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Cash

Titel: Cash
Autoren: Richard Price
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worauf kein Staatsanwalt scharf ist, also kommt er zu Ihnen, dem Vater des Opfers, und sagt was wie >Wir können ihm das volle Viertel aufbrummen, aber damit Sie nicht die ganze Geschichte noch einmal vor Gericht durchleben müssen, lasse ich seinen Anwalt auf zwanzig plädieren, und dann haben Sie Ihre Ruhe.<«
    »Hm.«
    »Was der Staatsanwalt Ihnen aber nicht sagt, ist, einmal drin, werden aus zwanzig bei guter Führung eher fünfzehn.«
    »Fünfzehn?« Billy sah langsam auf. »Wie alt ist er noch mal?«
    »Siebzehn«, sagte Matty. »Mit zweiunddreißig also wieder auf der Straße.«
    Billy wand sich in seinem Sessel, als quälte ihn sein Rücken. »Tut mir leid, ich versuche nur, Ihnen ein realistisches Bild zu malen.«
    »Ich will seinen Namen nicht wissen.« Billy karrte in seinem Stuhl umher.
    »Verstehe ich«, sagte Matty geduldig und schenkte sich noch ein paar Zentimeter aus der Flasche ein, die er hinter der dunklen Bar aufgetrieben hatte.
    »Drinnen oder draußen, in meinem Leben wird er immer sein.« Mattys Telefon klingelte. »Verzeihung.« Er wandte sich ab. »Hast du was zu schreiben?« Seine Ex. »Ja.« Machte keine Anstalten, einen Stift zu suchen. »Adirondack Trailways 4432, Ankunft Port Authority morgen Viertel nach vier.«
    »Nachmittags oder nachts?«
    «Rate mal.«
    »Schön, egal.« Er warf Billy einen Blick zu. »Hey, Lindsay, warte.« Matty senkte die Stimme, den Kopf. »Was isst er denn gern?«
    »Was er isst? Alles Mögliche. Er ist ein Junge, kein Tropenfisch.«
    Kein Tropenfisch; Matty legte wütend auf - Lindsay immer mit ihrem Gift, ihrer Arroganz. Er leerte das vierte Glas und funkelte Billy an. »Eine Frage ... Sind Sie noch hier unten?«
    »Mehr oder weniger.« Billy wandte den Blick ab.
    »Mehr oder weniger?«
    »Ich brauche einfach ...«
    »Denn ich will Ihnen mal was sagen«, sagte Matty. »Sie haben eine nette Familie, wissen Sie das?«
    «Danke.«
    Matty stockte ... »Machen Sie keinen Doppelten und Dreifachen draus.«
    »Machen Sie was?«, fragte Billy.
    Matty hielt sich noch einen Augenblick zurück - Scheiß drauf, beugte sich vor in seinem Rattansessel und stützte die Ellbogen auf die Knie. »So wird's laufen.« Er wartete auf Billys Blick. »Wie Sie's auch drehen, es wird noch lange hart für Sie und Ihre Angehörigen, okay? Aber ich schwöre bei Gott, wenn Sie sich weiter so wegducken, machen die anderen in Ihrem Haushalt bald dasselbe auf ihre Art, und das geht nicht gut aus.« Matty atmete ein. »Wer hat den Wodka ausgetrunken, gestern war noch eine ganze Flasche da, wo sind meine Schlaftabletten, gestern war noch ein ganzes Röhrchen da, hier ist Officer Jones, ich habe Ihren Sohn bei mir, Ihre Tochter bei mir, Ihre Frau, Ihren Mann, zum Glück ist keiner umgekommen, aber den Alkomat haben sie nicht geschafft, den Alkomat haben sie verweigert, hier ist der stellvertretende Schulleiter Smith, Ihr Sohn hat sich wieder geprügelt, Ihre Tochter war wieder bekifft, betrunken, eine Waffe in seinem Spind gefunden, eine Tüte Haschisch in ihrem Spind, hier ist die Happy-Valley-Rehabilitation, hier ist das Familiengericht, hier ist das achte Revier, die Notaufnahme, das Beerdigungsinstitut, vielleicht ein Unfall, vielleicht etwas anderes, dafür ist die Autopsie da, aber nur, damit Sie's wissen, wir haben sie hinten in einem Club gefunden, in einem Motelzimmer, an einer Bushaltestelle, in einem Müllcontainer, um einen Baum gewickelt, an einem Telefonmast... Die arme Marcus-Familie, da haben sie letztes Jahr ihren Sohn verloren, und nun dies.« Billy starrte ihn mit offenem Mund an und hob eine Hand wie ein Stoppschild, aber Matty konnte nicht aufhören. »Hören Sie mich? Wenn jetzt einer dem anderen die Tür vor der Nase zuschlägt, ich versichere Ihnen, ich verwette meine Pension darauf, bleibt noch einer auf der Strecke.«
    «Nein, Sie verstehen das nicht.«
    »Ich meine, Himmelherrgott, wenn ich so eine Frau hätte ...«
    «Ich weiß, ich weiß.«
    »... und so ein Kind. Die Schwester, das Mädchen.«
    «Nina«, sagte Billy, als schämte er sich.
    »Wissen Sie eigentlich, was sich unter dieser Bandage verbirgt? Oder wollen Sie's lieber nicht wissen.«
    Die Knie ratterten auf und nieder wie Kolben, Billy kippte sein drittes Glas, als hätte er sich verspätet, machte aber keine Anstalten aufzustehen.
    Mattys Telefon klingelte wieder. »Was denn jetzt noch?«
    »Bitte?«, fragte Yolonda.
    »Entschuldigung, ich dachte ...«
    »Wir haben einen Toten in den Cahans.«
    »In den
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