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Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung

Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung

Titel: Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung
Autoren: V.C. Andrews
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mir den Gesichtsausdruck meiner Mutter vor, wenn sie mich jetzt hätte sehen können. Sie wollte schon sterben, wenn sie auf Farthy mit einem staubigen Gegenstand in Berührung kam, und hier hockte ich jetzt und grub mit meinen Fingern die weiche, kühle Erde auf. Und dabei fühle ich mich gar nicht schlecht, dachte ich. Aber ich wollte mich trotzdem für Luke hübsch machen, wenn er von seinem ersten Arbeitstag in Winnerrow zurückkam.
    »Aber es ist doch auch in Ordnung, wenn ich mir hinterher die Hände wasche, mir die Nägel reinige und mir vielleicht ein paar Tropfen von der Lotion, die ich mitgebracht habe, in die Finger reibe, oder, Ma?«
    Wie sie lachte!
    »Natürlich, Kind. Verdammt, glaubst du etwa, ich würde nicht gern aussehen wie eine dieser eleganten, reichen Frauen aus Winnerrow?«
    »Vielleicht kann ich dir dabei helfen, Ma«, sagte ich. »Laß dir nachher von mir das Haar bürsten, und du kannst auch meine Handcreme benutzen.«
    Sie sah mich erstaunt an. »Hm, mal sehen.«
    Die Vorstellung schien sie zu erschrecken, aber sie ließ mich gewähren. Ich durfte ihr das Haar ausbürsten und sie frisieren. Dann holten wir ihr bestes Kleid und eines meiner Kleider heraus und machten uns so fein wie möglich, um Luke und seinen Vater zu empfangen, wenn sie von der Arbeit zurückkamen. Pa kam als erster nach Hause.
    »Was soll denn das heißen?« fragte er, als er uns auf der Veranda sah. »Heute ist doch nicht etwa Sonntag, oder?«
    »Jetzt hör mir mal zu, Toby Casteel, es braucht doch nicht Sonntag zu sein, damit ich anständig aussehe, oder?« polterte Ma. Er war bedrückt und verwirrt und wandte sich an mich, weil er verstehen wollte, was er falsch gemacht hatte. »Dir würde es auch nichts schaden, wenn du dich wäschst und dir ab und zu etwas Anständiges zum Abendessen anziehst. Schließlich bist du immer noch ein gutaussehender Mann.«
    »So, bin ich das? Wenn du das sagst, dann ist es wohl wahr«, sagte er und zwinkerte mir zu.
    »Ja, Pa, das stimmt«, bestätigte ich, und er strahlte. Er ging hinter die Hütte, badete sich in Regen wasser und zog sich dann auch seine besten Sachen an, seinen »Sonntagsstaat«. Zu dritt setzten wir uns auf die Veranda und warteten auf Lukes Heimkehr.
    Es dauerte nicht lange, bis wir seinen Lastwagen hörten, der über den Bergpfad holperte. Ab und zu hupte er.
    »Oha«, machte Ma. Sie warf mir schnell einen warnenden Blick zu. Mein Herz schlug schneller. Was war los? Was hatte das zu bedeuten?
    Luke hielt hupend vor der Hütte. Dann sprang er aus dem Wagen und ließ die Tür hinter sich offenstehen. Er preßte eine Sechserpackung Bier an sich, aber drei der Flaschen waren schon geleert.
    »Wir haben Grund zum Feiern«, rief er und lachte.
    »Was zum Teufel…«, sagte Pa.
    »Zum Henker mit dem Kerl!« fauchte Ma.
    Luke wankte umher und lächelte blöde. Dann sah er uns drei endlich genauer an.
    »Was zum…« Er deutete auf uns, als stünde jemand neben ihm. »Sieh dir die bloß an… was zum… ach so, ihr feiert auch alle.«
    »Luke Casteel«, sagte ich und stemmte die Hände in die Hüften. »Wie kannst du es wagen, so nach Hause zu kommen? Erstens hättest du mit dem Lastwagen vom Weg abkommen und verunglücken können, und jetzt siehst du auch noch so dämlich aus, daß ich heulen könnte.«
    »He?«
    »Gib’s ihm«, spornte Ma mich an.
    »Wir bemühen uns hier, um alles schön zu machen, und dann kommst du betrunken nach Hause.« Ich drehte mich hastig um. Tränen strömten über mein Gesicht, als ich in die Hütte stürmte.
    Ich ließ mich auf unsere Matratze fallen und weinte. Kurz darauf folgte mir ein wesentlich nüchternerer Luke Casteel. Er kniete sich neben mich hin und strich mir übers Haar.
    »O Angel«, sagte er. »Ich habe mich doch nur für uns gefreut und wollte feiern. Ich habe die Arbeit bekommen und zudem noch herausgefunden, daß ich verbilligtes Bauholz kaufen kann.«
    »Das ist mir ganz egal, Luke. Wenn du etwas zu feiern hast, dann solltest du warten und es mit uns zusammen feiern. Ich habe dir doch schon gesagt, daß mir das viele Bier Sorgen macht, und du hast mir versprochen, weniger zu trinken. Und jetzt muß das passieren.«
    »Ich weiß, ich weiß. Oh, es tut mir so leid«, stammelte er. »Ich werde die übrigen Bierdosen nehmen und sie vom Berg werfen«, gelobte er. »Und wenn du mir nicht verzeihst, stürze ich mich gleich hinterher.«
    »Luke Casteel«, schrie ich und drehte mich zu ihm um. »Sag nie so etwas. Niemals!« Meine
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