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Cash

Cash

Titel: Cash
Autoren: Richard Price
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Cahans?«
    »Das sagte ich gerade.« Dann: »Du klingst, als würdest du Glas kauen.«
    »Als was?«
    »Bist du zu breit dafür?«
    «Nein, alles in Ordnung.«
    «Ehrlich?«
    »Bin gleich da. Wo in den Cahans?«
    «Ich hol dich ab«, sagte sie. »Ich bin Clinton Ecke Delancey.«
    »Was bedeutet, du bist im Chinaman. Scheiße, und noch nicht mal dunkel.«
    »Clinton und Delancey.« Matty legte auf und richtete sich mühsam auf.
    »Wo gehen Sie hin?«, fragte Billy. »Herrgott, ich bin hackedicht.«
    «Kann ich helfen?«
    »Sie haben genug geholfen.« Matty riss die Augen auf, um Luft heranzulassen. »Gehen Sie nach Hause.«
    «Ich muss nur noch mal zurück ...«
    «Wohin, ins Hotel? Warum. Was ist da.« Billy sah ihn an.
    »Billy ...« Matty legte eine Hand auf sein Knie. »Ihr Sohn ist nicht mehr hier unten. Gehen Sie nach Hause.«
    Im dunklen Raum schienen Billys Augen zu glühen, dann trübe zu werden, als er sich, wie Matty hoffte, ins Unvermeidliche fügte, allerdings saß er immer noch da, als Matty sich durch die leeren Tische hindurchschlängelte und zu einer Seitentür hinaus zum nächsten Kunden aufmachte.
     
    Als er endlich in den Cahans ankam, entstand bereits ein Schrein, zwei offene, auf die Seite gekippte Lebensmittelkartons als Herberge für ein halbes Dutzend Botanica-Kerzen. Einige zellophanverpackte Blumensträuße auf dem Gehweg. Iacone und ein neuer Kollege, Margolies, ein Officer frisch von der Zivilstreife, befragten bereits potentielle Zeugen.
    Der Tote, nach einem Herzschuss wie ein Seestern ausgefächert auf dem Pflaster vor einer Siedlungsbank, war ein Jugendlicher aus den Cahans, Ray-Ray Rivera. Er trug ein übergroßes weißes T-Shirt und knielange Shorts; unter dem zeltförmigen T-Shirt ein beachtlicher Berg Bauch.
    Zwei Trauben weinender Menschen standen zu beiden Seiten des Tatortbands - eine Gruppe von Mädchen, eine andere mit älteren Leuten, wiederum hauptsächlich Frauen, die um einen kleinen stämmigen, weißhaarigen Mann in einer Guayabera herumstanden, dessen rotes Gesicht vor Trauer verzogen war. Keine Jungen oder Männer auch nur annähernd im Alter des Opfers.
    Die Spurensicherung war noch nicht da.
    »Feine Freunde«, sagte Iacone.
    »Wo sind sie?«
    »Eben.«
    »Aber waren sie hier?«
    »Scheint so. Na ja, werden wir finden. Wo zum Teufel sollen die schon hingehen?«
    »Und die?« Yolonda nickte zu den Mädchen. »Mit ihnen gesprochen?«
    »Das wollte ich dir überlassen.«
    »Kameras?« Matty blinzelte zu einem schmalen Ladenstreifen auf der anderen Straßenseite.
    »Keine funktionierende«, antwortete Iacone.
    Yolonda musterte die Seniorengruppe und konzentrierte sich dann auf den weinenden Mann in der Mitte. »Ach du Scheiße, den Mann kenne ich, dem gehört der Süßwarenladen um die Ecke, hab dort schon als kleines Mädchen Bolita gespielt. Was, wieso ist der hier?«
    »Das ist sein Enkel.«
    »Das ist nicht dein Ernst, sein Enkel? Sein Sohn ist auch erschossen worden. Oh, mein Gott, Matty, erinnerst du dich, vor fünf Jahren in der Sherrif Street? Angel Minoso? Gott. Der Mann jongliert hier seit vierzig Jahren mit Zahlen und kein Kratzer. Und jetzt sein Enkel?«
    »Weiß er irgendwas?«, fragte Matty.
    »Glaub nicht«, sagte Iacone, »sie haben ihn geholt, als es schon passiert war.«
    Yolonda trat zur Leiche. »Die Mädchen da«, sagte sie zu dem Neuen, »schaffen Sie die alle auf die Wache.«
    »Mit einigen habe ich schon geredet«, sagte er. »Ja?« Sie zog ihre Handschuhe an. »Und?«
    »Nichts gesehen, sie haben irgendwas über einen Schwarzen aus Brooklyn gehört, aber anscheinend kannte den keiner.«
    «Nein? Woher wussten sie dann, dass er aus Brooklyn ist?«
    «Hab ich auch gefragt.«
    «Ja? Und?«
    Er sah Yolonda an, dann die Mädchen, von denen zwei bereits abwanderten.
    »Ab auf die Wache.« Yolonda sah, wie der Neue mit ausgebreiteten Armen auf die Mädchen zuging, als wollte er streunende Hunde einfangen.
    »Wer ist das noch mal?«, fragte sie Matty.
    »Irgendwer Margolies.« Matty zuckte mit den Schultern. »Wir sollten die Zettel in den Kästen da drüben auch noch prüfen.«
    »Ja, aber nicht vor den Leuten«, sagte Yolonda.
    »Ich meinte nicht jetzt«, brummte Matty etwas beleidigt und trollte sich, dabei dachte er an den Unterschied zwischen Raymond Riveras und Ike Marcus' Schrein.
    Er würde ums Verrecken beteuern, dass ihm alle Opfer gleich wichtig waren, dass es nur eins gab, was ihn ganz besonders aufheizte, und zwar nicht Schicht oder
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