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Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung

Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung

Titel: Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung
Autoren: V.C. Andrews
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schüttelte den Kopf, als eines der anderen Mädchen ihn auffordern wollte.
    »O Luke, manchmal habe ich das Gefühl, dich anderen wegzunehmen, indem ich dich zum Vater meines Kindes mache.«
    »Sei still«, flüsterte er und legte mir seinen Finger auf die Lippen. »Es ist unser Kind, und du nimmst mir nichts, was ich gern hätte.«
    »Du siehst müde aus, Angel«, fügte er dann hinzu. »Laß uns nach Hause gehen. Ich hatte genug zu essen und zu trinken.«
    »Aber es macht dir doch solchen Spaß, Luke.«
    »Ich wäre lieber mit meinem Engel allein zu Hause«, sagte er.
    Mein Herz war wieder heil und ganz. Als wir an jenem Abend zur Hütte zurückkehrten, lachten wir alle und redeten aufgeregt durcheinander, bis wir uns schlafen legten. Luke und ich krochen unter unsere Steppdecke und umarmten uns. Nie hatte ich mich geborgener und glücklicher gefühlt. Ab und zu strampelte das Baby, und Luke, der sich an mich preßte, konnte es auch spüren.
    »Ich weiß ja nicht, ob es ein Junge oder ein Mädchen ist«, sagte er, »aber was es auch sein mag, es hat deinen Stolz und deinen Mut, Angel. Ich werde nie vergessen, wie du die reichen Leute heute angesehen hast, bis sie die Augen niedergeschlagen haben.«
    »Und ich werde nie vergessen, wie gut du ausgesehen hat und wie viele Mädchen dir schöne Augen gemacht haben, Luke Casteel.«
    »Ach, hör schon auf.«
    »Es sieht ganz so aus, als hätten wir unserem Kind jede Menge zu erzählen, wenn er oder sie alt genug ist, um zuzuhören und zu verstehen, was wir sagen, nicht wahr, Luke?«
    »Ja, soviel steht fest«, sagte er. Er küßte mich und hielt mich im Arm.
     
     
    Ende November schneite es. Mit dem Anbruch der Nacht kam die beißende Kälte und legte sich wie eine eisige Decke über die Berge. Der Wind fegte zeitweise erbarmungslos durch die Hütte, und ich hüllte mich in unsere Decke und setzte mich zu dem Kohleofen. Wenn Luke abends nach Hause kam, zog er mich an sich und rieb mich warm und verfluchte dabei die Kälte.
    Am Heiligen Abend aßen wir das beste Fleisch, das wir uns leisten konnten. Pa hatte Simon Burl einen Truthahn abgekauft, und er war stolz darauf. Ma und ich hatten Handschuhe und Pullover für Pa und Luke gestrickt, und Luke brachte Geschenke für alle mit nach Hause: neue Kämme für Ma, eine Tabakspfeife für Pa, die aus dem Strunk eines Maiskolbens geschnitzt war, und für mich etwas ganz Besonderes, was er hinter dem zerschlissenen Vorhang, der unser Schlafzimmer abtrennte, mit mir auspacken wollte.
    Ich setzte mich aufs Bett und schnürte sorgsam die Bänder auf. Dann hob ich den Deckel der Schachtel und zog das Seidenpapier zur Seite, um die schönsten Puppenkleider vorzufinden, die ich je gesehen hatte, Kleider für Angel. Er hatte ihr ein Hochzeitskleid gekauft, mit einem Schleier, dessen durchsichtiges Gewebe von einer winzigen Kappe mit Glitzersteinen herabhing. Das lange Kleid war aus weißer Spitze und mit Unmengen von funkelnden Glasperlen bestickt, und die weißen Schuhe waren aus Spitze und weißem Satin gefertigt, und sogar Seidenstrümpfe, die man an einem winzigen Strumpfgürtel festmachte, gehörten dazu.
    »O Luke, das ist ja wunderschön. Ich kann es kaum erwarten, sie anzuziehen«, rief ich aus.
    »Du hast keine ordentliche Hochzeit in einem ordentlichen Brautkleid gehabt, und ich dachte, wenigstens Angel sollte ein Brautkleid bekommen«, sagte er.
    »Wie lieb von dir, Luke.« Ich zog Angel ihre schönen neuen Sachen an, und dabei fiel mein Blick auf das Medaillon, das an ihrer Halskette hing und auf dem »In Liebe, Tony« stand. Dieses scheußliche Ding konnte ich nicht länger an Angels Hals hängen lassen. Ich riß ihr die Kette ab und warf sie mit viel Schwung aus dem Fenster. Dann kamen wir mit Angel heraus, um sie Ma und Pa zu zeigen.
    Später, als Ma und ich das Geschirr spülten, beugte sie sich zu mir herüber und flüsterte.
    »Ich hätte nie gedacht, daß mein Luke so werden könnte, Angel. Ich hatte immer Angst, er könnte genauso werden wie seine Brüder, denn er schaut ganz gern tief ins Glas, aber du hältst ihn davon ab, zu weit zu gehen. Wenn er dir weh tut, dann nur, weil er selbst schrecklich leidet. Solange er dich hat, wird er sich niemals in echte Schwierigkeiten bringen. Ich glaube, er hatte seinen Glückstag, als er dich gefunden hat.«
    »Danke, Ma«, sagte ich, und mir traten Tränen in die Augen. Sie lächelte und umarmte mich, zum ersten Mal wirklich.
    Wenn wir auch sehr arm waren und in einer
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