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Carvalho und das Mädchen, das Emmanuelle sein sollte

Carvalho und das Mädchen, das Emmanuelle sein sollte

Titel: Carvalho und das Mädchen, das Emmanuelle sein sollte
Autoren: Manuel Vázquez Montalbán
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sein Geständnis fortsetzte.
    Â»Ich habe ihn niedergeschlagen, damit er aufhört, mich zu verhöhnen, und sie habe ich erstochen, um die Polizei auf die falsche Fährte zu bringen, aber auch, um ihr zu beweisen, dass auch ich Phantasie habe. Du hast einfach keine Phantasie, hat sie ständig gesagt. Und den letzten Stich habe ich ihr dahin verpasst, ja, genau dahin, wohin Sie denken, und dabei habe ich gesagt: Nimm das, damit du da oben nicht rumvögelst.«
    Cayetano zeigte zum Himmel und grinste, aber das Grinsen sollte ihm schnell vergehen, denn Lifante trat dicht an ihn heran und packte ihn mit zwei harten, grausamen Fingern am Kinn.
    Â»Was hast du gesagt? Wohin hast du sie gestochen?«
    Â»Da unten hin. In die Fotze. In die Muschi, wie sie immer sagte.«
    Â»Du hast ihr ins Herz gestochen, zweimal!«
    Â»Das hätte ich mich nicht getraut! Nicht ins Herz! Tun Sie mir nichts an, Señor Lifante!«
    Er wollte erreichen, dass die Pflichtverteidigerin eingriff, denn Lifantes Finger näherten sich schon wieder seinem Kinn.
    Â»Das hättest du dich also nicht getraut. Stattdessen hast du ihr in die Fotze gestochen, wie du behauptest!«
    Cayetano springt auf, von einem Wutanfall gepackt, der in einen epileptischen Anfall übergeht. Mit verdrehten Augen und Schaum vor dem Mund fällt er zu Boden. Über ihm schweben Augen und Hände, die nicht einzugreifen wagen.
    Â»Jemand muss ihm einen Bleistift unter die Zunge stecken! Wenn er sich auf die Zunge beißt, wenn er sie abbeißt, wird er nicht reden.«
    Â»Aber er sabbert.«
    Â»Muss ich das etwa selber tun?«
    Schließlich macht es der Magister in neuer Armut und Bettelei, während Lifante die Lage unter Kontrolle bringt. Die Verteidigerin fragt, ob das mit den Stichen wahr sei und was die Albernheit solle, etwas zu verheimlichen, was bei der Gerichtsverhandlung ohnehin herauskäme. Ins Herz, wiederholt Lifante zweimal, als würde er jemandem zweimal ins Herz stechen oder als würde ihm selbst zweimal hintereinander ins Herz gestochen. Das heißt, mein Mandant ist unschuldig, verkündet die blonde Anwältin, Sie alle haben gehört, dass er sich geirrt hat, als er Ihnen zeigte, wohin er gestochen hat, er wurde gezwungen, die ganze Scheiße zu schlucken. Das Wort Scheiße aus dem ungeschminkten Mund der Blondine ließ die Herzen von Lifantes Brigade weich werden. Mein Mandant ist unschuldig. Als Cayetano das Bewusstsein wiedererlangte, war er derselben Meinung.
    Â»Ich habe niemanden getötet. Ich habe nie einen Baseballschläger besessen! Ich hatte nur Angst vor dem Dicken.«
    Â»Jetzt kommt er uns auch noch mit einem Dicken.«
    Â»Der Dicke hat gesagt, kein Mensch würde sich für das Verschwinden eines Bettlers interessieren und ich solle besser kooperieren, ein Verbrechen aus Leidenschaft sei etwas ganz Normales, erst recht unter Bettlern. Er hat gesagt, die ungeschriebenen Gesetze von uns Bettlern wären der Gesellschaft egal, sie würde sehr tolerant mit ihren Übertretungen umgehen, ähnlich wie bei den Tieren. ›Bist du es nicht leid, Cayetano, dir ständig Dokumentarfilme im Fernsehen anzuschauen, wo hässliche Viecher die niedlichen auffressen? Interessiert das die Leute? Nein. Das ist das Gesetz des Dschungels. Ihr Penner habt eure Gesetze.‹ Ich war total verängstigt. Sie alle machen mir Angst, vor allem Sie, Curro, Sie machen mir richtig Angst.«
    Â»Red keinen Scheiß!«
    Â»Und dann der Dicke mit seinen Schlägertypen. Die haben mir mit Baseballschlägern gegen das Schienbein geschlagen. Deshalb wollte ich einen Pflichtverteidiger. Außerdem heißt es, in Spanien würden Obdachlose als Versuchskaninchen für biologische Waffen und neuartige Viren benutzt.«
    Â»Auch das noch.«
    Cayetano bat darum, allein mit Lifante sprechen zu dürfen, und humpelte in die Ecke, die der Polizist gewählt hatte.
    Â»Das mit dem dicken Argentinier habe ich mir nicht ausgedacht, Inspektor. Und in diesem Haus ist er kein Unbekannter. Ich schwöre. Er wurde mehr als einmal gesehen, wie er hier war, um mit dem Herrn Polizeipräsidenten zu reden, mit Ihrem Polizeipräsidenten. Verstehen Sie, Lifante?«
    Cayetano schenkte dem Inspektor das schönste seiner lückenhaften Lächeln, auf den Lippen noch der schönste Speichel seiner spektakulärsten Epilepsie. Lifante nahm sein Jackett und murmelte beim
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