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Cash Out (German Edition)

Cash Out (German Edition)

Titel: Cash Out (German Edition)
Autoren: Greg Bardsley
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wenn man sich den Kurs ansieht, der immer neue schwindelerregende Höhen erreicht.
    Was für ein blödes Dilemma.
    Die Geschichte von FlowBid ist nur eine von vielen, wie sie sich während der letzten zehn Jahre abgespielt hat, im ganzen Silicon Valley und sogar die Halbinsel rauf bis nach San Francisco. Google. Facebook. NetApp. Die wiedergeborene Apple Inc. Gemeinsam mit Hunderten kleinerer Unternehmen befeuern sie diesen zweiten Internet-Boom – dazu kommen auch noch explodierende Immobilienwerte und billige Darlehen. Der Dotcom-Crash vor acht Jahren? Diese neuen Wirtschaftswissenschaftler, die vor einem Sturm warnen, der sich vor der Küste zusammenbraut? Die Möglichkeit, dass alles wie ein Kartenhaus zusammenbricht?
Keine Ahnung
– alles nur Störrauschen. Mäßigung? Vorsicht? Was für Loser! Also kommen jedes Jahr mehr und immer mehr Menschen auf der Suche nach dem großen Glück und Geld in die Gegend, aus dem ganzen Land, aus der ganzen Welt, jagen die Mieten und Immobilienpreise in die Stratosphäre, verstopfen die Highways in einer unendlichen Prozession von BMW s und Audis und Porsches, überschwemmen noble Restaurants und schicke Wellness-Oasen, versperren die Gänge zwischen den Regalen der Biosupermärkte und verlängern die Schlangen in Espresso-Bars. Und gleichzeitig bringen sie einen völlig neuen Lebensstil in die Bay Area: Raus mit verstaubten Werten wie Balance, Toleranz und Vielfalt und her mit schnellem, leichtverdientem Reichtum, unstillbarer Gier, irrwitzigen Arbeitszeiten, eigenbrötlerischer Arroganz und extremer Gleichgültigkeit gegenüber allem, was älter als fünf Jahre ist.
    Meine Welt befindet sich in Schieflage.
    Der Ort, an dem ich aufgewachsen bin, existiert nicht mehr.
    Ich will hier weg.
    Noch vor wenigen Jahren glaubte ich, etwas bewirken, etwas verändern zu können. Ich arbeitete als Reporter, stellte Leute an den Pranger, die anderen Menschen schadeten, Leute, die Dinge an sich nahmen, die ihnen nicht gehörten, während ich gleichzeitig Menschen ins Rampenlicht holte, die erstaunliche Dinge taten, Menschen, die mehr von ihrer Regierung erwarteten. Ich berichtete über Themen, die echten Menschen etwas bedeuteten, Themen, die das IT -Geschwätz klein und nichtig erscheinen ließen, das heute mein Leben beherrscht.
    Heute befinde ich mich auf der Seite der Anzugtypen, heute habe ich mit Leuten wie Janice aus der Finanzbuchhaltung zu tun.
    Nehmen wir zum Beispiel gestern. Janice taucht urplötzlich an meinem Schreibtisch auf, das Gesicht verzerrt und angespannt.
    «Waddlington benötigt das PMO -Ursprungsdokument für die P 5 s bis EOB . Und falls Sie die POD -Ergebnisse nicht früher bekommen können, müssen wir die P 6 er in die FOD packen, und das schließt die L 2 s und L 6 er ein.»
    «Ähm …» Ich blinzle sie irritiert an. «Ich schreibe Reden. Ich glaube, da haben Sie wohl den Falschen erwischt.»
    Ihre Miene spannt sich an. «Nein, das habe ich nicht.»
    «Häh?»
    «Beth Gavin hat mich geschickt. Sie ist Stephen Fitzroys –»
    «Chefassistentin. Ja, das weiß ich.»
    Beth Gavin liebt solche Sachen: mich mit Scheißaufträgen eindecken, Aufträge, die so gar nichts mit meinem Job zu tun haben, die mich ablenken und aus der Spur bringen. Das ist genau Beth Gavins Ding.
    Janice fügt hinzu: «Und vergessen Sie nicht die SWAT -Berichte für die L 10 er und L 16 er in der FOD .»
    Mein Mund ist dermaßen trocken, dass es sich anfühlt, als könnte er jeden Moment aufreißen.
Wie bin ich nur hier gelandet?
Ist ja nicht so, dass sich hier sonst irgendwer über so etwas Gedanken macht. Die sind alle viel zu sehr damit beschäftigt, über
den Neuen
zu quatschen.
    «Fitzroy ist begeistert von dem Neuen», erzählt mir Barbara aus dem Einkauf immer wieder.
    «Ach, ist das wahr?»
    «Ein Querdenker», sagt sie. «Das sagen zumindest alle. ‹Querdenker, Querdenker.› Ständig und immer wieder.»
    Der neue Typ sieht überhaupt nicht aus wie wir anderen. Er hat diese
Das-geht-mir-voll-am-Arsch-vorbei
-Mentalität drauf. Ein langer, dunkler Bart, der ihm fast bis ans Brustbein reicht. Volles, lockiges schwarzes Haar. Große, wuchtige Tribal-Tattoos auf seinen langen, muskulösen Armen. Dunkle Sonnenbrille, die er auch drinnen trägt. Derbe, dunkelgraue Jeans, abgetragene T-Shirts und große schwarze Stiefel. Ja, er ist schon ein echt schriller Anblick hier bei FlowBid.
    Ich wünschte, ich könnte mich so anziehen wie der neue Typ. Und dann wird mir klar,
in ein paar Tagen
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