auf den Schenkel, dann drehte er sich um, saß auf und ritt durch das Moor auf den Strand zu. Abermals erscholl hinter seinem Rücken das Kriegshorn, und man vernahm das Klirren von Schwertern, als die berittenen Kundschafter mit der Vorhut der Caswoller Armee aneinandergerieten. Vom Moment der Landung an bis zum heutigen Tag, da sie nach Gallien flüchteten, waren ihnen die Krieger der Caswoller auf Schritt und Tritt gefolgt, hatten Nachzüglern und Provianttrupps Tag und Nacht zugesetzt und den Eindringlingen gegenüber keine Gnade gezeigt.
    »Also gut, Männer!«, rief der Zenturio. »Noch ein letztes Mal … Stemmt euch gegen den Wagen. Achtung … schiebt!«
    Nach und nach sank der Wagen immer tiefer in den Morast ein; dunkelbraunes Moorwasser quoll durch die Fugen der Ladefläche und stieg neben der Truhe hoch.
    »Na los! Schiebt!«
    Mit vereinten Kräften schoben die Männer den Wagen noch weiter in das Moor hinein, bis er mit einem leisen Gurgeln im dunklen Wasser verschwand. Nur ein schwacher Wirbel kräuselte die ölige Wasseroberfläche, aus der nurmehr die lange Wagendeichsel herausragte.
    »Das war’s, Leute. Zurück zum Schiff. Gut gemacht.«
    Die Legionäre wateten auf festen Boden zurück und hoben Schilde und Waffen auf, während der Zenturio eilends eine Lageskizze in die Wachstafel ritzte, die er um die Schulter trug. Als er fertig war, klappte er die Tafel zu und schloss sich seinen Männern an. Doch ehe sich die Kolonne in Bewegung setzen konnte, veranlasste plötzliches Hufgetrappel die Soldaten, sich mit ängstlich geweiteten Augen umzudrehen. Im nächsten Moment tauchte auch schon eine Hand voll berittener Kundschafter aus dem Nebel auf und galoppierte auf die Fußsoldaten zu. Einer der Kundschafter hatte sich auf den blutüberströmten Hals seines Pferdes vorgebeugt; das Blut troff aus einer klaffenden Brustverletzung. Dann waren sie verschwunden.
    Kurz darauf erscholl neuerliches, lauteres Hufgetrappel, diesmal begleitet von den schrillen Schreien der Eingeborenen, welche die Legionäre mittlerweile fürchten gelernt hatten. Ihr Kriegsgeschrei hatte einen triumphierenden Unterton, so dass den Römern ein kalter Schauer über den Rücken lief.
    »Wurfspeere bereithalten!«, rief der Zenturio; seine Männer legten die Speere an und warteten auf den Einsatzbefehl. Die Geräusche der unsichtbaren Verfolger tönten bedrohlich aus dem Nebel hervor, dann tauchten dicht hinter ihnen verschwommene graue Gestalten auf. »Werft!«
    Die Speere flogen in hohem Bogen in die Luft, verschwanden außer Sicht und krachten auf die tollkühnen Briten nieder, untermalt vom lauten Wehgeschrei von Mensch und Tier.
    »Formieren!«, rief der Zenturio. »Auf mein Kommando … Im Laufschritt … los!«
    Die kleine Kolonne setzte sich zur fernen Zuflucht des letzten Evakuierungsschiffs hin in Bewegung. Der Zenturio marschierte nebenher und behielt besorgt den Nebel im Auge, der hinter ihnen den Weg verschluckte. Die Speersalve
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